
Die Frauen-EM ist in St. Gallen vorbei – der Boom bleibt

In St. Gallen ist die EM der Frauen nach drei Spielen zu Ende. Einige kleinere "Legacy-Projekte" laufen weiter. Sie werden mit Geldern von Stadt und Kanton finanziert. Für eine nachhaltige Förderung des Mädchenfussballs bräuchte es allerdings ganz andere Summen, wie das Beispiel der Stadt St. Gallen zeigt.
(Keystone-SDA) Drei Begegnungen der Frauen-EM fanden in der Kantonshauptstadt statt. Das Stadion war ausverkauft, die Fanzone gut besucht, alles verlief friedlich. Für St. Gallen ist das Turnier nun vorbei. Was aber bleibt nach dem Spektakel für den Mädchen- und Frauenfussball in der Region?
Die Organisation Host City St. Gallen informierte diese Woche über sogenannte «Legacy-Projekte». Das sind Vorhaben, die auf eine breite Förderung des Mädchen- und Frauenfussballs abzielen. Zu den rund 20 Massnahmen gehören Schnuppertrainings für Mädchen, Fussball-Schulmaterial, Netzwerkanlässe oder Mini-Tore für den Nachwuchsfussball.
Für die drei Spiele und die begleitenden Projekte hatten Stadt und Kanton zusammen 2,8 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. In einem Vorstoss aus dem St. Galler Stadtparlament wurde danach vorgerechnet, dass von diesem Geld für nachhaltige Förderprojekte nur 150’000 Franken reserviert worden seien.
Mehr Kunstrasenplätze
Wenn künftig mehr Mädchen Fussball spielten, brauche es viel mehr Trainingsplätze, Garderoben und eine andere Infrastruktur in Sportanlagen, heisst es in einem anderen Vorstoss.
Wie viele Mittel für eine nachhaltige Förderung des Mädchen- und Frauenfussballs in Gemeinden und Städten benötigt würden, zeigen die Zahlen, die der St. Galler Stadtrat in einem Postulatsbericht veröffentlichte.
Der Anteil der lizenzierten Fussballerinnen in städtischen Fussballvereinen liegt aktuell bei 13 Prozent. Insgesamt sind es 3068 Spielerinnen und Spieler. Acht der vierzehn Vereine führen auch Abteilungen für Mädchen und Frauen.
Zur Verfügung stehen auf Sportanlagen 15 Plätze mit Naturrasen, die wegen der Belastung aber nur zeitlich beschränkt nutzbar sind, sowie vier Felder mit Kunstrasen, die fast unbeschränkt belegt werden können. Diese Kapazitäten genügen nicht mehr.
Bereits beschlossen ist die Umwandlung von zwei Naturrasen- in Kunstrasenplätze. Die Stadt rechnet pro Platz mit Ausgaben zwischen 2,7 und 3,0 Millionen Franken. Zwei weitere Projekte sollen bald dem Parlament vorgelegt werden.
Zu wenig Duschräume
Weitere Mittel werden für angepasste Garderoben und Duschräumen benötigt. Während früher vorwiegend männliche Jugendliche und Männer die Rasenspielfelder, Garderoben und Duschen benutzten, habe der Anteil der Mädchen und Frauen zugenommen, stellte der Stadtrat fest.
Auf der gleichen Anlage trainierten nun gleichzeitig Mädchen und Knaben, Frauen und Männer. Die unterschiedlichen Gruppen könnten nicht den gleichen Duschraum nutzen. Eine Auslegeordnung zeigt, dass in der Stadt bis 2033 ein Bedarf an 13 zusätzlichen Duschräumen besteht.
Eine kostengünstige Lösung wäre eine Unterteilung der bisherigen Duschräume durch Trennwände. Dies würde Ausgaben von grob geschätzten 1,6 Millionen Franken verursachen. Neben den bereits laufenden Sanierungen und Umwandlungen der Spielfelder kündigte der Stadtrat einen Rahmenkredit für alle anderen Anpassungen vor – allerdings erst für die Zeit von 2029 bis 2032.