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Chinesische Präsenz in Genf weckt Emotionen

Demo in Bern gegen China am Montag. Die tibetische Gemeinschaft in der Schweiz ist die zweitgrösste. Keystone

Die Organisatoren des jährlichen Genfer Sommerfestes haben ihre Entscheidung verteidigt, China als Ehrengast einzuladen.

Pro-Tibet-Anhänger haben am Mittwoch angekündigt, sie würden die Fêtes de Genève nutzen, um Missbräuche durch China bekannt zu machen, ohne jedoch das Fest zu stören.

Die Eröffnung der Fêtes de Genève, fällt zusammen mit dem Schweiz-Besuch des geistigen und weltlichen Führers der Tibeter, des Dalai Lama.

Seine Anwesenheit passt der chinesischen Regierung nicht. Sie beschuldigt ihn “anti-chinesischer Aktivitäten”. Die Chinesen sind auch nicht glücklich über das Treffen des spirituellen Führers Tibets mit dem Schweizer Innenminister Pascal Couchepin.

Pro-tibetische Gruppen spielen Befürchtungen herunter, dass Chinas harte Linie zu Protesten am grössten schweizerischen Volksfest (2004 über 2 Mio. Besuchende) führen könnten.

Die Genfer Tibet-Support Gruppe und das Schweizer Unterstützungs-Komitee für Tibeter haben bestätigt, dass sie an den Fêtes de Genève anwesend sein werden, sich jedoch zurückhaltend benehmen würden.

“Wir wollen den Event nicht stören, aber vom Umstand profitieren, dass China eingeladen ist”, sagt Valérie Susz, Präsidentin der Genfer Tibet Support-Gruppe.

“Wir respektieren Chinas Traditionen und Kultur. Aber wir sind der Ansicht, dass die Menschen aufgeklärt werden sollten, dass China Menschenrechte nicht respektiert, Dissidenten einsperrt und mit den Missbräuchen in Tibet fortfährt.”

Flugblatt-Kampagne

Anstatt Proteste zu organisieren, planen die Widerstands-Gruppen eine Aktion mit Flugblättern auf Französich und Chinesisch, auf denen erklärt wird, wie in der Schweiz die Demokratie funktioniert. Diese wird mit der politischen Situation in China verglichen.

Laut Christian Colquhoun, Geschäftsführer der Fêtes de Genève, ist die Entscheidung zur Einladung Chinas unter dem Eindruck getroffen worden, dass Peking vor zwei Jahren der Schweiz einen geprüften Status als Tourismus-Destination verliehen hatte, was die Tür für einen Anstieg von Besuchern aus China öffnete.

Ein weiteres Ziel, unterstreicht Colquhoun, sei es, Chinas reiche Kultur und Traditionen zu präsentieren.

“Viele Leute haben uns gefragt: ‘Warum China?’. Letztes Jahr waren wir mit ähnlichen Fragen betreffend Menschenrechte und so weiter konfrontiert, als wir Vietnam eingeladen hatten. Aber diese Länder sind dabei, sich der Welt zu öffnen und wir zeigen, was sie in Sachen Kultur und Geschichte zu bieten haben.”

Schweiz als offenes Land

Weiter fügte er hinzu, die Tatsache, dass China und Tibet gleichzeitig von der Schweiz gefeiert werden, sei ein Zeichen dafür, dass die Schweiz ein “offenes Land” sei.

Der chinesische Rat für Staats-Angelegenheiten, der das chinesische Programm für den Event arrangiert hat, hofft, dass damit die Gelegenheit ergriffen wird, “die Freundschaft und das gegenseitige Verständnis zwischen China und dem Rest der Welt zu stärken”.

Laut der Genfer Polizei wurde, bisher noch keine Anfragen um Bewilligungen für Proteste gegen die chinesische Regierung während der Festtage eingereicht. Die Situation werde aber überwacht.

Polizei und Sicherheitsdienst der Fêtes de Genève sagten auch, dass sie auf die “Vergewaltigungs-Droge” GHB achten würden. Während der Lake Parade im letzten Monat hatten Dutzende von Menschen ins Spital gebracht werden müssen, nachdem die Droge ihren Getränken beigemischt worden war.

swissinfo, Alan Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Das Festival dauert vom 4. bis 14. August.
Rund 250 Konzerte finden an verschiedenen Orten am See statt.
2004 besuchten 2,1 Millionen Menschen die Fêtes de Genève.

Das Festival eröffnet am Donnerstag mit Kung-Fu von Mönchen des Shaolin-Tempels. Weitere Höhepunkte des Festivals sind das Frauen-Orchester von Sichuan und Artisten des Opern- und Ballett-Theaters von Xi’an.

Ausserdem tritt die “Caravane du Monde” auf, zu der mehr als 700 Musiker, Artisten und Tänzer aus sieben Ländern gehören.

Für Genfs ersten “Slow Up” wird ein Teil der Stadt für den Verkehr gesperrt und den Fussgängern, Velofahrerinnen und Rollschuhfahrern überlassen.

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