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Total und Vattenfall steigen bei Hybridkraftwerk ein

POTSDAM/PRENZLAU (awp international) – Die Investoren sehen grosses Potenzial für die Zukunft: Mit einem neuartigen Wasserstoff-Hybridkraftwerk in Brandenburg soll eine kontinuierliche Stromversorgung erzielt werden. Um das Pilotprojekt voranzubringen, steigen der Mineralölkonzern Total und das Energieunternehmen Vattenfall ein. “Wir brauchen Partner zur Vermarktung und für den Zugang zum Markt”, sagte Werner Diwald, Vorstand des Investors Enertrag AG, am Dienstag in Potsdam bei der Bekanntgabe der Kooperation.
Der Berliner Finanzdienstleister baut das neuartige Kraftwerk bei Prenzlau in der Uckermark, für das Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits im April 2009 der Grundstein gelegt hatte. Etwa acht bis zehn Monate hinkt das Projekt derzeit hinter ursprünglichen Plänen hinterher. In diesem Sommer soll es nun an den Start gehen – verstärkt durch das Wissen der neuen Partner. Gemeinsam mit ihnen sollen in der Praxis Erfahrungen gesammelt werden, um das Prestige- Projekt im Wert von 21 Millionen Euro marktreif und wirtschaftlich zu machen.
Erstmals werden dabei die Energiequellen Wind, Wasser und Biogas vernetzt, um die jeweiligen Vorteile zu nutzen. Die reinen Investitionskosten beziffert Enertrag auf zehn Millionen Euro. Bund und Land fördern das Prestige-Projekt mit rund 3,8 Millionen Euro.
Total Deutschland und Vattenfall investieren den Angaben zufolge je eine halbe Million Euro in die Forschung und Entwicklung – und bekommen einen Fuss in den Markt. Die Oberhand will jedoch Investor Enertrag behalten. Acht Arbeitsplätze gibt es in dem Werk in der Uckermark. “Wenn wir zuerst mit so einem Produkt am Markt sind, haben wir die Hoffnung viel, viel mehr zu schaffen”, sagte Vorstand Diwald.
“Ich kann mir vorstellen, dass das ein richtig guter Exportschlager made in Brandenburg wird”, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Neu und wichtig für die Energiezukunft sei der Zusammenschluss. “Jetzt vernetzt sich sinnvoll miteinander, was bislang eher nebeneinander war”, so Platzeck. “Das Projekt zeigt, dass Unternehmen aus Brandenburg ganz vorn mit dabei sind, wenn es darum geht, innovative Lösungen im Bereich saubere Energien zu suchen”, ergänzte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke).
Die rot-rote Landesregierung sieht in dem Kraftwerk ein Leuchtturmprojekt. Es soll dazu beitragen nach 2009 und 2010 zum dritten Mal die Auszeichnung mit dem Leitstern als bestes Bundesland im Bereich der Erneuerbaren Energien zu bekommen. Das Ziel, im Jahr 2020 den Primärbedarf zu 20 Prozent mit erneuerbaren Energien abzudecken, werde in jedem Fall erreicht, sagte der Regierungschef. “Inzwischen sprechen wir von 20 plus”, betonte er erneut.
Das Kraftwerk besteht aus drei Windturbinen, einer Erzeugungsanlage für Wasserstoff, einer Biogasanlage und zwei Blockheizkraftwerken (BHKW), die Strom und Wärme erzeugen. In Zeiten hohen Windaufkommens soll der erzeugte Windstrom zur Wasserstoffproduktion genutzt und gespeichert werden. Weht kein Wind, wird der erzeugte Wasserstoff mit Biogas gemischt und in den Kraftwerken in Strom und Wärme umgewandelt. Ausserdem soll der Wasserstoff an die Zapfsäulen der Berliner Wasserstofftankstellen der Total kommen.
Laut Investor wird die Stadt Prenzlau künftig durch das Pilotprojekt versorgt, insgesamt könnten es 600 Haushalte sein. Zudem würden rund 400 Kilogramm Wasserstoff monatlich abgegeben. Dies reicht nach Angaben von Total für 40.000 Kilometer./mvk/DP/he

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