
AKTIEN FRANKFURT: Dax wegen Griechenland-Sorgen ungebremst auf Talfahrt
FRANKFURT (awp international) – Die Sorgen um eine mögliche Staatspleite Griechenlands haben den Dax am Freitag erneut tief in die Verlustzone gezogen. Der deutsche Leitindex sackte am Nachmittag um 2,07 Prozent auf 5.057,43 Punkte ab. Zuvor hatte er einen frühen Erholungsversuch abgebrochen und war zeitweise sogar unter die Marke von 5.000 Punkten gerutscht. Schon an den vergangenen beiden Handelstagen hatte das Kursbarometer kräftige Verluste einstecken müssen, so dass sich auf Wochensicht ein Minus von fast 10 Prozent anbahnt. Der MDax sank am Freitag um 3,40 Prozent auf 7.950,95 Punkte, der TecDax büsste 2,23 Prozent auf 640,16 Punkte ein.
«Die Ängste der Anleger überwiegen weiter», sagte Anita Paluch von Gekko Global Markets. Die Mehrheit der Investoren mache sich auf eine erste Staatspleite in Europa gefasst. Öl ins Feuer goss der niederländische Notenbankchef Klaas Knot, der eine Pleite Griechenlands nicht mehr ausschliesst. «Dies ist eines der Szenarien», sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Interview mit der niederländischen Wirtschaftszeitung «Het Financieele Dagblad». Auch der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos soll erstmals über eine geordnete Umschuldung mit einem Schuldenschnitt von 50 Prozent gesprochen haben. Dies berichteten übereinstimmend mehrere griechische Medien.
ADIDAS DEUTLICH IM PLUS – POSITIVE NIKE-ZAHLEN
Dank guter Zahlen und eines angehobenen Ausblicks des US-Konkurrenten Nike stiegen die Adidas-Titel um 1,33 Prozent auf 46,63 Euro. Damit waren sie der beste Dax-Wert und einer von nur drei Kursgewinnern im Leitindex. Der Erzrivale aus den USA hatte im ersten Geschäftsquartal mehr Umsatz und Gewinn erzielt und seinen Umsatzausblick für das Gesamtjahr erhöht. Commerzbank-Analyst Christoph Dolleschal sprach von einem positiven Impuls für Adidas.
Knapp dahinter lagen die Bayer-Aktien mit plus 1,18 Prozent auf 37,25 Euro. Sie profitierten am Nachmittag von Äusserungen eines beratenden Ausschusses der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), der sich positiv zu einer Erweiterung der Indikationen des Gerinnungshemmers Xarelto geäussert hatte. Zuvor hatten die Papiere mit dem schwachen Markt noch zu den klaren Verlierern gehört. Dritter Gewinner im Dax waren die um 0,45 Prozent zulegenden Aktien der Commerzbank .
ZYKLISCHE WERTE AM DAX-ENDE VERSAMMELT
Kräftig abwärts ging es dagegen für die Papiere aus den besonders konjunkturempfindlichen Branchen. Aus dem insgesamt sehr schwachen Autosektor erlitten BMW-Titel die grössten Verluste. Sie rutschten um 3,85 Prozent auf 50,95 Euro ab. Daimler und Volkswagen gaben ferner um 3,31 und 3,62 Prozent nach. Noch tiefer nach unten ging es für die Titel des Zementherstellers HeidelbergCement , die um 4,71 Prozent auf 25,08 Euro absackten.
Schlusslicht im Dax waren die Aktien von K+S mit einem Minus von 5,20 Prozent auf 39,55 Euro. Ein Händler verwies in einem Kommentar auf die zuletzt gestiegenen Lagerbestände, die einige Börsianer verunsichert hätten. Gespräche mit dem Düngemittelkonzern hätten allerdings eine plausible Erklärung geliefert: So würden die ersten Kali-Lieferungen nach Indien erst von Oktober an verschickt.
Im MDax drückte ein auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallener Kupferpreis die Titel von Aurubis mit 6,34 Prozent auf 36,105 Euro ins Minus. Kabel Deutschland stemmten sich gegen die marktbreiten Verluste und legten um 0,56 Prozent zu. Hannes Wittig von JPMorgan hatte das Kursziel für die Titel des Kabelnetzbetreibers von 46,00 auf 49,00 Euro angehoben und sein «Overweight»-Votum beibehalten. Als Begründung nannte er unter anderem die erwartete Entwicklung im Breitbandgeschäft./tih/chs