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Wir machten den Test: So zensiert sehen Russ:innen unsere Webseiten

Ein Mann surft auf seinem Smartphone
Am 13. August beschränkte Roskomnadzor, die staatliche Medienaufsichtsbehörde, Anrufe über Whatsapp und Telegram. AFP / Natalia Kolesnikova

Ein neuer Bericht von Human Rights Watch zeigt, wie Millionen von Russinnen und Russen zunehmend darum ringen, die von der Regierung auferlegten Beschränkungen beim Zugriff auf internationale Websites zu umgehen.

Seit der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 ist das Internet in Russland zu einem der am stärksten eingeschränkten digitalen Räume der Welt geworden. Facebook, Youtube, Instagram, Nachrichtenmedien und Tausende andere Websites sind blockiert.

Das System, bekannt als «RuNet», kommt auch in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine zum Einsatz.

Ohne VPN-Dienst ist der Zugang zu ausländischen Websites weitgehend unmöglich. Doch auch diese virtuellen privaten Netzwerke werden für Nutzende zunehmend eingeschränkt.

«Sogar VPNs, einst ein gängiges Mittel zur Umgehung von Zensur, sind nicht mehr zuverlässig. Über die Hälfte der Bevölkerung weiss nicht, wie man sie benutzt», heisst es in einem neuen Bericht von Human Rights WatchExterner Link.

Olga Sadovskaya ist stellvertretende Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation «The Crew Against Torture»Externer Link und Vizepräsidentin der Weltorganisation gegen FolterExterner Link.

Swissinfo bat sie, zu zeigen, wie Russlands digitaler Eiserner Vorhang mit und ohne VPN funktioniert. Spoiler: Die Website von Swissinfo lädt im Land ohne VPN nicht.

Im Juli 2024 begannen die Behörden, den Zugang für die 55 Millionen täglichen Youtube-Nutzerinnen und Nutzer in Russland zu drosseln.

Danach griffen laut dem unabhängigen Forschungsinstitut Lewada-Zentrum fast 40% der Russinnen und Russen zu VPNs. Russische Offizielle bezeichneten die Massnahme als «Zwangsmassnahme».

Die Einschränkungen weiteten sich auch auf Messenger-Apps aus. Am 13. August beschränkte Roskomnadzor, die staatliche Medienaufsichtsbehörde, Anrufe über Whatsapp und Telegram.

Sie bezeichnete die Websites als «die wichtigsten Sprachdienste, die genutzt werden, um Menschen zu täuschen, Geld zu erpressen sowie russische Bürgerinnen und Bürger in Sabotage- und Terroraktivitäten hineinzuziehen».

Laut Tass sprang Google Meet daraufhin schnell auf Platz zwei der kostenlosen App-Downloads im russischen App-Store. Exilmedien berichten jedochExterner Link, dass der Dienst bereits instabil sei. Und ein hochrangiger Abgeordneter warnte, auch dieser Dienst könnte verboten werden.

Russland reiht sich damit unter andere autoritäre Staaten ein, die den Internetzugang einschränken, allen voran China, das Ende der 1990er-Jahre die so genannte «Grosse Firewall» einführte.

In den vergangenen zehn Jahren hat Peking die Beschränkungen stetig ausgeweitet. Swissinfo, das auch auf Chinesisch publiziert, ist in China seit mehr als zehn Jahren nicht mehr zugänglich.

Dienste, die früher verfügbar waren – darunter Skype und Whatsapp, die chinesische Nutzerinnen und Nutzer mit der Aussenwelt verbanden – sind inzwischen vollständig blockiert.

In Russland ist die öffentliche Meinung gespalten. «Je populärer eine Plattform war, desto weniger Menschen waren bereit, ihre vollständige Sperrung zu unterstützen», sagte Denis Volkov, Direktor des Lewada-Zentrums, gegenüber der russischen Ausgabe von Forbes.

Ältere Russinnen und Russen neigen dazu, Beschränkungen zu befürworten. 2018 unterstützte etwa die Hälfte der Befragten die Sperrung von Telegram.

Auch die geopolitische Stimmung spiegelt diese Spaltung wider: Im Mai 2025 nannten Russinnen und Russen Belarus, China, Kasachstan, Indien und Nordkorea als ihre engsten Verbündeten.

Als feindlichste Staaten betrachteten sie Deutschland, Grossbritannien, die Ukraine, die Vereinigten Staaten und Polen. Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten rutschten die USA in dieser Liste vom ersten auf den vierten Platz ab.

Übertragung aus dem Englischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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