Die Schlüsselelemente des Schweizer Finanzsektors

Die Schweiz hat über Generationen hinweg einen mächtigen Finanzsektor aufgebaut. Er ist weltweit berühmt wie berüchtigt. Aber worauf fusst der Erfolg?

Banken gehören zur Schweiz wie Schokolade und Käse. Und sie haben ihre eigenen Rezepte, um sich den ständig ändernden Herausforderungen anzupassen.

Ganz oben auf der Liste steht die jahrhundertelange Erfahrung in der Verwaltung des Vermögens der reichsten Menschen und Familien der Welt.

Die Wurzeln der Schweizer Privatbanken reichen rund 250 Jahre zurück. Damals waren sie noch die Finanzabteilung von Handelshäusern. Seitdem haben Banken stets an Bedeutung gewonnen. Heute lagern in ihren Tresoren mindestens 2,2 Billionen Franken (2,5 Billionen Dollar) an Offshore-Vermögen.

Doch die Schweiz als weltweit führendes Zentrum für Vermögensverwaltung sieht sich einer starken Konkurrenz ausgesetzt, insbesondere aus Asien und dem Nahen Osten.

Ein Grund dafür ist die Verlagerung der wirtschaftlichen Macht nach Osten wie auch der Wunsch wohlhabender Menschen, ihr Vermögen in der Nähe ihrer Heimat zu behalten.

Auch andere geopolitische Einflüsse wirken sich auf den Schweizer Finanzplatz aus. Das Bankwesen spielt eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung politischer Ambitionen und bei der Steuerung von Konflikten.

Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat eine wachsende Liste von Wirtschafts- und Finanzsanktionen ausgelöst, welche die Schweizer Banken einhalten müssen.

Um seinen Ruf als globales Kraftzentrum zu wahren, ist der Schweizer Finanzplatz dazu verdammt, immer einen Schritt voraus zu sein. Dazu müssen neue Ideen in die bewährten Rezepte integriert werden. Es geht um neue Technologien wie künstliche Intelligenz und Distributed-Ledger-Technologie.

Die Schaffung eines florierenden Kryptowährungssektors hat der Schweiz geholfen, mit der sich schnell entwickelnden Welt der digitalen Vermögenswerte Schritt zu halten.

Die Schweiz hat sich ausserdem zum Ziel gesetzt, ein globales Zentrum für nachhaltige Finanzen zu werden, das sich für verantwortungsvolle Investitionen einsetzt.

Doch nicht alle Nichtregierungsorganisationen sind von dieser Ankündigung überzeugt. Sie drängen die Schweizer Banken immer wieder, ihre Umweltbilanz zu verbessern.

Die Bedeutung des Schweizer Finanzsektors ist unbestritten. Er erbrinigt 9 % der inländischen Wirtschaftsleistung und spielt auf der internationalen Bühne eine Schlüsselrolle.

Allerdings wurde der Bankensektor zuletzt durch den Niedergang der Credit Suisse erschüttert. Die Bank wurde billig an ihre Konkurrentin UBS verkauft, was Tausende Arbeitsplätze gekostet hat.

Dies hat eine nationale Debatte darüber ausgelöst, ob die Vorschriften und die Finanzmarktaufsicht robust genug sind, um die Schweizer Wirtschaft vor einer weiteren Bankenkrise zu schützen.

Das vielleicht stärkste Element der Branche sind die hochqualifizierten Arbeitnehmer:innen in der Schweiz. Die Aufrechterhaltung der Pipeline neuer Talente angesichts der Herausforderungen wird eine der wichtigsten Aufgaben des Sektors bleiben.

Editiert von Reto Gysi von Wartburg/gw, aus dem Englischen übertragen von Marc Leutenegger