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Der Genfer Jet d’eau und sein Wärter Dell› Acqua

Antonio Dell' Acqua - stolzer Hüter der 140 Meter hohen Fontäne. Keystone

Wenn Antonio Dell'Acqua um 9.00 Uhr auf den grünen Knopf drückt, steigt 15 Sekunden später der Jet d'eau 140 Meter in den Himmel über dem Genfer Seebecken.

Dell’Acqua ist einer von fünf Hütern des Wahrzeichens aus sieben Tonnen Wasser und Luft.

Nicht die Uhr allein gibt das Startzeichen, sondern auch das Tuten des Dampfschiffes «Suisse», das sein pünktliches Auslaufen am gegenüberliegenden Quai ankündigt.

Der «Suisse»-Kapitän leistet sich mitunter den Spass, Touristen den Bären aufzubinden, mit dem Schiffshorn den Jet d’eau anknipsen zu können.

Dem ist natürlich nicht so. Stattdessen «hüten» fünf Pensionierte der Genfer Industriewerke, darunter der 73-jährige Antonio Dell’Acqua, das Genfer Wahrzeichen.

Dieses prägt im Sommer bis nach 23.00 Uhr die Genfer Stadtkulisse. Auf den Startknopf kann Dell’Acqua aber nur drücken, wenn kein zu starker Wind weht.

Willkommene Erfrischung

An diesem Sommertag aber sind die Bedingungen ideal: Die Messgeräte im kleinen Büro am Hafen Eaux-Vives zeigen eine Windgeschwindigkeit von drei Stundenkilometern aus Richtung Nordost an.

Noch am Vortag hatte die Bise so stark geweht, dass die 140 Meter hohe Fontäne den Yacht-Hafen bis zum Quai eingenässt hätte.

Gerade bei der gegenwärtigen Hitze machen sich viele einen Spass daraus, sich auf der Mole, die zum Jet d’eau hinausführt, vom kühlen Niederschlag berieseln zu lassen oder unter dem Wasservorhang durchzuspurten.

Gesperrt ist einzig der Zugang zum Rondell, wo die Fontäne mit 200 km/h aus einer Düse von 16 Zentimetern Durchmesser schiesst.

Seit ein paar Schlaumeier die Rohr-Öffnung vor Jahren in einem nächtlichen Streich zubetoniert hatten, ist die Wasserführung mit einer eisernen Kappe versehen.

Diese öffnet sich automatisch, sobald der Jet d’eau-Wärter aus sicherer Distanz den Startknopf drückt.

Formel-1 unter Wasser

Unter der Düse verbirgt sich im «caisson» der imposante Maschinenpark. Durch eine Luke steigt man eine steile Leiter hinunter in die Innereien des Wahrzeichens, die unter der Wasserlinie liegen.

An vier Stellen wird Seewasser angesaugt, das von zwei Turbinen mit der Kraft eines Formel-1-Autos zur Fontäne hochgedrückt wird.

Hier herunter steigt Dell’Acqua aber selten. Sein Reich ist der kleine Überwachungsraum am Quai des Eaux-Vives, nur ein paar Schritte vom Posten der Seepolizei entfernt.

Diese alarmiert er, wenn Kinder trotz Absperrung unter dem Jet d’eau herumtollen, was angesichts des enormen Wasserdrucks gefährlich ist.

Besser als der Eiffelturm

Heute dauert Dell’Acquas Schicht bis 18.00 Uhr. Bei sicherem Wetter kann er den Posten auch mal zwischendurch verlassen. «Ich muss aber den Jet d’eau ständig im Auge behalten», betont er.

Nein, langweilig sei dieser Job nicht, sagt der pensionierte Stadtwerkangestellte. Er wacht nicht ohne Stolz über das Symbol, das er mit dem Eiffelturm in Paris vergleicht.

Der Jet d’eau sei gar besser: «Er kann nicht brennen», fügt Dell’Acqua schelmisch hinzu. Das Monument aus sieben Tonnen Wasser und Luft ist die wichtigste Genfer Fotoattraktion. Läuft der Jet d’eau um 9.05 Uhr nicht, folgt meist ein besorgter Anruf aus dem Tourismusbüro.

swissinfo und Theodora Peter, sda

In diesem Jahr ist der Jet d’eau erstmals ganzjährig aktiv. Bisher ruhte er im Winter.

Allerdings darf die Temperatur nicht unter 5 Grad fallen.

Für gemeinnützige Zwecke wird die Fontäne auch mal in farbiges Scheinwerferlicht getaucht.

Wer den 140 Meter hohen Wasserstrahl – etwa für ein Geburtstagsfest – abends länger im Seebecken sehen möchte, bezahlt bis zu 1200 Franken pro Stunde.

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