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Berner Justiz beschäftigt sich mit grossem Fall von Menschenhandel

Keystone-SDA

Die Berner Kantonspolizei hat ihre rund dreijährigen Ermittlungen zu einem umfangreichen Fall internationalen Menschenhandels abgeschlossen. Fünf Personen werden sich vor der Justiz verantworten müssen. Bei dem Fall geht es um Sexarbeiterinnen aus China.

(Keystone-SDA) Insgesamt 146 Opfer wurden ermittelt, wie aus einer Mitteilung der kantonalen Staatsanwaltschaft für besondere Aufgaben vom Montag hervorgeht. Es dürfte sich damit um einen der grösseren Fälle im Land handeln.

Lockerungen im Datenaustausch gefordert

Der Fall wurde bereits im Mai bekannt. Politik und Justiz nutzten damals die Gelegenheit, Forderungen für eine griffigere gesetzliche Grundlage und Lockerungen im Datenaustausch zu stellen.

Immer wieder würden Ermittlerinnen und Ermittler in solch komplexen Fällen an Grenzen stossen, vor allem an solche struktureller Art, sagte der bernische Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP). Er sprach insbesondere den strengen Datenschutz an. Oft sei der Datenaustausch mit ausländischen Behörden einfacher als über die Kantonsgrenze hinweg, kritisierte Müller.

In Online-Chats angeworben

Unterdessen sind die Ermittlungen abgeschlossen und die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben. Begonnen hatten die Ermittlungen im Frühling 2022 mit einer grossangelegten Aktion. Dabei konnten fünf beschuldigte Personen angehalten und sechs Opfer ausfindig gemacht werden.

Im Laufe der Ermittlungen stiess die Polizei auf 146 weibliche Opfer mit vorwiegend chinesischer Staatsbürgerschaft. Sie wurden von den Angeklagten auf chinesischen Online-Chats für die Sexarbeit in der Schweiz angeworben. Dabei dürften vor allem Frauen rekrutiert worden sein, die Idealvorstellungen bezüglich Aussehen, Alter und Gewicht entsprachen.

Die Beschuldigten quartierten die Opfer nach ihrer Einreise in privaten Wohnungen und Appartements ein und organisierten die Sexarbeit. Ein grosser Teil der Opfer soll laut Polizei wohl bereits vor Jahren durch eine professionell organisierte Tätergruppe gefälschte Ausweispapiere erhalten haben, um sich frei in Europa bewegen zu können.

Drei Männer und zwei Frauen

Vor der bernischen Justiz verantworten müssen sich drei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 30 und 53 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, die Prostitutionstätigkeit der Frauen im Wesentlichen bestimmt zu haben. Die Opfer mussten die Hälfte der Einnahmen abgeben.

Den Angeklagten werden Tatbestände wie Menschenhandel und Förderung der Prostitution zur Last gelegt. Ebenfalls angeklagt wurden Straftaten wie Geldwäscherei, Urkundenfälschung oder unrechtmässiger Bezug von Sozialhilfe.

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