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Deutscher Militärjet über Berner Oberland abgestürzt

Ein deutscher Tornado-Kampf- und Aufklärungsjet. Keystone Archive

Ein Tornado Kampfflugzeug der deutschen Luftwaffe ist am Donnerstagnachmittag in der Nähe des Berner Oberländer Dorfes Stechelberg in der Jungfrauregion abgestürzt.

Einer der Insassen konnte leicht verletzt geborgen werden, der Pilot ist beim Absturz ums Leben gekommen.

Der Absturz des Bundeswehr-Tornados ereignete sich am Donnerstag um um 15.05 Uhr auf einer Höhe von rund 3250 Metern über Meer in einer Felswand zwischen der Aebniflue und dem Mittagshorn im Lauterbrunnental. Wie die Berner Kantonspolizei weiter mitteilte, besteht an der Stelle grosse Eis- und Steinschlaggefahr.

Der Kampfjet befand sich von Korsika her kommend auf einem Übungsflug über der Schweiz. Kurz vor dem Absturz war er zum Auftanken in Emmen im Kanton Luzern zwischengelandet.

An Felswand zerschellt

Einer der beiden Insasen habe vor dem Aufprall der Maschine in der Aebniflue den Schleudersitz betätigen können, sagte ein Polizeisprecher. Er sei danach mit dem Fallschirm in der Felswand hängen geblieben und mit der Seilwinde von einem Helikopter der Air Glaciers aus seiner misslichen Lage befreit worden. Der Waffensystem-Offizier kam mit leichteren Verletzungen davon.

Ob auch der Pilot noch rechtzeitig den Schleudersitz auslösen konnte, stand zunächst nicht fest. Er wurde tot auf dem Trümmerfeld unterhalb der Felswand auf einem Gletscher aufgefunden.

Das Flugzeug wurde beim Aufprall in die Felswand “praktisch pulverisiert”, wie Jürg Mosimann, Sprecher der Kantonspolizei sagte. Die Ursache des Unglücks war am Donnerstagabend unklar.

Plötzlicher Anstieg

Der Lauterbrunner Gemeindepräsident Jost Brunner hatte den Tornado zufällig auf einem Spaziergang beobachtet. Das Flugzeug sei relativ tief durch das Lauterbrunnental geflogen. Brunner schätzte die Flughöhe auf etwa 1200 bis 1300 Meter. Der Tornado sei lange ohne anzusteigen gegen den Abschluss des engen Tals geflogen.

Das hintere Lauterbrunnental wird von den Nordwänden mächtiger Drei- und Viertausender abgeschlossen. In der Region Trachsellauenen habe der Pilot den Tornado plötzlich stark nach oben gezogen und Kurs Richtung Rottalgletscher genommen.

Danach sei das Flugzeug hinter dem Schwarzmönch verschwunden, wo er es aus den Augen verloren habe. Vom eigentlichen Absturz habe man im Tal nichts mitbekommen, schilderte Brunner. So habe er beispielsweise keinen Knall gehört.

Bewilligter Navigationsflug

Beim Übungsflug handelte es sich um einen sogenannten Navigationsflug, bei dem vom Pilot verschiedene Ziele angeflogen werden müssen. Solche Flüge ausländischer Militärmaschinen über der Schweiz seien bewilligt und nicht aussergewöhnlich, sagte Nussbaum.

Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Kampfjet der Bundeswehr keine Waffen an
Bord. Das deutsche Verteidigungsministerium teilte am Abend mit, der General für Flugsicherheit der Bundeswehr werde den Unfall zusammen mit den Schweizer Behörden untersuchen.

Die Untersuchungen zur Absturzurache wurden am Donnerstag vom Untersuchungsrichteramt Berner Oberland und der Militärjustiz gemeinsam aufgenommen.

swissinfo und Agenturen

Der Tornado ist ein zweisitziges Mehrzweckkampfflugzeug.

Er wurde von den Ländern Grossbritannien, Italien und Deutschland gemeinsam entwickelt.

Seit 1981 werden Tornados von der Luftwaffe der deutschen Bundeswehr eingesetzt.

Die Bundeswehr-Tornados sind unterschiedlich ausgestattet:

– Die Basisversion wird als Jagdbomber zur Bekämpfung unterschiedlicher Ziele eingesetzt.

– Die “Electronic-Combat-Reconnaissance”-Version (ECR) dient zur Lokalisierung, Identifizierung und gegebenenfalls Bekämpfung von Radaranlagen.

– Die Recce-Tornados sind die Aufklärungsversion des Flugzeugs. Die Aufklärungssensoren werden in einem Behälter, dem so genannten Recce-Pod, unter dem Rumpf mitgeführt.

Sechs deutsche Recce-Tornados sind derzeit im nordafghanischen Masar-i-Schariff stationiert und sollen ab dem kommenden Sonntag für NATO-Aufklärungsflüge im Süden des Landes eingesetzt werden.

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