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Wohl 70 weitere Schweizer Opfer

Viele werden gesucht, zahlreiche wohl nie gefunden werden. Keystone

Nach dem Seebeben im Indischen Ozean gibt es für 70 Schweizerinnen und Schweizer kaum noch Hoffnung. Namen wurden keine veröffentlicht.

Das gab Aussenministerin Micheline Calmy-Rey am Freitag vor in Bern bekannt. 13 Todesopfer wurden bislang bestätigt.

Es handle sich vor allem um Vermisste in Thailand, sagte Calmy-Rey. Weitere Angaben zu diesen Personen wollte sie nicht machen. Insgesamt gelten immer noch rund 700 Schweizerinnen und Schweizer als vermisst.Die Schweiz muss in der Katastrophenregion in Südostasien wohl mit gegen 100 Todesopfern rechnen.

Die Zahl der bestätigten Schweizer Todesopfer stieg unterdessen von 12 auf 13, wie das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) weiter mitteilte.

Das Ausmass der Flutkatastrophe am Indischen Ozean sprengt jede Vorstellungskraft: Die Behörden der betroffenen Küstenregionen befürchten mittlerweile insgesamt rund 150’000 Tote, offiziell werden rund 130’000 Opfer bestätigt.

Krisenstab verstärkt

Calmy-Rey beschloss weiter, die Krisenorganisation massiv zu verstärken. So wird das Personal der Schweizer Botschaft in Bangkok um 42 Personen aufgestockt.

Der Krisenstab in Bern und die Hotline des EDA erhalten ebenfalls massive Verstärkung, darunter von rund 60 Mitgliedern des psychologischen Dienstes der Armee, die bei Bedarf für Angehörige von Opfern in der Schweiz vermittelt werden können.

Die Repatriierung der verletzten Schweizer ist gemäss Sutter inzwischen weitgehend abgeschlossen. Acht Verletzte seien noch in Thailand, weil sie nicht transportfähig seien.

DEZA: Sanitäre Lage äusserst kritisch

Die sanitäre Lage im südostasiatischen Krisengebiet ist äusserst kritisch, wie die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) festhält.

Drei der vier Nothilfeteams seien mittlerweile vor Ort. Im Süden von Sri Lanka, in Thailand und im indischen Bundesstaat Madras nahmen sie ihre Arbeit auf.

Laut DEZA arbeiten die Teams jeweils mit lokalen Partnern und den internationalen Organisationen zusammen. Ein viertes Team traf auf der Halbinsel Sumatra ein und befand sich am Freitagabend (Ortszeit) auf dem Weg in das Katastrophengebiet in Aceh.

Hilfsgüter wie Plastikplanen, Küchenutensilien oder Wasserkanister wurden vor Ort eingekauft. Wo das nicht möglich ist, sollen die Hilfsgüter aus der Schweiz eingeflogen werden.

Latrinenbau und Trinkwasserversorgung

Die «Water and Sanitation-Ingenieure» der Nothilfe-Teams stehen vor der Herausforderung, den Latrinenbau für die Obdachlosen zu organisieren und so gegen die Entstehung von Epidemien vorzugehen. Zudem helfen sie bei der Konstruktion von behelfsmässigen Trinkwasserversorgungen.

Die grösste Ansteckungsquelle ist das verschmutzte Trinkwasser. Vordringlich sei ebenfalls das Aufstellen von behelfsmässigen Unterkünften für die Obdachlosen, heisst es.

Von den 25 Mio. Franken für Nothilfe, welche die Schweizer Regierung am Donnerstag gesprochen hatte, war am Freitag ein Teil bereits einzelnen Organisationen wie dem IKRK, der Föderation der Rotkreuzgesellschaften und den einzelnen Kooperationsbüros der DEZA in den betroffenen Ländern zugeteilt worden.

Beispiellose Hilfsbereitschaft

Bei der Glückskette sind bereits rund 20 Mio. Franken an Spenden für die Flutopfer eingegangen. Der Nationale Sammeltag ist am 5. Januar.

Vor Ort sind zahlreiche nationale und internationale Hilfsorganisationen im Einsatz und verbreiten am Jahresende für viele so etwas wie Hoffnung in einer scheinbar hoffnungslosen Situation.

Die Spenden an die Glückskette – sie ist der karitative Arm der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft (SRG) – für die Opfer des Seebebens in Südostasien haben am Freitag die 20-Mio.-Franken-Grenze überschritten.

TV-Sondersendung

Das Schweizer Fernsehen strahlt am 5. Januar die Sondersendung «Wir helfen Südasien – Die grosse Schweizer Sammelaktion» aus. An den Spendentelefonen nehmen rund 20 Prominenten Anrufe entgegen. Alle Spenden fliessen der Glückskette zu.

Die 100-minütige Sondersendung auf dem ersten TV-Programm wird am gleichen Tag ausgestrahlt, wie die Glückskette ihren nationalen Sammeltag durchführt.

Partner-Hilfswerke



Bei ihrer Aktion arbeitet die Glückskette mit acht Partner-Hilfswerken zusammen. Diese haben ihrerseits Beiträge in der Höhe von 2,7 Mio. Franken zur Verfügung gestellt.

Diese Schweizer Hilfswerke (HEKS, Caritas, Terre des hommes, SAH, SRK und MSF, Medair und Handicap International) leisten die Nothilfen teils zusammen mit Partnerorganisationen vor Ort. So wurden und werden Nahrungsmittel, Wolldecken, Kleidung und Hygieneartikel abgegeben.

Am Freitag verschickte das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) in mehreren Flügen 26 Tonnen Hilfsgüter in das Katastrophengebiet von Sri Lanka.

Hilfe für Kinder

Das grösste international tätige Schweizer Kinderhilfswerk, Terre des Hommes, ist mit einer permanenten Equipe vor Ort und koordiniert nach eigenen Angaben diverse Hilfsanstrengungen.

Viele Kinder seien ertrunken, überlebende Kinder irrten elternlos umher, erklärte die Organisation.

Die hierfür notwendigen Gelder sind am Hauptsitz in Lausanne zugunsten der Erdbebenopfer freigestellt worden.

swissinfo und Agenturen

Ein Erdbeben vor der Küste Sumatras erreichte am Sonntag die Stärke 8,9 auf der Richter Skala.
Die Folge davon war eine Springflut (Tsunami), welche Küstenstriche in Sri Lanka, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar und den Malediven zerstörte.
Die UNO geht mittlerweile von 150’000 Todesopfern aus.
Rund 5 Millionen Menschen haben ihr Heim verloren.

Die Hotline des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), die Verwandten von Südostasien-Reisenden Auskunft gibt:
+41 31 325 33 33.

Das Sammelkonto der «Glückskette» lautet: 10-15000-6 (Vermerk «Seebeben Asien»).

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