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Wieder Tuberkulosetests für Asylbewerber

Die Röntgenuntersuchungen an der Grenze sollen die Ausbreitung der Tuberkulose verhindern. Keystone

Nach der Entdeckung von zwei Fällen resistenter Tuberkulose in Zürich und Luzern haben die Kantone die vorläufige Wiedereinführung von Röntgenuntersuchungen an der Grenze erwirkt.

Die Röntgenuntersuchungen waren 2006 aus Spargründen aufgehoben und durch Befragungen ersetzt worden. Seither wurde bei mehreren Asylsuchenden Tuberkulose entdeckt.

In den nächsten Tagen wird die «Arbeitsgruppe Grenzsanität» über das weitere Vorgehen beraten, erklärt Karine Begey, Pressesprecherin im Bundesamt für Gesundheit (BAG), gegenüber swissinfo.

Bereits beschlossen ist ein Pilotversuch, in dem Asylbewerberinnen und -bewerber aus bestimmten Ländern (Osteuropa und Zentralafrika) mit erhöhten Risiken mittels Röntgenuntersuchungen auf Tuberkulose (Tb) getestet werden. Welche Länder dies sind und wie lange der Pilotversuch dauern wird, muss das BAG noch definieren.

Für das Jahr 2008 ist eine Evaluation der Röntgenergebnisse geplant. Anschliessend wird entschieden, ob die Pilotbedingungen weitergeführt, ausgeweitet oder aufgegeben werden. Eine Wiedereinführung von Tuberkulintests an der Grenze ist derzeit kein Thema.

Mit der Aufhebung der grenzsanitarischen Untersuchungen 2006 und deren Ersetzung durch Befragungen in den Empfangsstellen sparte der Bund rund drei Mio. Franken ein.

Restrisiko bleibt

Eine vermehrte Zuweisung und Abklärung bei Personen aus Hochrisiko-Gebieten reduziere laut BAG das Restrisiko. Aber auch mit systematischen Röntgenbildern bei allen Asylsuchenden könne nicht garantiert werden, dass jede Tuberkuloseerkrankung erkannt werde.

Die kantonalen Gesundheitsdirektoren hatten das BAG am Donnerstag bei einem Treffen dazu aufgefordert, die Wiedereinführung von Röntgenuntersuchungen an der Grenze zu prüfen.

«Wir sind beunruhigt über die jüngsten Fälle von resistenter Tuberkulose bei Asylsuchenden», sagte Michael Jordi, stellvertretender Generalsekretär der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK).

Mangelnde Information

Der Bund kam auch in die Kritik, weil er im Mai zu wenig schnell über den Fall eines an Tuberkulose erkrankten Asylsuchenden informiert hatte. Es handelt sich um einen Asylbewerber aus Afrika, der im Mai aus der Waadt nach Emmen LU gekommen war und dort schwer erkrankte.

Der Informationsfluss zwischen dem Empfangszentrum in Vallorbe VD, den Bundesbehörden und dem Kanton Luzern habe nicht funktioniert, kritisierte damals der Luzerner Gesundheitsdirektor Markus Dürr.

Demnach dauerte es einen Monat, bis die Luzerner Behörden vom Bund erfuhren, dass der Asylbewerber in der Waadt wegen Tuberkulose im Spital war. Das BAG habe den Kantonen nun versichert, dass der Informationsfluss ab sofort verbessert werde, sagte Jordi. Laut dem BAG muss der Erhalt wichtiger medizinischer Informationen künftig vom Empfänger bestätigt werden.

Bei späteren Untersuchungen wurden in Luzern zwei weitere Asylsuchende positiv auf Tuberkulose getestet. Ihr Ansteckungsweg ist unklar. Ein weiterer Fall einer hoch resistenten Tuberkulose ist aus dem Kanton Zürich bekannt: Ein Asylsuchender aus Tibet. Der Fall datiert aus dem vergangenen Herbst.

swissinfo und Agenturen

Wirksame Medikamente gegen Tuberkulose (Tb) gibt es seit fast 50 Jahren. Dennoch registrierte die Weltgesundheitsorganisation WHO in der Region Europa im Jahr 2005 rund 445’000 neue Fälle von Tb und 66’000 Tote.

2005 wurde die Krankheit zu einem Notfall für die Region erklärt.

Die Tb breitet sich innerhalb der Region von Osten nach Westen aus; die höchsten Raten finden sich überwiegend in den GUS-Staaten, den Staaten der ehemaligen Sowjetunion.

In einigen westeuropäischen Ländern hat sich der bisherige Rückgang der Tb verlangsamt oder sogar umgekehrt, insbesondere in Grossstädten.

Unzureichende Bekämpfungsmassnahmen in einigen Ländern haben zu einem ernsten, vom Menschen verursachten Problem geführt: mehrfach oder weitgehend medikamentenresistente Tb.

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