TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Dienstag, 18. Mai
OC OERLIKON ERHOLT SICH: Der Technologiekonzern OC Oerlikon befindet sich auf Erholungskurs. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um 11 Prozent auf 705 Mio. Franken. Im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöhte sich der Bestellungseingang um 64 Prozent auf 937 Mio. Franken. Der Betriebsverlust (EBIT) verringerte sich von 114 Mio. auf 14 Mio. Franken. Unter dem Strich schrieb das Unternehmen einen Verlust von 104 Mio. Franken, nach einem Fehlbetrag von 167 Mio. Fr. ein Jahr zuvor. Vor allem bei den Textilmaschinen stiegen die Bestellungen kräftig an. Solide Wachstumsraten gab es auch bei den anderen wichtigen Endmärkten wie der Automobilbranche, der Werkzeugherstellung, Prozessindustrie, Halbleiter, Bergbau- und der Gasbranche. Schleppend verläuft hingegen immer noch das Solar-Geschäft.
PENSIONSKASSEN LEIDEN WEITER: Die Schweizer Pensionskassen haben die Finanzkrise noch nicht ganz verdaut. Die alarmierende Unterdeckung von zwei Dritteln aller Pensionskassen vor einem Jahr ist Geschichte, doch noch sind die Deckungsgrade der Boom-Jahre vor der Finanzkrise unerreicht, zeigt die Pensionskassenumfrage von Swisscanto. Die Unterdeckung von Vorsorgeeinrichtungen, die an der Umfage der Fonds- und Anlagetochter der Kantonalbanken teilnahmen, ist 2009 im Schnitt von 92 auf 97 Prozent gestiegen. Bei den privaten Kassen lag der Deckungsgrad Ende 2009 bei 103 Prozent, momentan dürfte er bei etwa 106 Prozent liegen. Bei mehr als 85 Prozent der privaten Einrichtungen seien die Ansprüche der Versicherten mit über 100 Prozent gedeckt. Dafür waren von den öffentlich-rechtlichen Kassen immer noch drei Viertel in der Unterdeckung.
ERSTMALS UMSATZRÜCKGANG: Die weltweit in der Mess- und Automatisierungstechnik tätige Endress+Hauser-Gruppe (E+H) hat im vergangenen Jahr wegen der Wirtschaftskrise erstmals in ihrer Geschichte einen Umsatzrückgang verbuchen müssen. Der Gewinn brach um über 40 Prozent ein. Der Umsatz des 1953 gegründeten Familienunternehmens mit Sitz in Reinach BL sank 2009 um 9,5 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr rechnet E+H dagegen wieder mit einer Umsatzsteigerung von bis zu 10 Prozent. Beim Betriebsergebnis musste das Unternehmen einen Einbruch um 46,6 Prozent auf 83,9 Mio. Euro verbuchen. Der Reingewinn schrumpfte um 43,6 Prozent auf 59 Mio. Euro. Um Arbeitsplätze zu sichern, hätten Unternehmensleitung und Familienaktionäre bewusst einen niedrigeren Gewinn in Kauf genommen.
SONOVA MIT REKORDUMSATZ: Der weltgrösste Hörgeräte-Hersteller Sonova hat seine Stellung im vergangenen Geschäftsjahr weiter stärken und die Margen erhöhen können. Der Umsatz der früheren Phonak stieg um 20,1 Prozent auf rekordhohe 1,50 Mrd. Franken. 5,4 Prozentpunkte des Wachstums stammten aus Übernahmen. Die Integration der neu akquirierten Geschäfte von Advanced Bionics und InSound Medical verlaufe wie geplant. Mit einem organischen Umsatzwachstum von 18,4 Prozent in Lokalwährungen habe Sonova das Marktwachstum der Hörgeräteindustrie deutlich übertroffen, hiess es weiter. 77 Prozent des Umsatzes seien mit Produkten erzielt worden, die innerhalb der letzten zwei Jahre lanciert wurden. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 24,9 Prozent auf 354,8 Mio. Franken.
AUSWÄRTS ESSEN BELIEBT TROTZ KRISE: Herr und Frau Schweizer sind 2009 trotz Finanz- und Wirtschaftskrise auswärts essen gegangen. Sie passten jedoch ihr Konsumverhalten an. Am markantesten legte die Schnellverpflegung zu. Ihr Anteil an den Ausgaben für Essen und Trinken stieg nämlich um 3,5 Prozentpunkte auf 15,9 Prozent, wie der Branchenverband GastroSuisse an seiner Delegiertenversammlung in Baar ZG mitteilte. Am meisten Umsatz wird jedoch unverändert in der herkömmlichen Gastronomie erzielt. Am häufigsten findet man in den Töpfen der Schweizer Restaurants landestypische Spezialitäten und Gerichte der gutbürgerlichen Küche. Die Totalausgaben für Essen und Trinken betrugen im vergangenen Jahr 22,8 Mrd. Franken. Zwei Drittel der Ausgaben werden für Speisen und ein Drittel für Getränke getätigt.
INTERSPORT MIT GEWINNEINBRUCH: Der Sportartikelhändler Intersport PSC hat im ersten Halbjahr 2009/2010 aufgrund erhöhter Wertberichtigungen einen Gewinneinbruch erlitten. Der Konzerngewinn sank um 84 Prozent auf 439'000 Franken. Der Umsatz stieg auf ein Rekordniveau von 181 Mio. Franken (+4,6 Prozent). Durch die Verschlechterung der Bonität eines Kunden seien Wertberichtigungen notwendig geworden. Das Betriebsergebnis (EBIT) reduzierte sich um 84 Prozent auf 525'000 Franken. Im Sportfachhandel sei das erste Halbjahr beziehungsweise das Wintergeschäft zufriedenstellend verlaufen. Die meisten Geschäfte hätten die Umsätze im Vergleich zum guten Vorjahr halten können. Für das umsatzschwächere Sommersemester erwartet Intersport einen Umsatz von rund 90 Mio. Franken. Das entspricht ungefähr der Hälfte des ersten Halbjahres.
HELVETIA WÄCHST: Die Versicherungsgesellschaft Helvetia hat 2009 in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld erneut ein Wachstum bei der beruflichen Vorsorge verbucht. Die Prämieneinnahmen stiegen um 15,3 Prozent auf über 1,9 Mrd. Franken. Der Gewinn erhöhte sich auf 34,1 (Vorjahr 15,4) Mio. Franken. Wegen der höheren Prämieneinnahmen wuchs auch der Marktanteil der Helvetia um 1,6 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent. In dem der Mindestquote (Legal Quote) unterstellten Geschäft seien 95,6 Prozent und im übrigen Geschäft 92,7 Prozent der Erträge an die Versicherten zurückgeführt worden. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestquote von 90 Prozent wurde damit übertroffen. Zum Wachstum trug vor allem das Neugeschäft bei. Die Anzahl der versicherten Personen stieg um über 6700 auf 178'000. Die Kosten pro versicherte Person seien um 9 Prozent auf 437 Fr. gesenkt worden.
NOVARTIS VERURTEILT WEGEN FRAUEN-DISKRIMINIERUNG: Novartis hat laut einem Gerichtsurteil Frauen bewusst diskriminiert und muss deshalb Wiedergutmachung leisten. Die Geschworenen im New Yorker Bundesbezirksgericht befanden die US-Tochter des Schweizer Pharmakonzerns am Montag in drei Anklagepunkten für schuldig. Laut dem Urteil soll Novartis Frauen bei Beförderungen übergangen haben. Weiter soll das Pharmaunternehmen für gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn ausbezahlt und Schwangere benachteiligt haben. Der seit fünf Wochen laufende Fall ist die grösste Klage wegen Diskriminierung gegen Frauen in den USA. Den zwölf Beschwerde führenden Frauen sprach die Jury Schadenersatzzahlungen zwischen 50'000 und einer halben Million Dollar zu. Insgesamt muss Novartis Wiedergutmachungszahlungen von 3,36 Mio. Dollar leisten.
WENIGER SPIELRAUM FÜR HEDGEFONDS: Strenge Regeln für Hedgefonds und deren Manager sollen nach dem Willen der EU-Finanzminister bis Juli verabschiedet werden. Sie einigten sich auf ihre Position zu einer EU-Richtlinie, wobei sich auch Grossbritannien nicht mehr widersetzte. Damit kann die EU-Kommission mit dem EU-Parlament offiziell über die Details der Richtlinie (Gesetz) verhandeln. Die Bedenken Grossbritanniens würden bei den Diskussionen mit dem Parlament einbezogen, sagte die spanische Finanzministerin Elena Salgado. Ein entsprechender Satz wurde in die Schlussfolgerungen integriert. Mit der Richtlinie werde ein Überwachungsrahmen für die Risiken geschaffen, die mit Hedgefonds vorhanden seien, sagte Salgado im Namen der spanischen EU-Ratspräsidentschaft.
PFIZER SCHLIESST PRODUKTIONSSTÄTTEN: Der weltgrösste Pharmahersteller Pfizer will nach der Übernahme des Konkurrenten Wyeth acht Produktionsstätten schliessen und 6000 Stellen streichen. Weltweit werde der US-Pharmakonzern bis Ende 2015 acht Produktionsstätten schliessen oder verkaufen - in Irland, Puerto Rico und den USA. An sechs anderen Standorten soll die Fertigung reduziert werden, darunter im deutschen Illertissen (Bayern). Doch das Werk solle erhalten bleiben, ebenso jenes im deutschen Freiburg. Pfizer hatte Wyeth im vorigen Jahr für 68 Mrd. Dollar übernommen und deutliche Kosteneinsparungen mit Stellenstreichungen angekündigt. Bis Ende 2012 will Pfizer die Kosten des fusionierten Konzerns um vier bis fünf Milliarden Dollar senken. Seit dem Abschluss der Wyeth-Übernahme Mitte Oktober 2009 wurden rund 6900 Stellen abgebaut.
CHINESISCHER MILLIARDÄR HINTER GITTERN: Huang Guangyu, der Gründer grossen chinesischen Elektrowarenkette Gome, ist von einem Gericht in Peking zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Dies meldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Verurteilt wurde Huang wegen Bestechung, Insiderhandels und illegalen Geschäften. Am 23. April hatte der einst reichste Chinese vor Gericht erscheinen müssen. Der 41-jährige Huang Guangyu war im November 2008 festgenommen worden. Damals stand der Milliardär mit einem geschätzten Vermögen von 43 Mrd. Yuan (6,7 Mrd. Franken) auf Platz Eins der Liste der reichsten Chinesen, die vom Hunrun-Institut herausgegeben wird. Die Anklage machte im Prozess geltend, dass Huang via Hong Kong illegale Devisengeschäfte getätigt habe. Von ihm an die Hand genommene Insidergeschäfte hätten eine in der Stadt Shenzhen kotierte Firma betroffen.