Indien – ein riesiger Markt, aber für Schweizer Unternehmen schwer zu erobern
Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Indien ist am 1. Oktober in Kraft getreten. Eine Handelsdelegation aus dem Kanton Waadt hat kürzlich eine Reise nach Indien gemacht, um diesen vielversprechenden, aber komplexen Markt mit 1,4 Milliarden Einwohner:innen zu erkunden. RTS war dabei.
«Es ist ein hungriger Markt», sagt Romain Blaser, Gründer von Haidi, einer KI-basierten Logistiksoftware, in der Morgensendung «La Matinale» von RTS.
Indien hat eine wachsende Mittelschicht und eine Bevölkerung von 1,4 Milliarden Menschen. «Das sind kluge, extrem gut ausgebildete Menschen mit einer Mittelschicht, die gerade explodiert», so Blaser.
Der ganze Beitrag in der Sendung «La Matinale» auf Französisch:
Technologietransfer und Schaffung von Arbeitsplätzen
Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Indien hebt insbesondere die Zölle auf Schweizer Exporte auf. Im Gegenzug sieht das Abkommen vor, dass Unternehmen aus den EFTA-Ländern sich verpflichten, innerhalb von fünfzehn Jahren 100 Milliarden Dollar zu investieren und eine Million Arbeitsplätze in Indien zu schaffen.
Dieses ehrgeizige Ziel spiegelt den Wunsch Indiens wider, in seinen Beziehungen zum Westen nicht nur die Rolle der Käuferin zu spielen.
Ein komplexer und vielfältiger Markt
Die Reise erinnerte die Teilnehmenden daran, dass Indien nicht als einheitlicher Markt betrachtet werden darf. Die Realitäten variieren erheblich von Region zu Region, und die sozialen Gegensätze sind frappant. Slums stehen neben Wolkenkratzern, die teils grossen Konzernen mit Hunderttausenden von Beschäftigten gehören.
In Indien haben die Schweizer:innen Unternehmen kennengelernt, die im Handumdrehen eine ganze Schar von Ingenieur:innen mobilisieren können, sodass sich die Waadtländer Delegation fragt, ob das grosse Indien sie wirklich brauche.
Sébastien Durbec, Vertriebsleiter der Schweizer Tochtergesellschaft von Tata – einem riesigen indischen Konzern – bejaht diese Frage.
«Es gibt zahlreiche Firmen in Präzisionsbranchen, die für indische Firmen attraktiv sind. Die Schweiz geniesst dieses Image von Präzision und Fachkompetenz, mit vielen Nischenunternehmen», erklärt er.
Zudem verweist er auf die besondere Zuneigung vieler Inder:innen zur Schweiz, die einem Grossteil der Bevölkerung bekannt ist – nicht zuletzt, weil Bollywood-Filme oft die Schweizer Landschaften in Szene setzen.
Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt
Trotz der Begeisterung bestehen Herausforderungen. Der Aufbau einer Vertrauensbasis wird von entscheidender Bedeutung sein, insbesondere im Bereich des geistigen Eigentums. Die Schweiz, Weltmeisterin in Sachen Patente, werde sich in einem Markt, dem vorgeworfen wird, bestehende Technologien zu kopieren, vorsichtig bewegen müssen.
Im Falle von Betrug sei es «einfach, die Kopien zu stoppen, aber sehr schwierig, Schadenersatz zu erhalten», warnt der indische Wirtschaftsanwalt Milind Antani an einer Konferenz vor Waadtländer Unternehmer:innen.
«Man muss bei seinem indischen Partner sorgfältig vorgehen. Es kann sein, dass in Indien die Dinge nicht so laufen wie in Europa oder in der Schweiz. Man muss alles aushandeln und nichts als selbstverständlich betrachten, in der Annahme, dass, wenn man sich einmal die Hand gegeben hat, später schon alles gut gehen wird. Mit indischen Partnern sollte man sehr solide Verträge abschliessen», rät er.
Das Interview mit Isabelle Moret in der Sendung «Forum» (auf Französisch):
Nach ihrer Rückkehr aus Indien betont die Waadtländer Staatsrätin Isabelle Moret (FDP) in der RTS-Sendung «Forum», wie wichtig es sei, «Türen zu öffnen», damit die Waadtländer Unternehmen weiterhin in diesem Markt tätig sein können.
Sie erinnerte daran, dass der Kanton Waadt stark exportorientiert sei, mit der Europäischen Union als wichtigsten Partner, gefolgt von den Vereinigten Staaten. Aber es würden sich neue Horizonte abzeichnen, insbesondere mit China und Indien: «Wir müssen diese Zeit nutzen, bevor Brüssel ein ähnliches Abkommen mit Indien abschliesst», sagt sie und zeigt sich erfreut über das Freihandelsabkommen zwischen den EFTA-Ländern und Indien, das am 1. Oktober 2025 in Kraft getreten ist.
Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Janine Gloor
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