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Eierknappheit zwingt die Lebensmittelindustrie zum Umdenken

Eier in der Eiersortieranlage
Eier in der Eiersortieranlage des Eierunternehmens Eico in Bern, Schweiz. In der Eiersortieranlage werden bis zu 100.000 Eier pro Stunde kontrolliert. Keystone / Christian Beutler

Die Keulung von Hühnern wegen der Vogelgrippe und die steigende Nachfrage haben zu einem Anstieg der Eierpreise geführt und veganen Alternativen Auftrieb gegeben.

Seit Januar 2022 gab es in den Vereinigten Staaten mehr als 1600 Ausbrüche der Vogelgrippe in der Geflügelindustrie – das erste grosse Wiederauftreten des Virus seit 2016. Vogelgrippeviren des Subtyps H5N1 sind extrem virulent und können bei Hühnern eine Sterblichkeit von bis zu 100% verursachen.

Nach Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sind bisher mehr als 168 Millionen Vögel aufgrund des Nachweises der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) A(H5)-Viren verendet oder gekeult worden.

Der Verlust an eierlegenden Vögeln hat die Eierpreise in den USA auf Rekordniveau steigen lassen und die Regierung veranlasst zu zeigen, dass sie die Angelegenheit ernst nimmt.

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«Die Biden-Regierung hat wenig getan, um die wiederholten Ausbrüche und die hohen Eierpreise, die folgten, zu bekämpfen. Im Gegensatz dazu nimmt die Trump-Regierung das Problem ernst», schrieb die US-Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins im Februar im Wall Street JournalExterner Link, als sie zusätzlich zu den Entschädigungen, die den Landwirt:innen für die Keulung ihrer Tiere gezahlt werden, Mittel in Höhe von einer Milliarde Dollar ankündigteExterner Link, um die US-Geflügelindustrie zu schützen und die Eierpreise zu senken.

«Die amerikanischen Landwirte brauchen Entlastung, und die amerikanischen Konsumenten brauchen erschwingliche Lebensmittel. An alle Familien, die um den Kauf von Eiern kämpfen: Wir hören Sie, wir kämpfen für Sie, und Hilfe ist auf dem Weg», schrieb Rollings.

Auch die europäische Geflügelindustrie ist betroffen. Nach Angaben des World Animal Health Information System (WAHISExterner Link) sind in Europa seit 2021 etwa 134 Millionen Vögel an der Vogelgrippe verendet oder gekeult worden. Der europäische Eiermarkt hat sich noch nicht erholt.

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In der Schweiz sind mehrere Fälle der hoch pathogenen Vogelgrippe bei Haus- und Wildvögeln aufgetreten. Die Betriebe in den betroffenen Gebieten wurden aufgefordert, ihre Vögel für bestimmte Zeiträume einzusperren, aber es wurden keine Massenkeulungen vorgenommen.

Die Nachfrage nach Eiern ist gestiegen. Dies wird häufig mit dem Imagewandel von Eiern als gesundem Lebensmittel und dem Trend zu einer eiweissreichen Ernährung erklärt.

Im vergangenen September musste die Schweizer Regierung das Einfuhrkontingent für Eier mit niedrigen Zöllen um weitere 7500 Tonnen (43%) erhöhen, um die Nachfrage zu decken.

Angesichts der nahenden Ostern spüren die Supermärkte den Druck. Die grösste Supermarktkette der Schweiz, Migros, musste ihren Kund:innen erklären, warum ihre Eierregale teilweise leer sind.

«2024 ist die Nachfrage nach Eiern um rund zehn Prozent gestiegen, jene nach frischen Schweizer Eiern aus Freilandhaltung sogar noch mehr. Das Angebot kann mit der Nachfrage schlicht nicht mithalten», so die Migros auf ihrer WebsiteExterner Link.

Ein Schild in einer Migros in Bern informiert die Konsumenten über einen Mangel an Schweizer Eiern.
Ein Schild in einer Migros in Bern informiert die Konsumenten über einen Mangel an Schweizer Eiern. Keystone / Alessandro Della Valle

Um die steigende Nachfrage in der Schweiz zu befriedigen, ist die Migros auf Importe aus europäischen Ländern angewiesen. «Allerdings sind diesen Importen Grenzen gesetzt, denn auch anderswo in Europa lässt sich die gestiegene Eiernachfrage beobachten.»

Pflanzliche Alternativen als Plan B?

Eine Nische im Lebensmittelsektor, die möglicherweise von der Eierknappheit profitieren könnte, sind pflanzliche Eieralternativen.

Diese Produkte sind nicht so bekannt wie Fleischalternativen, aber sie profitieren auch von den Trends hin zu ethischen und ökologischen Lebensstilen und richten sich an Flexitarier:innen, die den Verzehr von tierischen Lebensmitteln einschränken.

Ein solches Unternehmen ist Just EggExterner Link mit Sitz in San Francisco, das Ei-Ersatzprodukte aus Mungbohnen herstellt. Aufgrund des Mangels an Eiern verzeichnet die Firma ein erhebliches Wachstum.

«Kurz gesagt, wir wachsen fünfmal schneller als im letzten Jahr und verkaufen fünfmal mehr als Hühnereier. Etwa 91% unserer Konsument:innen sind keine Veganerinnen oder Vegetarier, und 56% der Käufer:innen von Just Egg kommen für einen zweiten Kauf (oder mehr) zurück, was auf eine dauerhafte Veränderung der Kaufgewohnheiten bei Eiern hindeutet», sagt Thomas Rossmeissl, Chief Marketing Officer.

Der Trend ist auch in der Schweiz zu beobachten, wo der Food-Tech-Sektor für seine innovativen Produkte bekannt ist.

«Ja, wir haben einen spürbaren Anstieg des Interesses an unseren pflanzlichen Ei-Alternativen beobachtet, als Folge der aktuellen Vogelgrippe-Ausbrüche. Vor allem von grösseren Unternehmen, die Eier oft als strategischen Rohstoff betrachten», sagt Silvan Leibacher, Mitbegründer und Geschäftsführer von EggfieldExterner Link.

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Das Schweizer Startup-Unternehmen verwendet Hülsenfrüchte wie Kichererbsen und Erbsen, um den Geschmack und die Konsistenz von ganzen Eiern, Eiweiss oder Eigelb beim Backen oder Kochen nachzubilden.

Eggfield liefert seine Produkte an Schweizer Restaurants und Bäckereien, aber auch an internationale Händler wie Bäko Deutschland und weitere deutsche Produzenten.

zwei EggField-Mitarbeiter mit einem grossen Karton Eiersatz-Produkten
Grosse Behälter (1000 kg) mit Eggfield-Produkten, die für den Versand an Unternehmen zu Testzwecken bereitstehen. Eggfield

«In diesem Quartal haben wir 53% mehr verkauft als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs – der Ersatz von Eiern ist definitiv ein Thema in der Branche», sagt er.

Multinationale Schweizer Lebensmittelkonzerne wie Nestlé und Lindt & Sprüngli sind von den Engpässen nicht wesentlich betroffen, da Eier nur einen sehr geringen Anteil an ihren Rohstoffen ausmachen. Eggfield spürt jedoch Interesse von Lebensmittelunternehmen auf der Suche nach einem Plan B.

«Über 40 grosse Lebensmittelhersteller aus der ganzen EU testen derzeit unsere Produkte, um das Risiko von Lieferengpässen und weiteren Preiserhöhungen zu mindern», sagt Leibacher.

Editiert von Marc Leutenegger/ts, Übertragung aus dem Englischen mit der Hilfe von Deepl: Janine Gloor

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