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Börsen-Steigflug der Swissair

Mario Cortis Sanierungspläne haben den Kurs der Swissair-Titel umgehend in die Höhe getrieben. swissinfo.ch

Die Swissair Group befindet sich nach den Worten von Konzernchef Mario Corti nach wie vor in einer angespannten finanziellen Lage. Corti gab sich am Donnerstag (12.07.) zwar zuversichtlich, stellte aber einen langwierigen Sanierungs-Prozess in Aussicht. Verkäufe sollen Swissair in den nächsten 18 Monaten rund 3 Mrd. Franken in die leeren Kassen bringen. Die Börse hat positiv reagiert.

Die Ausführungen von Mario Corti brachten keine Überraschungen: Trotz der schwierigen Lage seien genügend flüssige Mittel und Kreditlinien vorhanden, um das laufende Geschäft zu finanzieren. Es müsse aber noch sehr viel mehr geschehen, damit die Swissair-Gruppe wieder festen Boden finde und noch viel mehr, wenn die Swissair ihrem Ruf als eine der führenden Fluggesellschaften wieder gerecht werden wolle.

Konzentration auf das Kerngeschäft

In den ersten drei Monaten sei die Nettoverschuldung von 6,8 Mrd. auf 8,3 Mrd. Franken angestiegen. Bis Ende Juni sei sie jedoch wieder auf 7,8 Mrd. Franken gesunken, sagte Corti.

Die Gruppe will sich mit ihrem Fluggeschäft von Swissair und Crossair sowie mit den rentablen Unternehmens-Bereichen Gate Gourmet und Nuance weiter entwickeln. Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, sollen verkauft werden. Die Verkäufe sollen innerhalb der nächsten 18 Monaten stattfinden und mehr als 3 Mrd. Franken einbringen. Frühere Verkäufe haben bereits 900 Mio. Franken eingebracht.

Kapazitätsabbau im Fluggeschäft

Bei den Sparmassnahmen steht dabei das Fluggeschäft im Vordergrund. Hier soll es gemäss Corti zu einem Kapazitätsausbau kommen. Zudem soll der Akzent auf Linien mit ertragsstarkem Verkehr gelegt werden. Neben dem Schwerpunkt von Zürich als interkontinentalem Hub, sollen die rentablen Flüge ab Genf ausgebaut werden.

Der Sparhebel wird jedoch auf allen Ebenen angesetzt. Aus der Belegschaft seien Vorschläge mit einem Sparpotenzial von mehr als 215 Mio. Franken eingegangen, hiess es weiter. Einen Stellenabbau in grossem Stil werde es nicht geben, betont der starke Mann an der Swissair-Spitze. Die natürliche Fluktuation im Gesamtkonzern betrage rund 5%.

Dank einer Trennungs-Vereinbarung mit der maroden französischen Air Littoral spart die Swissair gemäss Corti jährlich 160 Mio. Franken. Daneben wurde die operative Unterstützung für die konkursite AOM/Air Liberté eingestellt, was noch einmal zu Einsparungen von jährlich rund 800 Mio. Franken führt. Was die Zukunft der Sabena betrifft, so bekräftigte Corti das Interesse der Swissair an einer einvernehmlichen Lösung.

Erstes Halbjahr: «Zufriedenstellende Resultate»

Im ersten Halbjahr habe die Swissair trotz schlechter Rahmenbedingungen im Luftfahrt-Kerngeschäft – so Corti – «zufriedenstellende Resultate» erzielt.

In den ersten fünf Monaten hat die Gruppe den Umsatz um 5,2% auf 6,4 Mrd. Franken gesteigert. Die Einkünfte aus dem Luftfahrt-Kerngeschäft sind um 8,9% auf 2,9 Mrd. Fr. gestiegen. Der EBIT (Betriebsgewinn ohne Beteiligungen) liegt auf dem Vorjahresniveau.

Vorwiegend positive Reaktionen

Die Gewerkschaften VPOD Luftverkehr und die Vereinigung des Cockpit-Personals (Aeropers) begrüssen das Massnahme-Paket. Die mittelfristigen Perspektiven für das Personal seien aber unsicher, hiess es mit Blick auf allfällige Allianzen.

Der Schweizerische Kaufmännische Verband (SKV) bekräftigte seine Forderung, die Arbeitsplätze zu erhalten. Das die Swissair vorläufig keine Entlassungen plane und den Stellenabbau über die natürliche Fluktuation vornehme, sei akzeptabel.

Zufrieden äusserten sich die Kleinaktionäre: die angekündigten Massnahmen dürften aus ihrer Sicht zu einer deutlichen Kosten-Entlastung führen, sagte der Winterthurer Anwalt Hans-Jakob Heitz, der die Kleinaktionäre vertritt.

Aviatik-Spezialisten waren die Vorschläge hingegen zu vage und zu wenig auf Kunden und Angestellte bezogen.

Streik belgischer Gewerkschafter

Vor dem Hauptsitz der Swissair demonstrierten rund 500 belgische Gewerkschafter gegen den geplanten Ausstieg des Flugverkehrs-Konzerns aus der belgischen Sabena. Vor 14 Uhr löste sich die Versammlung nach kleineren Zwischenfällen auf.

Aktie im Steigflug

Das Massnahme-Paket von Konzernchef Corti überzeugte Finanz-Analysten und die Börse. Das Management handle überzeugend, sagte Paola Orler von der Banca del Gottardo. An der Börse legten die Anleger nach monatelanger Flucht aus der Swissair-Aktie wieder etwas Mut. Der Titel übersprang die 100-Franken-Marke und legte zeitweise um mehr als 17 Prozent zu. Am Nachmittag war die Aktie mit noch knapp elf Prozent im Plus.

swissinfo und Agenturen

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