
Estlands Armeechef: Nicht-Abschuss russischer Jets war richtig

Estlands Armeechef Andrus Merilo hat die Reaktion seines Landes und der Nato auf die Luftraumverletzung durch drei russische Kampfjets als richtig und angemessen bewertet.
(Keystone-SDA) «Ich behaupte, dass es ein strategischer Fehler gewesen wäre, sie dieses Mal abzuschiessen. Die Folgen wären für uns weitaus schlimmer gewesen als der diplomatische Erfolg, den wir durch die Lösung des Vorfalls erzielt haben. Und viele unserer Verbündeten hätten einen solchen Schritt wahrscheinlich nicht verstanden», sagte Merilo in einem Interview im estnischen Fernsehen.
Nach Angaben Estlands waren am 19. September drei bewaffnete russische Maschinen vom Typ MiG-31 zwölf Minuten über der Ostsee durch estnischen Luftraum geflogen. Der EU- und Nato-Staat hatte deswegen sowohl eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats als auch Beratungen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags mit den Verbündeten beantragt. In der anschliessenden Erklärung warnte die Militärallianz Russland unter Androhung von Gewalt vor weiteren Grenzverletzungen.
Nato-Reaktion auf künftige Zwischenfälle situationsabhängig
Bereits unmittelbar nach dem Vorfall kamen Forderungen nach einem härteren Vorgehen gegen die Luftraumverletzungen auf – bis hin zum Abschuss von russischen Flugzeugen. Der künftige Umgang mit Zwischenfällen hängt nach Angaben Merilos von der jeweiligen Situation ab. Wenn nötig, werde die Nato entschlossen reagieren und gegebenenfalls auch Gewalt anwenden.
Vor zwei Wochen habe es aber keinen Grund gegeben, die russischen Jets abzuschiessen, sagte der estnische Militärchef. So sei etwa deren Bewaffnung nicht dazu bestimmt gewesen, Landziele zu zerstören. Dadurch seien sie nicht als unmittelbare Bedrohung eingestuft worden.
Trotz der jüngsten Luftraumverletzungen hat sich nach Einschätzung von Merilo die allgemeine Bedrohungseinschätzung Estlands nicht verändert. Das Risiko eines konventionellen Militärangriffs sei nicht gestiegen, sagte er. Der Grund dafür sei, dass Russlands Kräfte weiterhin in der Ukraine gebunden seien.