ANLEIHEN/Auch Portugal auf ‹Ramsch-Niveau› – Bonds unter Druck
LONDON (awp international) – Nach Griechenland wurde jetzt auch Portugals Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau gesenkt. Die Ratingagentur Moody’s reduzierte die Note des Landes am Dienstagabend gleich um vier Stufen von «Baa1» auf «Ba2». Es drohen weitere Herabstufungen, da der Ausblick «negativ» bleibt. Begründet wurde die Herabstufung vor allem mit der geplanten Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenlandhilfe. Ab der Note «Ba1» spricht Moody’s von «substanziellen Kreditrisiken». Die Risikoaufschläge portugiesischer Staatsanleihen stiegen am Mittwoch im frühen Handel deutlich an.
Die Ratingagentur begründete die Herabstufung vor allem mit der geplanten Beteiligung privater Investoren an der Griechenlandhilfe. Moody’s hält es für wahrscheinlich, dass auch Portugal wie Griechenland ein zweites Hilfspaket braucht. Die dann drohende Beteiligung privater Investoren könnte aktuelle und potenzielle Anleger verschrecken. Nach dem mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgehandelten Programm soll Portugal bereits im Jahr 2013 wieder an die Anleihe-Märkte zurückkehren. Derzeit finanziert sich Portugal Hilfe über den europäischen Rettungsmechanismus (EFSF). Das Volumen beläuft sich auf 78 Milliarden Euro.
Moody’s bezweifelt, dass Portugal seine Ziele bei der Defizitsenkung wie geplant erreichen kann. Das Haushaltsdefizit soll von 9,1 Prozent im vergangenen Jahr auf 3,0 Prozent im Jahr 2013 sinken. Moody’s ist sich unsicher, ob Portugal die geplanten Einsparungen erzielen kann und die Steuereinnahmen wie geplant steigert.
Zudem könnte das Wirtschaftswachstum schwächer als erwartet ausfallen und das Bankensystem zusätzliche Unterstützung brauchen, heisst es weiter in der Begründung. Positiv erwähnt Moody’s lediglich, dass das Land nach den Wahlen eine stabile Regierung habe, die hinter dem Spar- und Reformpaket steht. Das portugiesische Finanzministerium kritisierte die Herabstufung. Moody’s ignoriere die kürzlich beschlossene zusätzliche Einkommenssteuer. Zudem gebe es im Land einen breiten Konsens bei der Umsetzung des Spar- und Reformprogramms.
Die Devisenexperten der Commerzbank stimmen der Einschätzung von Moody’s grundsätzlich zu. «Es ist jetzt schon absehbar: Das Hickhack um weitere Hilfen, welches wir gerade im Fall Griechenlands erleben, könnte uns nächstes Jahr im Fall Portugals drohen», heisst es in einem Kommentar. «Die Schuldenkrise der Peripherieländer dürfte uns noch lange, lange beschäftigen.»/jsl/stb/wiz