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Treibstoffverbrauch ist immer noch zu hoch

Lediglich 10% der Befragten sind für ein Verbot für Autos, die älter als 13 Jahre sind. Keystone

Vier von fünf Schweizern halten das Auto für unverzichtbar. 90% bezeichnen es als wichtigen Wirtschaftsfaktor. Zugenommen haben die Bedenken gegenüber Umwelt- und Lärmbelastung, wie der "Monitor Verkehrsfragen 2009" zeigt.

Zum dritten Mal hat das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der Vereinigung der Schweizer Automobilimporteure (Auto Schweiz) eine repräsentative Studie zur Einstellung zum Auto durchgeführt. Befragt wurden 1005 stimmberechtigte Schweizerinnen und Schweizer.

Die Studie vom April 2009 zeigt im Vergleich zu 2005 und 2007 eine zunehmende Polarisierung. Einerseits rücken mehr Befragte als 2007 den Nutzen des Autos in den Vordergrund. Vor allem diejenigen, die das Auto oft nutzen, sehen eher dessen Vorteile.

Andererseits wachsen aber auch die Bedenken hinsichtlich der Umwelt- und Lärmbelastung des motorisierten Individualverkehrs. Vor allem die pragmatisch denkende Gruppe der Auto-Befürworter mit Umweltbedenken nahm von 2007 bis 2009 von 25 auf 37% zu.

Wie schon 2007 geht auch 2009 knapp die Hälfte der Befragen davon aus, dass der motorisierte Verkehr etwa gleich viele Vor- und Nachteile bringe. 20% sehen mehr Nachteile, für 31% stehen die Vorteile klar im Vordergrund.

Fast 70% können sich vorstellen, beim nächsten Autokauf alternative Antriebssysteme zu prüfen. Das sind 5% mehr als noch 2007.

Umstrittene Verschrottungsprämie

Dennoch habe die Bereitschaft abgenommen, etwas für den Klima- und Umweltschutz zu tun, hält die Studie fest. Das zeige sich vor allem bei Massnahmen, die direkt zu höheren Kosten führten, wie beispielsweise einem höheren Benzinpreis.

Weniger hoch als auch schon ist die Zustimmung zu einem Verbot von Autos, die älter als 13 Jahre alt sind: Nur gerade 10% befürworten ein solches Verbot. Die grosse Mehrheit begründet die Ablehnung in erster Linie damit, dass ein regelmässiger Neukauf finanziell schlicht nicht möglich sei.

Um den seit Monaten rückläufigen Autoverkäufen entgegen zu wirken, fordern die Importeure von ‹Auto Schweiz› eine Verschrottungsprämie: Wer sein altes Auto durch einen Neuwagen mit einem Norm-Benzinverbrauch von höchstens 6,6 Litern ersetzt, soll eine Prämie von 3000 Franken erhalten.

Mehr als eine Million Anfragen in Deutschland

Ulrich Giezendanner, Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP), hat im Parlament eine entsprechende Motion eingereicht. Demnach sollen die Kosten für die Prämie aus den Einnahmen der Automobilsteuern finanziert werden.

Giezendanner argumentiert mit einem Potential von mehr 930’000 alten Autos, die so durch neue, energieeffizientere ersetzt werden könnten.

«Wir haben nicht damit gerechnet, dass die Verschrottungsprämie in Deutschland einen so enormen Erfolg haben wird», sagt Andreas Burgener, Direktor von ‹Auto Schweiz› gegenüber swissinfo. «Es gibt vor allem ökologische Gründe, und als Nebeneffekt auch einen wirtschaftlichen Nutzen.»

Das Argument, wonach der wirtschaftliche Nutzen einer solchen Prämie in einem Land ohne Autoindustrie eher klein sei, lässt Burgener nicht gelten: «Die Zulieferindustrie ist in der Schweiz mit 16 Milliarden Franken Umsatz genauso gross wie die Uhrenexportindustrie. Die 300 Betriebe stehen zurzeit praktisch still.»

Zielvereinbarung verfehlt

Der Bundesrat lehnt die Motion ab und verweist darauf, dass auch andere Massnahmen zu einem langfristig ökologischeren Fahrzeugpark führen werden. Konkret verweist die Regierung auf die geplante Annäherung der Schweiz an die Vorschriften der EU.

Demnach soll der durchschnittliche CO2-Ausstoss bis 2015 auf 130g CO2 pro Kilometer gesenkt werden. 2008 lagen die durchschnittlichen CO2-Werte bei den in der Schweiz verkauften Neufahrzeugen bei 175g pro Kilometer.

Damit wurde das 2002 zwischen «Auto Schweiz» und dem Verkehrsdepartement vereinbarte Ziel nicht erreicht. Zwar verbrauchten die 2008 verkauften Autos mit durchschnittlich 7,14 Litern pro 100 km 3,9% weniger als im Vorjahr. Die Vereinbarung sieht jedoch einen Durchschnittsverbrauch von lediglich 6,4 Litern vor.

«Es stimmt, wir haben die freiwillige Zielvereinbarung nicht auf den Punkt gebracht. Ich bin aber überzeugt, dass wir das Ziel in den kommenden zwei bis drei Jahren erreichen werden», gibt sich Burgener optimistisch: «Status und Prestigedenken werden weniger wichtig. Vernunft setzt sich immer stärker durch.»

Andreas Keiser, swissinfo.ch

Die Energie-Etikette unterstützt die angestrebte Absenkung des mittleren Treibstoffverbrauchs neuer Personenwagen.

Die Etikette informiert über den Treibstoffverbrauch in Liter/100 km, den CO2-Ausstoss in g/km und die Energieeffizienz, bezogen auf das Fahrzeug-Leergewicht.

Das mit ‹Auto Schweiz›, dem Verband der Schweizer Automobilimporteure, vereinbarte Ziel sieht eine Reduktion des Treibstoffverbrauchs um durchschnittlich 3% pro Jahr vor, von 8,4 l pro 100 Kilometer im Jahr 2000 auf 6,4 l im Jahr 2008.

Effektiv erreichte der Verbrauch der Neuwagen im Jahr 2008 im Schnitt jedoch 7,14 Liter.

In der Schweiz werden gleich mehrere umweltfreundliche Fahrzeuge entwickelt. Zum Beispiel der em’o der Hochschule für Technik Rapperswil.

Im letzten Jahr kündigte Swatch-Gründer Nicolas Hayek das Projekt Belenos Clean Power an. Darin will er die nächste Generation des Wasserstoffantriebs mit der Sonnenenergie verbinden.

Das in Luzern ansässige Unternehmen Mindset plant, das erste in der Schweiz gezeichnete Auto mit Hybridantrieb innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre zu produzieren.

Numexia aus dem Kanton Waadt stellte im Januar den Prototyp eines Lieferwagens mit Elektroantrieb vor.

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