
Virtueller Wahlkampf ums Kulturministerium

32 Kandidierende aus allen Regionen der Schweiz bewerben sich um das Amt eines virtuellen Kulturministers.
Im Rahmen des Forum des Artistes Bienne übernimmt der/die Gewählte am 18. September sein virtuelles Amt mit einer Antrittsrede.
Seit Ende Juli bis 8. September läuft in der Schweiz ein übers Internet ausgetragener Wahlkampf um die Besetzung des virtuellen Amts eines Schweizer Kulturministers.
Das Ganze sei als spielerisch-ernsthafte Herausforderung für die offizielle Kultur-Behörde gedacht, so die Initianten dieses «Kulturministeriums». Dabei handelt es sich um zehn grosse Kulturverbände.
Die Wahl läuft auf der Online-Plattform www.kulturministerium.ch, wobei sich die Wählerinnen und Wähler zuerst registrieren müssen. Alle können wählen.
32 Personen im Rennen
Ihre Bewerbung eingereicht haben bislang 32 Frauen und Männer. Als einzige Voraussetzung gilt, dass sie ihren Wohnsitz in der Schweiz haben.
Der oder die Gewinnerin wird zwar kein eigenes Büro in Bundesbern besitzen, wie Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamtes für Kultur, sagte. Doch über ein virtuelles Ministerium wird der Sieger der Wahl allemal verfügen, so die Initianten.
«Als Direktor des Bundesamtes für Kultur begrüsse ich jede Aktivität, die engagierte Diskussionen und Auseinandersetzung zu kulturpolitischen Themen ermöglicht», lässt sich Jean-Frédéric Jauslin zum kulturministerium.ch vernehmen.
Neue Herausforderung statt neues Amt
In Bern freut man sich offensichtlich über den neuen Gesprächspartner. Laut den Initianten sehe sich kulturministerium.ch zwar nicht als neues Bundesamt, aber ganz sicher als neue Herausforderung für die offizielle Behörde.
Der im Internet gewählte Lobbyist oder die Lobbyistin für die Kultur in der Schweiz übernehme seine Aufgabe für die erste Amtsperiode von zwei Jahren am 18. September 2005 im Rahmen des Forum des Artistes Bienne.
Die Antrittsrede in Biel werde zeigen, welches Programm er oder sie vertrete. An diesem zweitägigen Anlass thematisiert das Forum das Verhältnis von Staat, Gesellschaft, Markt und Kunst.
Wahlmethode mittels Profil-Vergleich
Das Auswahlverfahren basiert auf einem Kulturfragebogen. Dank diesem ist es den Wählenden möglich, ihr eigenes kulturpolitisches Profil mit jenen der 32 Kandidierenden zu vergleichen und entsprechend auszuwählen.
Von jedem Kandidaten wurde anhand von Sachfragen und Standpunkten ein kulturpolitisches Profil erfasst und in einer Datenbank gespeichert.
Die Online-Wähler beantworten dieselben Fragen wie die Kandidaten und schicken sie zur Datenbank. Die Datenbank empfiehlt ihnen danach jenen Kandidierenden zur Wahl, der die grösste Übereinstimmung mit ihrem eigenen Profil aufweist.
Kulturpolitik im Politalltag
Das Aufgabengebiet des künftigen Kulturministers umfasst ideelle und repräsentative Aufgaben. So soll er oder sie auf www.kulturministerium.ch Stellung zu aktuellen Kulturdebatten nehmen und eigene Initiativen vorstellen.
Der neue Kulturminister soll auch darüber wachen, wie die Kulturpolitik im politischen Alltag umgesetzt wird. Ausserdem soll er einmal jährlich zu einer kulturpolitischen Retraite laden, um Strategien und Visionen zu diskutieren sowie an wichtigen nationalen Kulturveranstaltungen auftreten.
swissinfo und Agenturen
www.kulturministerium.ch ist ein virtuelles Kultur-Ministerium, das Plattform für Diskussionen sein will.
Zugleich dient es als Wahl-Plattform für den/die neue Kulturminister(in) der Schweiz.
Bis Ende Juni haben sich 32 Kandidierende eingeschrieben.
Bis 8. September kann gewählt werden.
Gewählt wird online, wobei man sich registrieren muss.
smartvote.ch, eine Gruppe von unabhängigen Politik-Wissenschaftern, hilft dem kulturministerium.ch beim Wahlprozedere.
Mit Hilfe von smartvote.ch ist ein Kulturfragebogen zum Vergleichen erarbeitet worden.
Die kulturpolitischen Profile der Kandidierenden werden anhand von Sach- und Einstellungsfragen erarbeitet und in eine Datenbank gespeichert.
Die Wählenden können denselben Fragebogen ausfüllen und dann sehen, mit welchem der Kandidaten oder Kandidatinnen er am meisten übereinstimmt.

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