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Die Ausbildungsstätte der Nationalbank ist in neuen Händen

Martin Brown (links) und Fabio Canetg
Martin Brown (links), der neue Direktor des SNB-Ausbildungszentrums in Gerzensee, und Geldcast-Host Fabio Canetg. Fabio Nay / swissinfo.ch

Die Ausbildungs- und Forschungsstätte der Schweizerischen Nationalbank hat einen neuen Chef: Es ist der in Irland geborene Martin Brown. Wie wird er das international bekannte Studienzentrum Gerzensee in die Zukunft führen? Im Geldcast von swissinfo.ch spricht Brown erstmals seit seinem Amtsantritt über seine Visionen.

«In Gerzensee unterhalte ich mich in Kaffeepausen mit weltbekannten Ökonom:innen», sagt Martin Brown, der neue Leiter des Studienzentrums Gerzensee. In der Ausbildungsstätte der Nationalbank wird geforscht und gelehrt – und zwar auf internationalem Top-Niveau: Zu den Dozierenden gehören einige der einflussreichsten Ökonom:innen unserer Zeit, darunter Mark Watson von der Princeton University und Ricardo Reis von der London School of Economics.

Mit diesen Grössen zusammenzuarbeiten sei ein absolutes Privileg, so Brown. «Unsere Dozierenden haben immer den Blick für die wichtigen Themen – und sie haben die Kompetenzen, um diese zu erforschen.» Doch nicht nur methodisch seien die Dozierenden internationale Weltklasse: Sie könnten ihre Forschungsresultate auch einem breiten Publikum zugänglich machen.

Brown nennt als Beispiel den Harvard-Ökonomen James Stock, der zwischen 2013 und 2014 im Beraterteam von Präsident Obama tätig war. Dieses Jahr gibt Stock in Gerzensee einen Kurs über Klima-Ökonomie für Schweizer Wirtschaftsdoktorierende.

Brown ist überzeugt: Wer eine Karriere in der Forschung machen wolle, brauche heute eine gute Ausbildung. «Die internationale Konkurrenz um Forschungsstellen an Universitäten und Zentralbanken hat enorm zugenommen.»

«Diversität ist mehr als nur Gender-Diversität»

Und auch die Konkurrenz um die besten Dozierenden sei gross. «Wir wollen die führenden Leute auf ihren Fachgebieten nach Gerzensee holen», sagt Brown. Das sei nicht immer leicht. Doch Gerzensee habe trotz seiner Abgeschiedenheit auf den Hügeln zwischen Bern und Thun einen gewichtigen Vorteil: «Bei uns fühlen sich die Leute sehr wohl.»

Das Studienzentrum ist in einem über 300 Jahre alten Schloss einquartiert, mit zugehörigem Schlossgarten und Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Viele Dozierende in Gerzensee nutzen die freien Nachmittage für Velo- oder im Winter für Skiausflüge. Einige kommen seit über 20 Jahren in die Schweiz, um hier zu unterrichten.

Wie viele Institutionen bemüht sich das Studienzentrum Gerzensee mittlerweile auch speziell um weibliche Dozierende. Bei Browns Amtsantritt gab es auf 32 männliche Dozenten gerade einmal eine Dozentin. «Bei der Gender-Diversität haben wir noch Luft nach oben», sagt er. Man dürfe sich aber keine Illusionen machen: «Die wenigen Frauen, die es heute in den akademischen Spitzenpositionen gibt, sind unglaublich stark nachgefragt.» Bei der Diversität gehe es zudem nicht nur um das Geschlecht: «Es geht auch darum, woher die Leute kommen, welche Kompetenzen sie mitbringen, welche Erfahrungen sie gemacht haben und welche Meinungen sie vertreten.» In dieser Hinsicht sei Gerzensee gut aufgestellt, so Brown.

In Irland aufgewachsen, in Zürich zu Hause

Brown selbst war lange Professor an der Universität St. Gallen, bevor er im Frühling 2022 ans Studienzentrum Gerzensee wechselte. Bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr lebte er in Irland. Heute fühlt er in Zürich zu Hause. Er sagt: «Heimat ist für mich dort, wo meine Familie zu Hause ist.»

Beruflich interessiert sich Brown vor allem dafür, wie Haushalte finanzielle Entscheide treffen: Wie viel ihres Einkommens konsumieren die Haushalte und wie viel sparen sie? Wie legen die Leute ihr Geld an? Und wie bezahlen sie ihre Einkäufe?

Er selbst nutzt in seinem Alltag nur noch die Bankkarte. Er habe einige Male zu Schulungszwecken versucht, mit Bitcoin zu bezahlen. Doch daran hat Brown keine guten Erinnerungen: «Das hat mich unglaublich genervt, weil es so aufwändig war.»

Brown ist vor allem fasziniert davon, wie stabil das Zahlungsverhalten sei. «Der Anteil von Bargeldzahlungen nahm über Jahre nur sehr langsam ab.» Corona habe das dann deutlich beschleunigt. Wird es demnächst also kein Bargeld mehr geben? Brown winkt ab: «So bald wird das nicht der Fall sein.»

Hier geht es zum Geldcast mit Martin Brown in voller Länge:

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Das Gespräch finden Sie auch auf SpotifyExterner Link und Apple PodcastsExterner Link. Und natürlich in der Geldcast-Sammlung von swissinfo.ch.

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