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Autobahnausbau: Unsere Debatte zur Abstimmung

Der Autobahnausbau ist eine der Abstimmungsvorlagen vom 24. November. Was spricht dafür, was dagegen? In Let's Talk kreuzen ein Befürworter und eine Gegnerin die Klingen.

Immer mehr Autos, immer mehr Stau: Auf den Schweizer Autobahnen ist es eng geworden. Die jährlich fast 50’000 Stunden Stau kosten Nerven, Lebensqualität und Millionen von Franken. Jetzt soll ein Autobahnausbau Abhilfe schaffen.

Hilft ein Autobahnausbau wirklich?

Bundesrat und Parlament wollen sechs Knotenpunkte ausbauen, damit es wieder fliesst auf den Schweizer Nationalstrassen. Aber hilft das wirklich? Oder sorgt es – im Gegenteil – für noch mehr Verkehr?

«Wenn man die Kapazitäten auf einer stark benutzten Strecke erweitert, gibt es mittelfristig mehr Verkehr. Die Entlastung ist nur kurzfristig», sagt Marionna Schlatter, Nationalrätin der Grünen. Sie kämpft gegen die Vorlage zum Autobahnausbau.

Autobahnausbau Vorlage vom 24. November
Die Autobahnen: Befürworter sprechen von den Lebensadern der Schweiz. Je dicker die Linien, desto mehr Verkehr fliesst. Wenig überraschend, dass um die grossen Zentren wie Genf, Bern, Basel oder Zürich besonders viel Verkehr fliesst. Kai Reusser, swissinfo.ch

Im Let’s Talk-Studio sitzt auch Erich Hess, Nationalrat der SVP. Er sagt: «Die Autobahnen wurden in den 1960er Jahren für 6 Millionen Leute geplant. Mittlerweile haben wir in der Schweiz über 50 % mehr Leute.» Ein Ausbau sei daher dringend notwendig.

Auch Schlatter bringt eine historische Perspektive ein: «Seit 1970 sind die Autobahnkilometer um 200 Prozent gewachsen», sagt sie, «die Bahnkilometer um 6 Prozent.» Erich Hess entgegnet: «Bei der Bahn hat man in den letzten Jahren massiv ausgebaut.»

Autobahnausbau gegen Schleichverkehr?

Für die Gegner ist die VorlageExterner Link auch deshalb falsch, weil ein Autobahnausbau im Widerspruch steht zu den Klimazielen, welche die Schweiz erreichen will. «Das geht nicht, wenn wir noch mehr aufs Auto setzen», sagt Marionna Schlatter.

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Welche Massnahmen sind nötig, um die Schweizer Autobahnen zu entlasten?

Am 24. November wird über einen Autobahn-Ausbau abgestimmt. Was halten Sie davon?

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Ausserdem sei es eine Scheinlösung, denn der Mehrverkehr müsse auch aufgenommen werden. Erich Hess entgegnet: «Wir entlasten alle Ortschaften, die heute massiv Schleichverkehr haben, diesen nehmen wir auf die Autobahnen zurück.»

Das Heilmittel gegen Staustunden?

Unbestritten ist auf beiden Seiten, dass die Staustunden der Wirtschaft schaden. «Wir wissen seit der Römerzeit: Je besser die Verkehrswege funktionieren, desto besser geht es der Wirtschaft», sagt Erich Hess. Er rechnet: «Wenn ein Handwerker im Stau steht, kostet das den Arbeitgeber 130 Franken pro Stunde.» Das seien Kosten, die am Ende wieder auf die Bürger:innen überwälzt würden.

Die Anzahl der Staustunden steigt deutlich stärker an als die gefahrenen Autobahnkilometer: Zwischen 2016 und 2023 verdoppelten sich Staustunden auf den Nationalstrassen gar. Das Bundesamt für Strassen folgert daraus, dass das Nationalstrassennetz an seine Kapazitätsgrenzen stösst.

Autobahnausbau Staustunden Schweiz
Die Staustunden in der  wachsen überproportional schnell an. Kai Reusser, swissinfo.ch

Auch Marionna Schlatter sagt: «Handwerker, die im Stau stehen, das geht nicht, das ist nicht gut für die Wirtschaft. Handwerker müssen freie Fahrt haben.» Aber der grösste Teil des Privatverkehrs sei Freizeitverkehr. Da gäbe es andere Möglichkeiten als ein Autobahnausbau. Sie sieht Lösungen im Mobiliy Pricing oder im Car-Sharing: «Es gibt viele Möglichkeiten, um die Infrastruktur besser auszulasten.»

Die Auto-Mobilität ist bisher ein recht verlässlicher Anzeiger für das Wachstum der Schweiz gewesen, wie diese Grafik zeigt:

Autobahnausbau Wachstum Verkehr
Der Verkehr in der Schweiz wächst mit dem Brutto-Inlandprodukt, also der Leistung der Schweizer Volkswirtschaft. Auch die Bevölkerung in hellblau ist parallel dazu gewachsen Kai Reusser, swissinfo.ch

Hess sieht im geplanten Ausbau eine gezielte Erweiterung der bestehenden Flaschenhälse. Dies ist auch ganz im Sinn von Peter Segessenmann, der Schweizer lebt als Rentner in Portugal, wo er die weitgehend freie Fahrt auf Autobahnen geniesst. «Sobald ich in der Schweiz bin und das Auto benutzen muss, dann stehe ich irgendwo im Stau», sagt er.

In Portugal hingegen seien die Autobahnen praktisch leer. Segessenmann vermutet: «Wenn die Bahn in der Schweiz billiger wäre wie etwa in Portugal oder in Luxemburg, wo der ÖV ganz gratis ist, dann würden wahrscheinlich mehr Leute umsteigen.»

Dreiviertel der gesamten Schweizer Mobilität spielt sich auf Strassen ab. Die Bahn nimmt nur einen Sechstel ein. Busse, Velos und Fussverkehr etwa 10 Prozent, wie diese Grafik zeigt:

Autobahnausbau Schweizer Mobilität
Kai Reusser, swissinfo.ch

Könnten die Bahnen also noch mehr Verkehr absorbieren? Davon ist Gegnerin Schlatter überzeugt. Sie kritisiert: «Autofahren ist heute günstiger als vor 15 Jahren und der öffentlichen Verkehr ist ein Viertel teurer.» Die ganze Welt beneide die Schweiz um ihren öffentlichen Verkehr. «Man kommt damit praktisch überallhin. Das kostet etwas und das wollen wir uns leisten», so Schlatter.

Hess unterstreicht derweil die Kostenwahrheit bei den Schweizer Autobahnen. » Der motorisierte Individualverkehr ist kostendeckend», sagt er. Der Automobilist zahle viel mehr in den Strassentopf ein, als er bekomme. «Der Autofahrer wird als Milchkuh missbraucht», so Hess.

Schlatter entgegnet, dass diese Kostenrechnung nicht ehrlich sei, da zahlreiche Schäden nicht eingerechnet würden.

Am 24. November entscheidet das Volk über die Vorlage zum Autobahnausbau. Erste Umfragen sehen einen Trend für ein Ja zum Autobahnausbau.

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