
AKTIEN FRANKFURT/Gewinnmitnahmen – Dax kurz auf höchstem Stand seit Juni 2008
FRANKFURT (awp international) – Erste Gewinnmitnahmen haben dem deutschen Aktienmarkt am Freitag weitere Kursgewinne verbaut. Der Dax stieg in den ersten Minuten bis auf 6.854 Punkte und erreichte damit seinen höchsten Stand seit Juni 2008, bevor die Gewinne bis zum Mittag dahinschmolzen. Zuletzt notierte der deutsche Leitindex um knappe 0,04 Prozent tiefer bei 6.829,54 Punkten. Der MDax gab um 0,10 Prozent auf 9.387,08 Punkte nach und auch für den TecDax ging es um 0,27 Prozent auf 793,90 Punkte nach unten.
Nach den kräftigen Kursgewinnen vom Vortag wurden Gewinnmitnahmen für die verhaltenen Kurse verantwortlich gemacht. «Vor dem Wochenende will sich keiner mehr richtig positionieren», sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Der Experte verwies dabei auf eine leere Tagesagenda, so dass am Nachmittag auch im US-Handel nicht mehr mit grösseren Impulsen zu rechnen sei. Anleger warteten nun ab, was die nächste Woche in Bezug auf die irischen Staatsschulden bringen werde, meinte Ruland.
RÜCKSCHLAG FÜR BAYER-KONKURRENTEN
Die Papiere von Bayer stiegen als bester Dax-Wert um 2,35 Prozent auf 57,87 Euro, nachdem die Wettbewerber Pfizer und Bristol-Myers Squibb Medienberichten zufolge einen Rückschlag bei einem mit dem Bayer-Medikament Xarelto konkurrierenden Blutverdünner erlitten. Einer am Vorabend veröffentlichten Meldung, wonach der Chemie- und Pharmakonzern in Deutschland 1.700 und weltweit rund 4.500 Stellen streichen will, mass ein Händler indes keine grössere Bedeutung zu. Gleichwohl die Gewerkschaften dies nicht begrüssen dürften, sei eine Überprüfung der Kosten mit den Zahlen im dritten Quartal bereits angekündigt worden.
Bei den Henkel-Aktien machte sich eine positive Analystenstimme von Barclays mit einem Plus von 1,22 Prozent auf 46,545 Euro bemerkbar. Die britische Investmentbank hatte die Papiere von «Equal Weight» auf «Overweight» hochgestuft und das Kursziel von 41,00 auf 53,00 Euro angehoben. Der Konzern biete mittlerweile mehr als nur ein von Einsparungen und einer Erholung des Marktes getriebenes Wachstumspotenzial wie in dem Zeitraum seit 2008, schrieb Analystin Susanne Seibel in einer Studie. Die 0,61 Prozent höheren Papiere von Adidas profitierten laut Händlern von einem positiven Artikel im Wirtschaftsmagazin «Capital».
INFINEON UND BANKEN SCHWACH
Die Titel von Infineon setzten ihren Lauf der vergangenen Tage zum Auftakt noch fort, rutschten dann jedoch wegen einsetzender Gewinnmitnahmen mit 0,62 Prozent ins Minus ab. Einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» zufolge könnte der Halbleiterspezialist den ursprünglich erst für das erste Quartal 2011 vorgesehenen Verkauf seiner Mobilfunksparte an Intel bereits bis Jahresende abschliessen. Händler sahen darin ohnehin keine grosse Überraschung. Auch beim schwachen Bankensektor machten Anleger Händlern zufolge Kasse. Papiere der Deutschen Bank waren mit minus 1,76 Prozent schwächster Dax-Wert. Commerzbank-Titel verloren 1,43 Prozent.
Im MDax kletterten die Aktien von ProSiebenSat.1 nach Aussagen von Konzernchef Thomas Ebeling um 1,33 Prozent auf 21,275 Euro in die Höhe. Ebeling hatte Börsianern zufolge auf einer Konferenz angekündigt, dass der Fernsehsender sein Gesamtjahresziel beim operativen Gewinn wegen einer starken Entwicklung im Werbegeschäft übertreffen werde. Nach drei guten Tagen fielen die Aktien von Kabel Deutschland indes um 1,10 Prozent auf 35,405 Euro. Börsianer verwiesen nach der sehr guten Kursentwicklung auf Gewinnmitnahmen und eine Abstufung der Aktien durch die WestLB.
Des weiteren wurden am Markt vage Gerüchte diskutiert, wonach Investoren an einem Einstieg bei deutschen Unternehmen interessiert seien. Heidelberger Druckmaschinen stiegen um 2,18 Prozent, nachdem der Kodak-Tochter NexPress Interesse an einem Einstieg nachgesagt wurde. Aktien von Solarworld stiegen indes nur kurzzeitig, nachdem von einem Interesse des US-Konkurrenten First Solar die Rede war. Die Papiere lagen zuletzt mit 0,09 im Minus./tih/la