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CH/SCHWEINEGRIPPE: Erstes Todesopfer – Impfung kann ab Montag beginnen (AF)

(Meldung nach Medienkonferenz neu gefasst)
Liestal/Bern (awp/sda) – Die Schweinegrippe hat in der Schweiz ein erstes Todesopfer gefordert. In der Nacht auf Sonntag ist ein viereinhalb Monate alter chronisch kranker Knabe aus dem Baselbiet an einer durch das H1N1-Virus ausgelösten Lungenentzündung verstorben.
Der Säugling wies ein angeborenes Missbildungssyndrom auf, ohne das er vermutlich nicht gestorben wäre, wie Professor Jürg Hammer vom Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) am Mittwoch vor den Medien in Liestal sagte. Der Knabe war in der Nacht auf Sonntag notfallmässig ins UKBB eingeliefert worden. Als er dort um 4 Uhr früh eintraf, war er bereits tot.
Laut Hammer war der Säugling im Juni mit einer sogenannten Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt gekommen, die ihm das Atmen und Schlucken erschwerten. Zusätzlich litt er an einem Herzfehler und vermutlich auch an einer Immunschwäche.
Laut dem Baselbieter Kantonsarzt Dominik Schorr war der Säugling letzte Woche vom Hausarzt mit Antibiotika behandelt worden. Nachdem es dem Baby am Freitag recht gut gegangen sei, habe sich sein Zustand am Samstag wieder verschlechtert, worauf erneut ein Arzt beigezogen wurde. Schliesslich habe das Knäblein in den Armen seines Vaters aufgehört zu atmen.
Dass der Säugling mit dem H1N1-Virus infiziert war, hat sich erst beim Vorliegen der Untersuchungsergebnisse am Dienstag gezeigt, wie es an der Medienkonferenz weiter hiess. Die vom Virus ausgelöste Lungenentzündung wurde bei einer Autopsie im UKBB als unmittelbare Todesursache festgestellt; das Kind erstickte am Schleim.
In der Familie des verstorbenen Einzelkinds war niemand an Schweinegrippe erkrankt. Geimpft war das Baby nicht. Säuglinge unter sechs Monaten gehören zu den Risikogruppen, können jedoch weder geimpft noch mit Tamiflu behandelt werden.
Bei gesunden Säuglingen sei die Schweinegrippe bisher ohne Komplikationen verlaufen, sagte UKBB-Professor Hammer. Zum Schutz insbesondere auch von Säuglingen empfiehlt das BAG, die bekannten Hygienemassnahmen in den Alltag einfliessen zu und sich impfen zu lassen. Weisen Babys Grippesymptome auf, soll der Haus- oder Kinderarzt konsultiert werden.
Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bedauerte an der vom Baselbieter Krisenstab kurzfristig einberufenen Medienkonferenz den tragischen Tod des Säuglings. Mit solchen Fällen habe man aber rechnen müssen. Die Pandemie, die acht bis zwölf Wochen dauern werde, habe die Schweiz nun voll erreicht. Saisonale Grippeviren sind laut Mathys neben dem H1N1-Erreger kaum im Umlauf.
Das BAG sieht laut Mathys wegen des ersten Todesfalls keinen Anlass, an seiner Politik etwas zu ändern. Des Bundesamt empfahl den Kantonen, ab Montag alle Interessierten gegen Schweinegrippe zu impfen, soweit Impfstoff vorhanden ist. Risikogruppen haben aber immer noch Vorrang. Am Montag sollen zwei Millionen Impfdosen verfügbar sein.
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) wollte am Mittwoch an einer Sitzung neue Impfempfehlungen erarbeiten. Dabei gehe es um die Frage, welche Personen welchen der drei Impfstoffe in welchen Dosen erhalten sollten, sagte Vize-Präsident Hans Binz auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
cc

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