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Inferno im Gotthard-Tunnel

Die Unfallstelle, wo möglicherweise bis zu 20 Menschen starben. Keystone

Bei dem schwersten Tunnel-Unglück in der Geschichte der Schweiz sind am Mittwoch nach Behörden-Schätzungen bis zu 20 Menschen getötet worden. Viele weitere wurden bei dem Brand-Inferno im Gotthard verletzt.

Wie die Tessiner Kantonspolizei berichtete, wurden nach dem Laster-Unfall mit Feuerausbruch bis am Mittwochabend zehn Todesopfer geborgen; doch waren die Rettungs-Mannschaften wegen der grossen Hitze und der weiter lodernden Flammen noch nicht zur eigentlichen Unglücksstelle vorgedrungen.

Das ausgelöste Feuer führte zum Zusammenbruch des Tunnels auf einer Länge von rund 100 Metern. Die EU-Kommission in Brüssel forderte, die Sicherheitsfragen der Strassentunnel unter den Alpen neu zu debattieren.

Frontal-Zusammenstoss zweier Sattelschlepper

Kurz vor zehn Uhr am Morgen waren rund einen Kilometer vor dem Südportal des Tunnels im Tessin zwei Lastwagen frontal zusammengestossen. Der eine hatte Reifen und Kunststoff-Planen geladen, die sofort Feuer fingen, der andere Isoliermaterial.

Feuer und starke Rauchentwicklung hinderten die Rettungskräfte mehrere Stunden lang, zum Unfallort vorzustossen. Die Bevölkerung von Airolo wurde aufgefordert, in den Häusern zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten.

Feuer bis am Abend nicht gelöscht

Das Feuer im Tunnel noch konnte bis am Abend nicht gelöscht werden. Man habe wegen der Hitze und der starken Rauchentwicklung grosse Probleme, sich den brennenden Autos zu nähern. Nach dem Unfall ereignete sich im Tunnel zudem eine starke Explosion. Das Feuer habe auf einer Länge von bis zu 300 Metern gewütet. Die Decke im Tunnel stürzte auf einer Länge von 100 Metern ein.

Überlebender Chauffeur gerammt

Der Chauffeur einer der beiden Lastwagen, die in den Unfall verwickelt waren, überlebte. Er gab an, ein entgegenkommender Lastwagen habe ihn gerammt. Dieser sei darauf gegen die Tunnelwand geprallt und der Lenker in der Kabine eingeklemmt worden.

Viele Verletzte

Zur Zeit des Unfalls befanden sich laut Polizei rund 200 Fahrzeuge im Tunnel. Ein Grossteil der Autos konnte wenden und nordwärts ins Freie fahren. In südlicher Richtung mussten die Autolenker über den Rettungs-Stollen zu Fuss flüchten. Mehrere Personen, darunter ein Feuerwehrmann, mussten mit starken Rauchvergiftungen ins Spital gebracht werden.

Verkehrschaos am San Bernardino

Noch lassen sich die Schäden im Tunnel nicht abschätzen, dies wird erst in den nächsten Tagen möglich sein. Erst dann könne man sagen, wann der Gotthard-Tunnel wieder befahrbar sein wird, sagte der Fachmann des zuständigen Bundesamtes.

Weiter wurde die Autobahn A2 bei Bellinzona gesperrt. Der Personenverkehr wird ab Göschenen über den Gotthardpass umgeleitet. Der Schwerverkehr wird grossräumig auf die die San-Bernardino-Route umgeleitet.

Verkehrs-Minister geschockt

Bundespräsident Moritz Leuenberger bezeichnete den Unfall im Gotthard-Tunnel als sehr tragisch. Er betonte jedoch, dass dank der Sicherheitsröhre der Tunnel nicht zu einer Feuerfalle geworden sei wie beim Unfall im Mont Blanc-Tunnel. Viele Menschen hätten den Tunnel über den Stollen verlassen können. Auch sei der Rauch durch die Lüftung abgesogen worden. Dies zumindest zum Teil.

Im März 1999 waren 39 Menschen im Mont Blanc Tunnel in einem Feuer ums Leben gekommen. Der Tunnel soll in Kürze wieder geöffnet werden – dies nach breiten Diskussionen über die Sicherheit der Strassentunnels.

swissinfo und Agenturen

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