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Ein Rat zwischen Umbruch und Sparzwang

Das Haus an der Alpenstrasse
Die Geschäftsstelle der Auslandschweizer-Organisation befindet sich im Berner Kirchenfeld Quartier – das Haus stammt aus einer Erbschaft. Auslandschweizer-Organisation (ASO), SwissCommunity / Adrian Moser

Die Auslandschweizer-Organisation steht vor entscheidenden Veränderungen: Neue Führung, drohende Budgetkürzungen und ein breit angelegter Reformprozess prägen die aktuelle Legislatur. Am Samstag diskutierte der Auslandschweizer-Rat intensiv über die Zukunft der Organisation und die Anliegen der Fünften Schweiz.

Über 120 Personen aus aller Welt haben am Samstag online an der Sitzung des Auslandschweizer-Rats (ASR) teilgenommen. Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) befindet sich in einer Phase des Umbruchs – personell, finanziell und politisch.

Dieser Wandel zeigte sich gleich zu Beginn der Sitzung: Nach der Feststellung der Beschlussfähigkeit erläuterte ASO-Direktor Lukas Weber kurz seinen bereits angekündigten Rücktritt zum Jahresende.

Als Nachfolger stellte sich Daniel Hunziker vor: ein «echter Auslandschweizer», wie ASO-Präsident Filippo Lombardi betonte. Hunziker lebte und arbeitete viele Jahre im Ausland – unter anderem als Honorarkonsul in Neukaledonien – und kennt die Realität der Diaspora aus eigener Erfahrung. Seit 2024 lebt er wieder in der Schweiz und freue sich nun auf die neue Aufgabe als Direktor der Auslandschweizer-Organisation per 1. Januar 2026.

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Lukas Weber und Filippo Lombardi im Nationalratsaal

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Swiss Abroad

Überraschender Abgang bei der Auslandschweizer-Organisation 

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Wechsel nach neun Monaten: Lukas Weber tritt Ende Jahr als Direktor der Auslandschweizer-Organisation ASO zurück. Seine Nachfolge übernimmt Daniel Hunziker.  

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Wechsel an der Spitze der Schweizer Revue

Auch bei der Schweizer Revue, der Publikation für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, kommt es zu einem Führungswechsel. Walter Schmid übernimmt die Redaktion von Marc Lettau, der die Zeitschrift sieben Jahre lang geprägt hat und nun in den Ruhestand geht.

Schmid ist selbst Auslandschweizer der zweiten Generation. Die Revue sei für ihn während «29 Jahren im Ausland ein identitätsstiftendes Bindeglied zur Schweiz» gewesen.

Mit dem Wechsel soll ab 2026 die gesamte ASO-Kommunikation bei Schmids Stelle zusammengeführt werden, da auch die Leiterin Kommunikation und Marketing die ASO verlässt.

Mit diesen Wechseln in Schlüsselpositionen werde die ASO stärker von Personen geführt, die selbst Auslandserfahrung haben – ein Schritt, der die Organisation noch näher an die Anliegen und Lebensrealitäten der «Fünften Schweiz» rücke. Lombardi beschrieb es als einen «Quantensprung in unserer Geschäftsstelle».

Politische Bilanz: Kleine Fortschritte, mehrere Rückschläge

In seinem Bericht zur Herbstsession informierte ASO-Vorstandsmitglied und Ständerat Carlo Sommaruga (SP) den Rat über politische Entwicklungen im Bundeshaus, welche die Auslandschweizer:innen direkt betreffen.

Neben der SRG-Initiative «200 Franken sind genug!» (beide Kammern habe die Initiative abgelehnt), und dem E-Collecting (Ständerat hat die Motion angenommen) sei auch die Motion von Ständerat Mauro Poggia, welche den Auslandschweizer:innen den Zugang zu PostFinance-Konten garantieren wollteExterner Link, im Parlament diskutiert worden.

Sie scheiterte im Ständerat knapp. Nun müsse im Nationalrat für dieses Anliegen Überzeugungsarbeit geleistet werden.

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Bankkonto Auslandschweizer Postfinance

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Schweizer Politik

Bankkonto für Auslandschweizer: Neuer Anlauf – neues Glück?

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Ein Schweizer Bankkonto ist für Auslandschweizer:innen teuer und oft gar nicht erhältlich. Jetzt gibt es im Ständerat einen Anlauf, dies zu ändern.

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ASO-Direktor Weber informierte zudem über ein Treffen mit Bundesrätin Baume-Schneider zum Thema Krankenkasse für Auslandschweizer:innen. Das Thema bleibe politisch blockiert. «Wir haben keine offenen Türen eingerannt», sagt Weber. Ohne politische Vorstösse habe die ASO im Moment keine Handlungsoptionen.

Finanzdruck und drohende Kürzungen

Grossen Raum nahm die finanzielle Lage der ASO ein. Die Organisation rechnet damit, dass die Bundesmittel ab 2027 im Rahmen des Entlastungspakets um rund zehn Prozent sinken könnten. Heute decken Bundesgelder bereits den Grossteil des Budgets der Auslandschweizer-Organisation – 3,3 Millionen von 3,7 Millionen Schweizer Franken Gesamtausgaben.

Bereits jetzt müsse die ASO jährlich 400’000 Franken selbst beschaffen – durch Spenden, Sponsoring oder gelegentliche Erbschaften. Ein grosses Vermögen besitze die Organisation nicht; das Haus an der Alpenstrasse etwa stamme aus einer Erbschaft, betont Lombardi.

Besonders kostenintensiv bleibt die Schweizer Revue: Druck und Versand machen knapp die Hälfte des gesamten ASO-Sachaufwands aus. Einige Delegierte warfen die Frage auf, ob Print-Abonnentinnen und -Abonnenten künftig einen kleinen Beitrag leisten sollten oder die Revue gar ganz digitalisiert werden sollte. Andere verwiesen auf Statistiken, wonach die Print-Ausgabe der Revue bei Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern sehr beliebt sei.

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Legislaturziele 2025–2029: Breiterer Prozess, neue Prioritäten

Erstmals hat die ASO alle Delegierten aktiv in die Erarbeitung der Legislaturziele einbezogen. Rund ein Drittel der Ratsmitglieder beteiligte sich an der Umfrage – für Direktor Weber eine «solide Basis», gerade weil viele neue Mitglieder im Rat sitzen.

Aus den Rückmeldungen kristallisierten sich sechs inhaltliche Linien heraus: Im Zentrum steht eine verstärkte Digitalisierung, etwa durch den Ausbau von Online-Plattformen, die Nutzung der E-ID und die Unterstützung von E-Voting und elektronischen Unterschriftensammlungen.

Gleichzeitig soll das Reglement der ASO weiterentwickelt und die internen Abläufe in Vorstand und Rat modernisiert werden. Hier setzt auch die Arbeit einer neuen Arbeitsgruppe an, welche die rechtlichen Grundlagen der Organisation überprüft. Zu den wichtigsten Bereichen, die überarbeitet werden sollen, gehören die Wahlverfahren für Mitglieder des Rates, die Klärung der Zuständigkeiten zwischen den verschiedenen Organen und die Regeln für Arbeitsgruppen und Kommissionen.

Ein weiteres Ziel ist eine integrierte Kommunikationsstrategie, die erstmals alle Kanäle der Organisation bündeln und auch ein mögliches Imageprojekt in der Schweiz einschliessen könnte.

Zudem möchte die ASO eine konstruktive Dialogkultur fördern, die Partizipation stärken und den Umgang innerhalb der Gremien verbessern. Besondere Aufmerksamkeit gilt der jüngeren Generation von Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern, die künftig mit neuen Angeboten gezielt angesprochen werden soll.

Schliesslich bleibt die ASO ihren langjährigen politischen Dossiers verpflichtet – von Banklösungen über Krankenversicherungsthemen bis hin zu Fragen rund um AHV und IV. Die endgültigen Legislaturziele sollen im März in Bern verabschiedet werden.

EDA setzt auf Sensibilisierungs-Kampagnen

Die Direktorin der Konsularischen Direktion, Marianne Jenni, präsentierte dem ASR die Prioritäten der Konsularischen Dienste für 2026. Im Zentrum werden Information und Prävention für Auslandschweizerinnen und -schweizer sowie Reisende stehen, unter anderem zur Eigenverantwortung. Das Auslandschweizergesetz, das Rechte und Pflichten regelt, wurde als bewährte Grundlage gewürdigt.

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Ein Schwerpunkt liegt auf Digitalisierung und Krisenmanagement: Ab 2027 soll ein Online-Schalter Anfragen erleichtern und die Betreuung der wachsenden Auslandschweizer-Community verbessern.

Zudem sind Kampagnen geplant, um ältere Auswandernde («Ageing Abroad») besser auf Versicherung, Nachlass und andere Fragen vorzubereiten, und um junge Auslandschweizer («Being young abroad») frühzeitig über Anmeldung, Studium oder Bürgerrechte zu informieren.

Zahlreiche Anträge führten zu lebhaften Diskussionen

An seiner ersten virtuellen Sitzung der laufenden Legislatur spürte der Auslandschweizer-Rat den frischen Wind, den die neuen Delegierten in Form von zahlreichen Anträgen in das Gremium brachten.

So beantragte unter anderem ein Mitglied, alle drei Sitzungen pro Jahr vollständig online abzuhalten – nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit, sondern auch der Inklusion: «Es sollte auch finanziell weniger privilegierten Mitgliedern möglich sein, vollwertig am Auslandschweizer-Rat teilzunehmen», hiess es aus dem Rat. Reisen in die Schweiz seien teuer, nicht alle könnten sich die jährliche Reise leisten. Der Antrag wurde abgelehnt; künftig trifft sich der Rat wie bisher einmal physisch, einmal vollständig online und einmal hybrid.

Weitere Anträge betrafen sowohl den Rat als auch die Organisation selbst und führten zu angeregten Diskussionen. Die Sitzung machte sichtbar, wie viele strukturelle und organisatorische Fragen den Rat und auch die ASO in den kommenden Monaten weiter beschäftigen werden.

Editiert von Balz Rigendinger

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Melanie Eichenberger

Was erwarten Sie vom Auslandschweizer-Rat in den kommenden vier Jahren?

Im Frühling finden die Neuwahlen des Auslandschweizer-Rats für die Legislaturperiode 2025-2029 statt. Für was sollen sich die künftigen Delegierten einsetzen?

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