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US/Obama will Fannie und Freddie abwickeln

WASHINGTON (awp international) – US-Präsident Barack Obama will drastische Konsequenzen aus der Finanzkrise ziehen: Mehr als zwei Jahre nach der Verstaatlichung der krisengeschüttelten US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac soll der Hypothekenmarkt grundlegend reformiert werden. Dazu sollen im Kern die beiden ehemaligen Stützpfeiler des Systems abgewickelt und der staatliche Einfluss auf die Immobilienfinanzierung generell verringert werden, heisst es in einem am Freitag vorgelegten Plan des US-Finanzministeriums. Obama will stattdessen wieder eine grössere Rolle des privaten Kapitalmarktes.
Freddie Mac und der grössere Bruder Fannie Mae spielen für die Stabilisierung der US-Immobilienmärkte eine entscheidende Rolle. Sie stehen direkt oder indirekt hinter der Mehrzahl der Hypotheken des Landes. Deshalb hatte die Regierung sie in den Turbulenzen des Jahres 2008 aufgefangen und gewährt unbegrenzt Kredit bis 2012.
Bislang kostete ihr Beinahe-Zusammenbruch den US-Steuerzahler rund 150 Milliarden Dollar (110 Mrd Euro). Die Krise des US-Immobilienmarktes war einer der wichtigsten Auslöser der weltweiten Finanzkrise. Der amerikanische Hypothekenmarkt hat einen Umfang von 10,6 Billionen Dollar (7,8 Billionen Euro).
Der Plan sehe zudem vor, “grundlegende Mängel” des Hypothekenmarktes zu beseitigen, heisst es in dem Regierungsbericht für den Kongress. Dazu solle unter anderem der Verbraucherschutz gestärkt und die Transparenz für Investoren erhöht werden. Zugleich sollen grundsätzlich kreditwürdige, aber dennoch benachteiligte Familien mit einem Eigenheimwunsch weiterhin gezielt vom Staat gefördert oder ihnen günstige Mietmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Wie das “Wall Street Journal” berichtete, dürfte der Plan höhere Hypothekenkosten für Häuslebauer und höhere Hürden für die Kreditvergabe bedeuten. Der Regierung zufolge soll der gesamte Umbau fünf bis sieben Jahr dauern. Für viele Teile der Reform sei dabei die Zustimmung des Kongresses nötig.
“Dieser Plan bedeutet für den Immobilienmarkt eine eine grundlegende Reform”, sagte Finanzminister Timothy Geithner. Eine Reihe Massnahmen sollen erreichen, dass die Banken “die Lücke füllen, die durch eine kleinere Rolle des Staates entstehen”. Die Regierung werde dabei aber “sehr vorsichtig” vorgehen, um neue Schocks für einen immer noch angeschlagenen Häusermarkt zu vermeiden./fb/DP/bgf

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