TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda)- Montag, 10. Mai 2010
SANITAS KPT 1: In der Krankenversicherung entsteht ein neues Branchenschwergewicht: Die Zürcher Sanitas und die Berner KPT wollen zusammen die drittgrösste Krankenkasse am Schweizer Markt bilden. Im schwierigen Gesundheitsumfeld zähle gemeinsame Stärke, betonen beide Partner. Zusammen kommen die beiden Unternehmen in der ganzen Schweiz auf 1,2 Mio. Kunden, davon rund 920’000 in der Grundversicherung. Damit rückt die SanitasKPT Versicherungen genannte neue Gruppe näher zu den Marktführern Helsana und CSS auf, wenn die Fusion Mitte 2012 über die Bühne ist. Die Markennamen Sanitas und KPT bleiben erhalten. Gemeinsam kommen die beiden Kassen gegenwärtig auf Prämieneinnahmen von 3,4 Mrd. Franken.
Sanitas/KPT 2: Der Zusammenschluss der Krankenkassen Sanitas und KPT ist für Experten ein Zeichen dafür, dass der Wettbewerb in der Branche funktioniert. Anhaltender Spardruck und schwindende Reserven dürften vor allem bei kleineren Versicherern zu weiteren Kooperationen führen. Für den Krankenkassenverband santésuisse zeigt der Zusammenschluss von Sanitas und KPT, dass der Wettbewerb unter den Krankenversicherern funktioniert. Mit seinem Kostenbewusstsein verlange der Kunde Strukturbereinigungen und entscheide welche Kassen überlebten. Santésuisse wünschte sich eine ähnliche Strukturbereinigung bei den Spitälern, Ärzten und Apotheken. Möglicherweise werde der Konzentrationsprozess bei den Kassen in den nächsten Jahren noch beschleunigt verlaufen, sagte santésuisse-Sprecher Felix Schneuwly auf Anfrage.
STARRAGHECKERT: Der Fräsmaschinen-Hersteller StarragHeckert hat im ersten Quartal 2010 einen Rückschlag erlitten. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen noch 1,5 Mio. Franken, verglichen mit 4,8 Mio. Fr. in der Vorjahresperiode. Vor Zinsen und Steuern verblieb ein Betriebsgewinn (EBIT) von 2,1 (Vorjahresperiode: 6,4) Mio. Franken. Der Umsatz sackte innert Jahresfrist um 33 Prozent auf 48,7 Mio. Fr. ab, wie das Unternehmen mitteilte. Die Zukunft sieht kaum rosiger aus: Denn der Auftragseingang ging im ersten Quartal um 28 Prozent auf 33,6 Mio. Fr. zurück. StarragHeckert macht die ungenügende Kapazitätsauslastung der Kunden dafür verantwortlich.
SWISS LIFE: Dank eines starken Anlageergebnisses hat der Lebensversicherungskonzern Swiss Life die Erträge in der beruflichen Vorsorge in der Schweiz 2009 deutlich steigern können. Die Gesamteinnahmen stiegen von 6,32 Mrd. Fr. im Vorjahr auf 7,60 Mrd. Franken. Den Versicherten lässt die Swiss Life 2,40 Mrd. Fr. zukommen, das sind 36,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Ausschüttungsquote (Legal Quote) liegt bei 92,1 Prozent, wie die Gesellschaft bekannt gab. Gesetzlich vorgeschrieben sind 90 Prozent. Die Verzinsung liegt ebenfalls über den Mindest-Garantien.
UBS: Die Grossbank UBS will ihre Netzwerk-, Telefonie- und Multimedia-Dienstleistungen (Managed Network Services) an einen externen Dienstleister auslagern. Betroffen sind 350 Mitarbeitende, davon 100 in der Schweiz. Die Mitarbeiter wurden letzte Woche über die Pläne der UBS orientiert. Ein UBS-Sprecher bestätigte auf Anfrage entsprechende Informationen des Online-Portals «20min.ch». Den Namen des IT-Dienstleisters gab die UBS nicht bekannt, da noch kein Vertrag unterschrieben wurde. Laut dem Online-Bericht handelt es sich um die US-Gesellschaft CSC. Diese soll rund 90 Prozent der Angestellten übernehmen.
RHEINHÄFEN: Die Schweizerischen Rheinhäfen registrieren eine Krisen-Flaute: Im ersten Quartal wurde ein Fünftel weniger an Basler Quais umgeschlagen als in der Vorjahresperiode. Während die Ölimporte über einen Drittel nachliessen, legten die Stahl-Importe über 40 Prozent zu.Die Schweizerischen Rheinhäfen registrieren eine Krisen-Flaute: Im ersten Quartal wurde ein Fünftel weniger an Basler Quais umgeschlagen als in der Vorjahresperiode. Während die Ölimporte über einen Drittel nachliessen, legten die Stahl-Importe über 40 Prozent zu.
NAVYBOOT: Beim Schweizer Modeunternehmen Navyboot übernimmt der 34-jährige Adrian Margelist den Posten des Chefdesigners. Bisher war Flaviano Bencivenga, der Sohn des Firmengründers Bruno Bencivenga, für die Kollektionen verantwortlich. Der verlässt das Unternehmen. Damit wird kein Mitglied der Gründerfamilie mehr bei Navyboot arbeiten. Das Unternehmen wurde Mitte 2008 von der Gaydoul-Group der einstigen Denner-Besitzerfamilie übernommen und strategisch neu ausgerichtet. Verwaltungsratspräsident Philippe Gaydoul sprach von ersten Erfolgen mit der neuen Strategie.
WICOR: Die Technologiegruppe Wicor mit Sitz in Rapperswil-Jona hat im vergangenen Jahr den Markteinbruch im Autozuliefergeschäft gespürt. Der Umsatz ging um 9 Prozent auf 669 Millionen Franken zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Dank frühzeitiger Restrukturierung sei das Geschäftsjahr 2009 aber dennoch erfreulich verlaufen. Wicor (Weidmann International Corporation), weltweit an 30 Standorten tätig, baute den Mitarbeiterbestand um gut 300 auf 3678 ab.
IPAD: Das Ende Mai in der Schweiz erhältliche iPad von Apple ist ein Computer im Schiefertafel-Format mit buchfähigem Farbbildschirm und Fingerbedienung. Doch Apples Ideen sind nicht neu, und die Konkurrenten bieten Alternativen. Es geht um die Herrschaft im Milliarden-Markt mit digitalen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen. Noch in den 60er-Jahren krakelten Schulkinder mit Kreiden erste Buchstaben auf Schiefertafeln. Die Technik hatte viele Vorteile: Fehler liessen sich durch einfache Schwammgesten korrigieren, einmaliges Umblättern war einfach und der drucksensitive Stift schützte im Notfall zerbröselnd die Tafel vor Beschädigungen.
SCHULDENKRISE 1: Die Schuldenkrise in der Eurozone zwingt auch die Währungshüter zu ungewöhnlichen Schritten: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich überraschend erstmals seit Gründung der Währungsunion zum Ankauf von Staatsanleihen bereit erklärt. Wie die EZB nach Verabschiedung eines gigantischen, viele hundert Milliarden Euro schweren Rettungsschirms der Euro-Länder mitteilte, wird sie am öffentlichen und privaten Anleihemarkt in grossem Stil aktiv werden. Über den Umfang der Interventionen, zu denen noch umfangreiche Stützungsmassnahmen für den Geldmarkt und das Bankensystem kommen, werde der EZB-Rat noch entscheiden, hiess es weiter. Die Notenbank gibt damit ihren Widerstand gegen den Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Ländern auf.
SCHULDENKRISE 2: Führende Zentralbanken, darunter die Schweizerische Nationalbank (SNB), versuchen in einer konzertierten Aktion die Geldmärkte zu beruhigen. Mit Währungstauschgeschäften wollen sie die Märkte ausreichend mit Dollar versorgen. Die SNB, die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank of England, die Bank of Canada und die Bank of Japan vereinbarten die Wiedereinführung von Swap-Geschäften, mit denen sie untereinander Devisen austauschen. Bereits auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hatten die Notenbanken auf diese Weise weltweit in den Markt eingegriffen. Erklärtes Ziel der gemeinsamen Aktion ist es, die Liquidität auf den Dollar-Geldmärkten zu verbessern und die Ausbreitung der Spannungen auf andere Finanzzentren zu verhindern, wie es in einer Mitteilung der SNB heisst.
ROYAL BANK OF SCOTLAND: Die teilverstaatlichte britische Krisenbank Royal Bank of Scotland (RBS) will in Grossbritannien weitere 2600 Jobs streichen. Die Stellen würden in den kommenden Monaten im Versicherungsbereich und im Geschäft mit Privatkunden wegfallen, teilte die Bank mit. Damit hat RBS seit Beginn der Bankenkrise 22 600 Jobs gestrichen – 16’600 davon in Grossbritannien. Die britische Regierung musste die Bank im Jahr 2008 retten und ist heute mit rund 84 Prozent an ihr beteiligt.
FANNIE MAE: Der US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae hat in den ersten Monaten 2010 erneut Milliarden verloren und braucht nun neues Steuergeld zum Überleben. Im ersten Quartal 2010 machte das Unternehmen einen Verlust von 11,5 Mrd. Dollar. Der US-Hypotheken-Finanzierer braucht nun weitere 8,4 Mrd. Dollar Staatsgeld, um die Verluste auszugleichen. Die US-Regierung hatte dem Unternehmen erst Ende März weitere 15,3 Mrd. Dollar bewilligt, um die Pleite des Finanzinstituts zu verhindern. Fannie Mae und der andere grosse US-Baufinanzierer Freddie Mac werden seit September 2008 von der Regierung kontrolliert. Diese hatte eingegriffen, um einen Kollaps der beiden Institute und damit des gesamten US-Kreditmarktes für Immobilien zu verhindern.
DEUTSCHE EXPORTE: Die deutschen Exporte sind im März so stark gestiegen wie seit fast 18 Jahren nicht mehr. Sie legten um 10,7 Prozent im Vergleich zum Februar zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. «Das war der kräftigste Anstieg seit Juli 1992 mit 11,5 Prozent», sagte ein Statistiker. Im Februar war das Wachstum mit 5,1 Prozent nicht einmal halb so stark ausgefallen. Die Unternehmen verkauften Waren im Wert von 85,6 Mrd. Euro ins Ausland – 23,3 Prozent mehr als im März 2009. Allerdings waren die Exporte vor einem Jahr mit 16,1 Prozent auch sehr kräftig eingebrochen. Überdurchschnittlich stiegen die Exporte ausserhalb Europas.
WARREN BUFFETT: Warren Buffetts Berkshire Hathaway präsentiert den besten Quartalsabschluss seit drei Jahren – dank der Übernahme der Eisenbahn-Gesellschaft Burlington Northern Santa Fe sowie einer Markterholung bei den Verkäufen von Diamanten und Luxusflügen. Der Umsatz stieg im ersten Quartal 2010 um 41 Prozent auf 32 Mrd. Dollar, wie die Wirtschaftsagentur Bloomberg meldete. Der Gewinn stieg auf 3,63 Mrd. Dollar, nachdem Berkshire in der Vorjahresperiode einen Verlust von 1,53 Mrd. Dollar gemacht hatte. Profitiert hat der legendäre Investor von seiner 27 Mrd. Dollar teuren Burlington-Übernahme im vergangenen Februar. Dank der graduellen Erholung der US-Wirtschaft wurden deutlich mehr Güter transportiert, was 2,1 Mrd. Dollar zum Umsatzplus beisteuerte.