Eon sieht weiter Chancen für längere AKW-Laufzeiten (Zus)
Düsseldorf (awp international) – Der grösste deutsche Energiekonzern Eon sieht trotz des Verlustes der Bundesratsmehrheit von Schwarz-Gelb Chancen für eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke. Ob eine Zustimmungspflicht der Länderkammer vorliege, müssten die Juristen der Bundesregierung entscheiden, sagte der neue Eon-Chef Johannes Teyssen am Dienstag in einer Telefonkonferenz zum Quartalsbericht des Unternehmens. «Wir gehen aber davon aus, dass die Bundesregierung weiter klar zu ihrer Entscheidung für eine Laufzeitverklängerung steht», betonte er. Eon warte die entsprechende Gespräche ab.
Die Frage der Zustimmungspflicht dürfte auch davon abhängen, wie ein Gesetz gefasst wird was in ihm geregelt werde, meinte der Konzernchef. «Ganze Heerscharen von Juristen» würden schon über die verschiedenen Meinungen brüten. Für einen längeren Einsatz von Reaktoren hatte sich der neue Eon-Chef bereits stark gemacht. Der letzte Meiler in Deutschland soll nach dem von der früheren rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Atomausstiegsgesetz im Jahr 2022 abgeschaltet werden. Deutsche Atomkraftwerke sollen nach dem Willen von Schwarz-Gelb länger als geplant am Netz bleiben – die Rede ist von Laufzeiten bis 2050. Allerdings haben Union und FDP ihre Bundesratsmehrheit bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen verloren.
Am Sonntag hatte sich Eon mit seinem Konkurrenten RWE auf die Übertragung von Reststrommengen des bereits stillgelegten Atomkraftwerks Stade geeinigt. Mit den 4,8 Terrawattstunden verlängert RWE die Laufzeit für seinen Reaktor Biblis A. Andernfalls hätte dieser schon bald abgeschaltet werden müssen, bevor die Bundesregierung über längere Laufzeiten entschieden hat. Nach bisheriger Planung soll die Entscheidung im Herbst fallen. RWE lässt sich das Geschäft Medienberichten zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag kosten.
Allerdings hat sich Eon ein Hintertürchen offengelassen. Sollte die Laufzeitverlängerung nicht wie geplant kommen, kann sich der Konzern die Stade-Strommengen zurückholen, wie Eon-Chef Teyssen erklärte. Damit könnte Eon sein ältestes Atomkraftwerk Isar 1 länger laufen. RWE müsste in diesem Fall Strommengen seiner übrigen deutschen Atomkraftwerke abgeben./nl/vd/he