AKTIENFOKUS/Addex im freien Fall nach Misserfolg des Leitprodukts
Zürich (awp) – Die Aktien der Addex Pharmaceuticals SA stürzen am Mittwochmorgen ins Bodenlose. Zuvor hatte das Pharmaunternehmen überraschend Schiffbruch mit seinem Leitprodukt erlitten. Am Montagabend hatte Addex über den Misserfolg von ADX10059 bei der Migräne-Phrophylaxe in Phase-IIb-Tests und am Dienstag über den Entwicklungsstopp für alle chronische Indikationen informiert. Nun setzt das Management auf das Back-up-Produkt ADX48621. Analysten äussern sich kritisch zur jüngsten Entwicklung, schreiben dem Back-up-Produkt ADX48621 aber durchaus Potenzial zu.
Bis um 11.40 verbilligen sich Addex in einem freundliche Gesamtmarkt um 67,8% auf 12,80 CHF, der Eröffnungskurs lag bei -74,7% auf 10,05 CHF. Am Dienstag waren die Titel auf Wunsch des Unternehmens vom Handel ausgesetzt, am Montag schlossen die Aktien auf 39,75 CHF (-0,13%).
Nach dem Scheitern des Leitproduktes nehmen die Analysten von Jefferies sowohl die bisherige Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 70 CHF in negative Revision. Die Experten gehen davon aus, dass die Börsenkapitalisierung auf das Niveau des Cashbestandes des Unternehmens zurücksinkt. Das würde nach ihren Berechnungen bei einem adjustierten Cashbestand einem Wert von etwa 18 CHF pro Aktie entsprechen. ADX10059 machte für Jefferies 70% der Unternehmensbewertung aus.
Für Olav Zilian von Helvea hat das Hauptprodukt 49% zur Bewertung der Addex-Aktie beigetragen, wie einem Kommentar vom Vortag zu entnehmen ist. Am Mittwoch hat der Analyst nun sein Rating für den Titel auf «Neutral» von bisher «Buy» zurückgenommen und das Preisziel auf 30 CHF von bisher 59 CHF halbiert. Der Fair Value von 30 CHF beruhe nun auf ADX48621 in der Phase I mit einem Höchstumsatzpotenzial von 1 Mrd CHF (31% der Bewertung) und auf dem zur Entwicklung an J&J auslizenzierten ADX71149 (13%).
Da sich diese beiden am weitesten fortgeschrittenen Produkte noch im frühen klinischen Stadium befänden, seien im nächsten Jahr nur sehr wenig relevante Nachrichten zu erwarten, so Zilian weiter. Daher sei in den nächsten Monaten auch kaum mit einer Verbesserung der Unternehmensbewertung zu rechnen.
Vontobel-Analyst Andrew C. Weiss bewertete in einem Kommentar vom Vortag den DCF je Aktie ohne ADX10059 auf 25 CHF. Die Beendigung der Migränestudie sei «gar kein gutes Zeichen». Eine Überprüfung von Rating und Kursziel wurde in Aussicht gestellt.
Dem Back-up-Produkt ADX48621 sprechen die Analysten von Jefferies und Helvea durchaus Potenzial zu. Der Produktekandidat habe in vorklinischen Studien vielversprechende Resultate bei Levodopa-induzierter Dyskinesie bei Parkinson-Erkrankung gezeitigt, so der Kommentar von Jefferies. Diese Indikation könnte für mögliche Partner deshalb sehr attraktiv sein und auch ein «fast track» zum Markt darstellen, schreiben die Analysten. Ihren Berechnungen nach verfüge Addex über genügend Cash um die Geschäftstätigkeiten bis ins vierte Quartal 2011 zu finanzieren.
Für den zweiten Produktekandidaten ADX48621 (mGluR5) seien die Entwicklungsmöglichkeiten absolut intakt, da die chemische Struktur anders als bei ADX10059 sei, schreibt auch Zilian. Das Risiko, dass es auch bei diesem Produktekandidaten zur Schädigung der Leber käme, sei daher gering.
ch/rt