Aids: Männer müssen mehr Verantwortung übernehmen

In der Schweiz hat die Zahl der HIV-Infizierten in den ersten zehn Monaten im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent zugenommen. Die Aids-Hilfe Schweiz fordert zum bevorstehenden Welt-Aidstag vom 1. Dezember von den Männern mehr Verantwortung.
Die Immunschwäche-Krankheit Aids werde immer noch zu oft verharmlost oder als Problem Homosexueller abgetan, erklärte Aids-Hilfe Schweiz an der Jahres-Medienkonferenz am Freitag (23.11.) in Bern. 472 Personen haben sich bis im Oktober dieses Jahres neu infiziert – und zwar zur Mehrheit über hetereo-sexuelle Kontakte, gab Aids-Hilfe Schweiz bekannt.
Seit einiger Zeit mache der Anteil der HIV-Infektionen via heterosexuellen Geschlechtsverkehr mehr als die Hälfte der Neuinfektionen aus. Ein Grund mehr, warum sich auch die Prävention stärker an heterosexuelle Frauen und Männer richten müsse.
Safer Sex beim Seitensprung
Laut der Aids-Hilfe Schweiz ergab eine Befragung, dass in der Schweiz jährlich 2,2 Millionen Seitensprünge passieren und dass es pro Tag rund 450 Mal zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr von Männern mit sich prostituierenden Frauen kommt.
Mit dem am Freitag vorgestellten Projekt «Don Juan» der Aids-Hilfe Schweiz soll das Präventions-Bewusstsein bei Freiern gesteigert und eine Voraussetzung geschaffen werden, dass Neuinfektionen bei der heterosexuellen Bevölkerung reduziert werden beziehungsweise nicht zunehmen.
In diesem Präventionsprojekt gehen ausgebildete Fachleute auf die Gasse zu den Freiern und sprechen mit ihnen über die Risiken einer HIV-Infektion und über Safer Sex. Im Laufe dieses Jahres seien in fünf Städten an 23 Abenden bisher 800 Gespräche mit Freiern geführt werden. Die Mehrheit der Freier habe positiv auf das Gespräch und auf die vermittelten Informationen reagiert, erklärte Mark Bächer, Mediensprecher von Aids-Hilfe Schweiz gegenüber Swissinfo.
Spendenaktion
Die Aids-Hilfe setzt sich für eine Weiterführung der Prävention ein. Sie appellierte an den Bund, seine Verantwortung dafür unvermindert wahrzunehmen. Die Aids-Hilfe Schweiz könne weder zukünftige noch bereits erfolgte Reduktionen in den finanziellen Aufwendungen des Bundes vollumfänglich mit dem Einsatz von Spendengeldern kompensieren.
Mit der landesweiten Spendenaktion «antwort auf aids», die von Bundespräsident Adolf Ogi unterstützt wird, sollen neue Gelder gesammelt werden.
Internationale Zusammenarbeit
Insgesamt leben in der Schweiz über 20’000 Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert oder an Aids erkrankt sind. Aids sei aber nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit ein gravierendes Problem, erinnerte die Aids-Hilfe Schweiz. Für die Zukunft will sie deshalb auch die Zusammenarbeit mit Organisationen armer Länder stärker fördern.
Alina Kunz Popper

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch