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Auslieferungs-Gesuch

Waffenhändler Jean Bernard Lasnaud will nicht nach Argentinien. swissinfo.ch

Argentinien hat die Schweiz um die Auslieferung des Waffenhändlers Jean Bernard Lasnaud ersucht. Ihm wird Waffenschmuggel nach Ecuador und Kroatien vorgeworfen.

Der 60-jährige Franzose war am 25. Mai auf Grund eines Interpol-Ersuchens in Genf verhaftet worden. Wie das Bundesamt für Justiz erklärte, war auch der argentinische Ex-Präsident Carlos Menem in die Waffenschmuggel-Affäre verwickelt gewesen.

«Wir haben das formelle Auslieferungs-Ersuchen am Dienstag erhalten», erklärte der Sprecher des Bundesamtes für Justiz (BA), Folco Galli. Der Franko-Amerikaner Lasnaud, der im Kanton Genf im Gefängnis sitzt, werde über das Auslieferungs-Ersuchen informiert.

Einer Auslieferung widersetzt

Darin wird der Franzose des Waffenschmuggels und des illegalen Waffenexports nach Ecuador und Kroatien beschuldigt. Lasnaud hatte sich gemäss Galli bei der ersten Einvernahme in der Schweiz einer formlosen Auslieferung an Argentinien widersetzt. Demnach läuft nun das normale Verfahren an.

Lasnaud kann einen Auslieferungs-Entscheid des BJ beim Bundesgericht anfechten. Da Lasnaud offenbar in Argentinien um sein Leben fürchtet, rechnet man im Bundesamt für Justiz damit, dass er versuchen wird, seine Auslieferung auf gerichtlichem Wege zu verhindern.

Jahrelang unbehelligt

Die Affäre hat in mehrfacher Hinsicht einen brisanten Hintergrund. Amerikanische Medien hatten berichtet, die US-Behörden hätten den französischen Waffenhändler trotz jahrelangen Bemühungen und mehreren Verhaftgesuchen Argentiniens unbehelligt gelassen.

So sei er bis im Frühling dieses Jahres von Südflorida aus als Vermittler von Waffengeschäften tätig gewesen und sei dann untergetaucht. Lasnaud hatte laut den Medienberichten auf einer Website Scud-Raketen und Panzer zum Kauf angeboten. Die Website wurde nach Lasnauds Verhaftung in der Schweiz geschlossen.

CIA-Gehilfe?

Der nicht-kommerzielle TV-Sender PBS hatte im vergangenen Mai vermutet, die Untätigkeit der USA gegen Lasnaud könnte mit den amerikanischen Interessen in Koratien zum Zeitpunkt der von Argentinien inkriminierten Waffenexporte zusammenhängen.

Auch wurde von einer Aussage von Lasnauds Sohn berichtet, wonach dessen Vater mit dem US-Geheimdienst CIA zusammenarbeite, um chinesische Radaranlagen zu beschaffen.

Menem verwickelt

Das Interesse Argentiniens an Lasnaud hängt mit den Waffenhandelsaffären zusammen, in die der frühere Präsident Carlos Menem und andere führende Politiker verwickelt gewesen waren. Es ging um einen Waffenhändlerring, der gegen Schmiergeldzahlungen illegale Geschäfte mit Ecuador und Kroatien betrieben hatte.

Lasnaud soll von 1991 bis 1995 an diesen illegalen Waffenverkäufen an Kroatien und Ecuador beteiligt gewesen sein. Da beide Länder sich damals im Krieg befanden, hatte die UNO ein Waffenembargo gegen sie verhängt.

167 Tage im Gefängnis

Der ehemalige argentinische Präsident Carlos Menem konnte bisher einer Verurteilung in der Mehrzahl der gegen ihn gerichteten Anklagen entgehen. Im vergangenen Jahr verbrachte er wegen seiner Verwicklung in die illegalen Waffengeschäfte 167 Tage im Gefängnis.

Im November 2000 liess die argentinische Justiz die Vorwürfe gegen Menem fallen. Zur Zeit befindet er sich auf freiem Fuss.

swissinfo und Agenturen

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