
AKTIENFOKUS/Roche verlieren nach Studienversagen von Avastin bei Prostatakrebs
Zürich (awp) – Die Aktien der Roche Holding AG liegen am Freitag in der Eröffnungsphase im Angebot. Marktbeobachter führen die Abgaben auf die vorbörslich bekanntgegebenen schlechten Studiendaten für Avastin bei Prostatakrebs zurück. Der Pharmakonzern hat gemeldet, dass das Medikament bei einer Phase-III-Studie in Kombination mit einer Docetaxel-Chemotherapie und Prednison den primären Endpunkt bei Prostatakrebs in fortgeschrittenem Stadium verfehlt hatte.
Roche GS verlieren bis um 09.55 Uhr um 1,5% auf 176,10 CHF und sind damit unter den grössten Verlierern bei den Blue Chips. Der SMI sinkt um 0,09%. Novartis geben um 0,3% nach.
Einige Analysten haben das Versagen von Avastin bei Prostatakrebs erwartet, für andere ist es eine Enttäuschung. «Aufgrund der hohen Hürde des primären Endpunkts Gesamtüberlebenszeit und der bisher schwer zu behandelnden Form hormon-refraktärem Prostatakrebs ist im Markt ohnehin nur mit einer geringen Erfolgswahrscheinlichkeit gerechnet worden», schreibt beispielsweise die ZKB in einem Kommentar. Zu den beobachteten Nebenwirkungen wie verstärkte Blutungstendenz sowie Infektionen heisst es, dass diese bei der Schwere der Grunderkrankung in einer Risiko-/Nutzenabwägung zu tolerien seien.
Aussagen über sekundäre Endpunkte wie Stillstand des Fortschreitens der Krankheit (PFS), Reduktion des Biomarkers Prostata-spezifisches Antigen und das Nebenwirkungsprofil seien aber noch nicht gemacht worden, so die ZKB.
Im Weiteren hält die ZKB fest, dass das Wachstumspotenzial für Avastin in der beinahe schon universellen Anwendung gegen alle erdenklichen Krebsformen liegt und das Medikament das Mittel der Wahl in der Mehrheit der Krebstherapien bleibt. «Der Einsatz bei Magen- und Prostata-Krebs ist auf jeden Fall reduziert und somit nicht das volle Umsatzpotenzial ausgeschöpft, jedoch sind in anderen Medikamentenkombinationen und bei der Auswahl anderer Endpunkte wie PFS doch noch verringerte Umsätze zu erwarten», so die ZKB.
Negativer äussert sich die Bank Vontobel, die das Studienergebnis als «enttäuschend» bezeichent. In der Folge senkt das Institut die Spitzenumsatzerwartung für Avastin um rund 650 Mio CHF, zuvor ging man für die getestete Indikation von einem Umsatz von bis zu 1,6 Mrd CHF aus, heisst es in einem Kommentar. Die Erfolgswahrscheinlichkeit war von Vontobel auf 40% veranschlagt worden. Die risikoadjustierte Umsatzerwartung für Avastin betrug zuvor 9 Mrd CHF. In der Folge nimmt Vontobel das Kursziel um 5 CHF zurück auf neu 210 CHF. Die Empfehlung lautet weiterhin auf «Buy».
Die Deutsche Bank sieht die Konsensus-Umsatzschätzungen für Roche durch das schlechte Abschneiden von Avastin bei Prostatakrebs um 0,5-2% reduziert, jene für den Kerngewinn um 1-4%. Die zuständigen Analysten weisen allerdings darauf hin, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit bei Prostatakrebs mit höheren Risiken verbunden gewesen sei als dies bei den bisherigen Anwendungsgebiete von Avastin der Fall gewesen sei. Die Deutsche Bank bestätigt ihre «Hold»-Empfehlung (Kursziel: 174 CHF).
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