
Inflation und globale Unsicherheit machen Druck auf Schweizer Löhne

Zum ersten Mal seit drei Jahren konnten die Schweizer Arbeitnehmenden 2024 mit mehr Lohn auch mehr kaufen. Davor hatte die Inflation die Lohnerhöhungen mehr als aufgezehrt.
Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) stiegen die Löhne im vergangenen Jahr um durchschnittlich 1,8%. Bei einer Inflationsrate von 1,1% erhielten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer effektiv 0,7% mehr Kaufkraft.
Die Inflation erreichte 2022 einen Höchststand von 2,8%, verursacht durch logistische Engpässe nach der Covid-19-Pandemie und die höheren Energiekosten nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs.
Welche Sektoren haben den grössten Lohnzuwachs erhalten?
Aufgrund von Tarifverträgen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebenden erhielten rund 613’000 Beschäftigte im Jahr 2024 eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 1,7%.

Mehr
Lohnrunde: Schweizer Gewerkschaften und Unternehmen driften weit auseinander
Diese fiel jedoch in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich aus. Ein Beispiel dafür sind die Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes, die je nach Art des hergestellten Produkts unterschiedliche Ergebnisse erzielten.
Die Beschäftigten in der Herstellung von Gummi- und Kunststofferzeugnissen erhielten beispielsweise einen Lohnanstieg von 4,9%, während die Beschäftigten in der Herstellung von Metallerzeugnissen nur einen Anstieg der Nominallöhne um 0,8% verzeichneten.
Zu den grössten Gewinnern der letztjährigen Lohnrunde gehörten laut BFS die Beschäftigten im Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen (3,0%), bei den Postdiensten (3,0%), im Versicherungswesen (2,5%) und in der öffentlichen Verwaltung (2,5%).
Am anderen Ende der Skala verzeichneten die Beschäftigten im Verlagswesen, im audiovisuellen Sektor und in der Telekommunikation einen durchschnittlichen Lohnzuwachs von nur 0,4%.
Wie sind die Aussichten für 2025?
Die Gewerkschaft Unia geht davon aus, dass die Gesamtarbeitsverträge den Arbeitnehmenden in diesem Jahr Lohnerhöhungen zwischen 1,7% und 2% bringen werden.
Travail Suisse beklagte jedoch «durchmischte» Ergebnisse in der Lohnverhandlungsrunde 2025 und klagte, dass «die Reallöhne unter Berücksichtigung der Inflation auf dem gleichen Niveau wie 2015 liegen».
Eine im November veröffentlichte Umfrage der UBS bei 345 Unternehmen prognostiziert für dieses Jahr einen durchschnittlichen Lohnanstieg von 1,4%, wobei die Inflation die Hälfte dieses Anstiegs wieder aufzehrt. Die Bewohner:innen der hochpreisigen Schweiz sind mit rasch steigenden Gesundheitskosten konfrontiert.

Mehr
Schweiz: Warum hohe Löhne vielen nicht mehr zum Leben reichen
Hinzu kommt die Unsicherheit, die durch die von den USA angedrohten Zölle entsteht. Diese könnten die Preise für bestimmte Waren teilweise erhöhen. Ein globaler Zollkrieg könnte den internationalen Handel verlangsamen, was zu einem möglichen Rückgang der Verbraucherpreise führen und mit einem Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen könnte.
Die Ergebnisse der US-Zollstrategie lassen sich angesichts der sich ständig ändernden politischen Ankündigungen nicht leicht vorhersagen.
«Die wirtschaftlichen Aussichten für die Schweiz sind deutlich unsicherer geworden», erklärte die Schweizerische Nationalbank im März, als sie für dieses Jahr eine durchschnittliche Inflationsrate von 0,4% prognostizierte. «Vor dem Hintergrund der weltweit zunehmenden handels- und geopolitischen Unsicherheiten stellen die Entwicklungen im Ausland weiterhin das Hauptrisiko dar», schrieb sie dazu.
Editiert von Veronica DeVore/ac. Übertragung aus dem Englischen: Giannis Mavris

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch