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Bernischer Grosser Rat setzt Zeichen für das Spital Frutigen

Keystone-SDA

Das Berner Kantonsparlament hat am Mittwoch energisch über das Spital Frutigen debattiert. Die Regierung soll nun Massnahmen aufzeigen, wie der Spitalstandort langfristig gesichert werden kann.

(Keystone-SDA) Weil es sich bei der Motion aber um eine Richtlinienmotion handelte, hat der Regierungsrat einen relativ grossen Handlungsspielraum, was die Umsetzung anbelangt.

Dennoch setzte das Parlament ein Zeichen für das Spital Frutigen, indem es die Regierung aufforderte, Lösungen aufzuzeigen, wie das Spital langfristig erhalten werden kann. Diese Ziffer der Motion nahm es mit 146 zu 2 Stimmen deutlich an, eine Abschreibung lehnte es gegen den Willen der Regierung ab.

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Den Erhalt der Geburtenabteilung des Spitals lehnte der Rat hingegen mit 66 Ja- zu 77 Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen knapp ab. Die mittlerweile geschlossene Abteilung war denn auch das grosse Thema der Debatte.

«Die Geburtshilfe in Frutigen war ein Leuchtturmprojekt», sagte etwa die Mitmotionärin Beatrix Hurni (SP). Das Beleghebammen-System sei weitherum bekannt gewesen. Es gelte, den kontinuierlichen Leistungsabbau zu verhindern, befand René Müller namens der EVP-Fraktion. Auch die ländliche Bevölkerung habe Anrecht auf eine bedarfsgerechte und wohnortnahe Spitalversorgung, kritisierte Jakob Schwarz von der EDU-Fraktion den Schliessungsentscheid.

«Die Schliessung der Geburtenabteilung bedeutet einen schleichenden Abbau der Versorgung», sagte SP-/Juso-Sprecherin Belinda Nazan Walpoth. Dies beeinträchtige die Lebensqualität in der Region. Zahlreiche Sprechende erwähnten zudem der Tourismus, der für die Region bedeutend sei und auf eine gute Gesundheitsversorgung angewiesen.

Es fehlt an Personal

Dennoch wurde am Mittwochabend im Rat auch Verständnis für den Entscheid geäussert und nach vorne geblickt. «Die Begründung für die Schliessung ist nachvollziehbar», sagte Mitmotionär Kurt Zimmermann (SVP). «Ich habe die kleine Hoffnung, dass wir noch eine externe Lösung finden.»

Die fehlenden Fachkräfte seien ein Problem, so Melanie Gasser (Fraktion GLP). «Wir müssen uns überlegen, wie wir dem entgegenwirken und die Arbeit im Oberland attraktiv machen können.» Es gebe viel zu wenig qualifiziertes Personal, stimmte ihr Christoph Zimmerli im Namen der FDP-Fraktion zu. «Die Schliessung der Geburtenabteilung war eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.» Hans Marti (Mitte-Fraktion) bedauerte die Schliessung zwar, «aber sie war alternativlos».

Andrea de Meuron forderte im Namen der Grünen neue Wege. «Gerade im Bereich der Geburtshilfe müssen wir umdenken. Andere Kantone machen es vor.»

«Sie schwächen die Spitäler»

Es sei zunehmend schwierig gewesen, die Abteilung aufrecht zu erhalten, sagte der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP). Die grosse Herausforderung der nächsten Jahre im Gesundheitswesen sei das Personal. «Wir müssen Verantwortung übernehmen und dort Anpassungen vornehmen, wo es nötig ist.» Es schwäche mit seiner Haltung die Spitäler, adressierte er ans Parlament.

«Das Spital Frutigen begegne verschiedenen Herausforderungen, insbesondere dem Fachkräftemangel», sagte Schnegg weiter. «An der Geburtenabteilung festzuhalten, wäre für den Standort gefährlich.» Der Verwaltungsrat der Spitalgruppe fmi versuche, eine gute und langfristige Lösung für die Region zu finden. Die Bedürfnisse der Bevölkerung würden dabei miteinbezogen.

Petition für Geburtenabteilung

Im März hatte die fmi angekündigt, die Geburtenabteilung per Anfang April 2025 ans Spital Interlaken zu verlegen. Sie begründete den Entscheid mit dem Fachkräftemangel.

Gegen diesen Entscheid hatte sich Widerstand geregt. Der Gemeinderat der Standortgemeinde Frutigen zeigte sich enttäuscht. Vor wenigen Woche erhielt die Kantonsregierung eine Petition mit gegen 40’000 Unterschriften, welche die Weiterführung der Geburtenabteilung forderte.

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