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Chancengleichheit: Schweizerinnen frustriert

Keine bunte, schöne Welt: Die Schweizer Arbeitswelt für Frauen. Keystone

Die Schweiz steht, was die Chancengleichheit angeht, im internationalen Vergleich schlecht da, wie eine Studie des World Economic Forum (WEF) zeigt.

Frauen haben zwar gute Chancen in der Politik mitzumachen, in der Wirtschaft und der Bildung werden sie allerdings deutlich benachteiligt.

Die Schweiz benachteiligt ihre Frauen im Vergleich zu anderen Ländern weiterhin stark: Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz nur auf dem 34. Rang, wie aus einer Studie des World Economic Forum (WEF) hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurde. Das WEF hat im so genannten “Gender Gap Index” insgesamt 58 Länder unter die Lupe genommen.

Die Schweiz schneidet direkt hinter China und Uruguay ab. Von den Frauen in den Nachbarländern sind nur die italienischen noch schlechter gestellt als diejenigen der Schweiz. Auch die Vereinigten Staaten schnitten mit Rang 17 deutlich besser ab als die Eidgenossenschaft.

Politik gut, Wirtschaft und Bildung schlecht

Nur bei politischen Beteiligung von Frauen zeichnet die Studie ein vergleichsweise gutes Bild der Schweiz . Das sei eine bemerkenswerte Errungenschaft für ein Land, das erst 1971 auf nationaler Ebene das Wahlrecht für Frauen eingeführt habe, schreibt das WEF dazu.

Im Vergleich zu ihren Männern haben Schweizer Frauen aber die niedrigeren Arbeitseinkommen und eine tiefere Erwerbsquote. Die Schweiz belegt in den beiden Wirtschafts-Kategorien die Plätze 43 und 42.

Noch tiefer ist die Kluft beim Bildungsgrad, wo die Schweiz Rang 49 belegt. Die Schweiz sei eines der ganz wenigen Industrieländer, wo an allen Bildungsangeboten durchgängig weniger Frauen als Männer teilnehmen.

Skandinavische Musterschüler

Musterschüler sind gemäss WEF-Studie die skandinavischen Länder, die sich die fünf ersten Ränge sicherten. Die geringste Kluft zwischen Männern und Frauen in Politik, Wirtschaft und Bildung wurde in Schweden registriert.

Auf dem zweiten Platz liegt Norwegen, gefolgt von Island, Dänemark und Finnland. Die Erfahrungen dieser Länder beweisen, dass langjährige gemeinsame Anstrengungen zu einem bleibenden Erfolg führt, wie das WEF schreibt.

Diese Gesellschaften hätten den Nutzen der Gleichberechtigung verstanden. Die skandinavischen Länder lägen denn auch bei der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit an der Spitze. Allerdings habe es bislang noch kein Land geschafft, absolute Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen herzustellen.

Stärkste Diskriminierung in Ägypten

Die Länder der Europäischen Union (EU) erreichten generell gute Platzierungen. So schafften es Grossbritannien (Rang 8) und Deutschland (Rang 9) in die Top Ten. Innerhalb der EU wiesen Italien (Rang 45) und Griechenland (Rang 50) die schlechtesten Platzierungen aus.

Deutlich im Hintertreffen landeten die meisten Länder Lateinamerikas. Das Problem liegt laut WEF im beschränkten Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Grundrechten wie einer adäquaten Gesundheits-Versorgung und politischer Beteiligung.

Zu den Schlusslichtern der WEF-Rangliste zählen Indien (Rang 53), Pakistan (Rang 56) und die Türkei (Rang 57). Den allerletzten Platz belegt Ägypten. Hier bestehe nach allen untersuchten Kritierien ein grosses Gefälle zwischen Männern und Frauen.

swissinfo und Agenturen

Auszüge der Rangliste der WEF-Studie:

1. Schweden
2. Norwegen
3. Island
4. Dänemark
5. Finnland
6. Neuseeland
9. Deutschland
13. Frankreich
17. USA
28. Österreich
31. Russland
33. China
34. Schweiz
38. Japan
45. Italien
50. Griechenland
58. Ägypten

Das World Economic Forum (WEF) hat für seine Studie “Gender Gap Index” alle 30 OECD-Staaten sowie 28 Schwellenländer untersucht.

Bewertet wurden fünf Hauptkriterien: wirtschaftliche Teilhabe, wirtschaftliche Möglichkeiten, politische Einflussnahme und Beteiligung, Bildungsgrad sowie Gesundheit und Wohlergehen.

Am besten haben skandinavische Länder abgeschnitten. Die Schweiz liegt abgeschlagen auf Platz 34, hinter Deutschland, den USA, Russland und China.

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