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Zum Tod des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch

Hanns Dieter Hüsch, hier im Jahr 1999, ist nach langer Krankheit gestorben. Keystone

Hanns Dieter Hüsch - der grosse deutsche Kabarettist an der kleinen Orgel - brachte auch in der Schweiz ganze Generationen zum Lachen und Nachdenken.

Nun ist der bedeutende Solist der deutschen Kabarett-Szene im Alter von 80 Jahren gestorben.

Für die deutschsprachige Kabarettszene war Hanns Dieter Hüsch von überragender Bedeutung. Enge Beziehungen hatte er auch zur Schweiz. Für Künstlerkollege Franz Hohler war Hüsch ein “Verwandter”, ein “Wegweiser für die eigene Entwicklung und Tätigkeit”.

Fasziniert habe ihn Hüschs “poetischer, verspielter, skeptischer und philosophischer Blick auf die Welt”, sagte Hohler. Seit 1965, als Hohler den Kollegen zu seinem ersten Bühnenprogramm eingeladen hatte, arbeiteten die beiden Kabarettisten regelmässig zusammen.

Ein Höhepunkt – so Hohler – war das Programm “Hanns Dieter Hüsch trifft Franz Hohler”, mit dem sie 1995/1996 durch Deutschland reisten und auch in Olten und Zürich Station machten.

In die Schweiz sei Hüsch immer gerne gekommen, sagte Hohler weiter. Hier habe er sich vom “rauhen Wind in Deutschland” erholen können. Ende der 1970er-Jahre habe er sogar ein Jahr in Bern gewohnt.

Eloquenz und Witz

Freundschaftlich verbunden war Hüsch auch mit César Keiser und Margrit Läubli. “Ein Wortakrobat, ein Wortschöpfer”, zudem “ein hellwacher Zeitgenosse” sei Hüsch gewesen, sagte César Keiser. “Mit Eloquenz und Witz hat er formuliert, was ihn bewegte.”

Kennengelernt hatte Keiser seinen Kollegen in den 1950er-Jahren, als Hüsch erstmals in Zürich gastierte. Zusammen mit zahlreichen anderen Künstlern habe Hüsch 1972 an der “César Keiser-Party” teilgenommen, die das Schweizer Fernsehen ausstrahlte.

Als “personifizierte existenzielle Komik” bezeichnete Joachim Rittmeyer den verstorbenen Kabarettisten. Was er an ihm immer besonders geschätzt habe, sei seine Eigenständigkeit gewesen. Erfolgreich habe sich Hüsch dagegen gewehrt, “in ein Links-Rechts-Schema” gepresst zu werden, sagte Rittmeyer.

Moralist reinster Prägung

Der deutsche Kabarettist Dieter Hildebrandt würdigte seinen verstorbenen Kollegen “als einen Moralisten reinster Prägung”. Hüsch habe eine nahezu geniale Begabung gehabt, sagte Hildebrandt im Westdeutschen Rundfunk. “Er wird mir fehlen. Wir hatten Spass aneinander und miteinander”, sagte Hildebrandt.

Mit Hüsch sei “einer der grossen Dinosaurier der Szene” von der Bühne abgetreten, sagte der Chef des traditionsreichen Düsseldorfer Kabaretts “Kom(m)ödchen”, Kay S. Lorenz.

Im “Kom(m)ödchen” war Hüsch über Jahrzehnte immer wieder aufgetreten. Beeindruckend sei gewesen, wie Hüsch “jenseits eines schnellen Erfolges als Person mit grosser Integrität” sein künstlerisches Ziel verfolgt habe, betonte Lorenz.

Und Jürgen Diedrich, Mitbegründer der Münchner Lach- und Schiessgesellschaft, sagte: “Hanns Dieter Hüsch hat sich von seinen Kollegen sehr unterschieden. Er war kein Kabarettist, er war mehr ein skurriler Philosoph.”

swissinfo und Agenturen

Der Deutsche Hanns Dieter Hüsch ist 1925 in Moers geboren, als Sohn eines preussischen Beamten.

Seine Karriere startete er Ende der 1940er-Jahre, nachdem er Medizin, Theaterwissenschaften und Literaturgeschichte in Giessen und Mainz – allerdings nie zu Ende – studiert hatte.

Bereits während seines Studiums schrieb er Gedichte und Chansons und trat mit einem Universitäts-Kabarett auf.

1956 gründete er in einem Mainzer Keller das Kabarett-Ensemble “arche nova”, das er bis 1962 leitete.

Hüschs Inspiration war die niederrheinische Provinz, aus der er stammte. Immer wieder wandte er sich auch gegen Rechtsradikalismus und Krieg.

Er wurde u.a. zwei Mal mit dem Deutschen Kleinkunstpreis, der Carl-Zuckmayer-Medaille sowie dem NRW-Staatspreis ausgezeichnet.

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