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Keine Entspannung am Schweizer Arbeitsmarkt

Schwieriger Arbeitsmarkt: Mehr Stellensuchende - weniger offene Stellen. Keystone

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz stagniert. Saisonal bedingt nahm sie im April gegenüber dem Vormonat um 0,1% ab und liegt bei 3,9%.

Die Arbeitslosengeld-Bezugsdauer ist 2002 trotz gestiegener Arbeitslosigkeit durchschnittlich um elf Tage gesunken.

Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist im April leicht gesunken. Die Zahl der als arbeitslos registrierten Personen nahm im Vergleich zum März um 184 auf 141’624 ab. Unter Ausklammerung der saisonalen Effekte (mehr Personal im Tourismus und in der Bauwirtschaft) nahm die Arbeitslosigkeit im Vergleich jedoch um 3,5% oder 4774 Stellenlose zu.

Damit verharrt die Arbeitslosenquote bei 3,9%. Die Zahl der Stellensuchenden hat um 952 auf 200’654 zugenommen. Die gemeldeten offenen Stellen sanken im Vormonatsvergleich um 670 auf 9014.

Jean-Luc Nordmann, Direktor für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (seco), erwartet in den nächsten Monaten keine konjunkturelle Erholung. Aus diesem Grund werde das seco gezwungen sein, seine Prognose für die durchschnittliche Jahresarbeitslosigkeit “leicht nach oben” zu korrigieren.

Verbesserte Wirkung der RAV

Trotz der gestiegenen Arbeitslosigkeit konnten die Regionalen Arbeitsvermittlungs-Zentren (RAV) mit ihrer Vermittlungsarbeit die durchschnittliche Dauer des Taggeldbezuges um 11 Tage oder 8% senken.

1999 betrug die durchschnittliche Bezugsdauer 185 Tage. Im Jahr 2002 wurde sie auf 129 Tage gesenkt. Somit konnten 1,26 Mrd. Franken Taggelder eingespart werden.

Die RAV konnten 2002 die gemeldeten Stellensuchenden trotz der steigenden Arbeitslosigkeit und einem kleiner werdenden Stellenangebot im Durchschnitt rascher wieder in den Arbeitsmarkt integrieren. Damit stieg auch die Langzeit-Arbeitslosigkeit weniger stark an.

Trotzdem erhöhte sich die Zahl der Aussteuerungen gegenüber 2001 von monatlich 1363 auf 1510.

Erhöhung des RAV-Personalbestandes

Die Kantone waren 2002 gezwungen, auf den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu reagieren und den Personalbestand anpassen. Ende 2002 betreuten in allen 126 RAV der Schweiz 1955 Angestellte 183’262 Stellensuchende.

Florian Imstepf, Leiter Ressort RAV-Koordination beim seco, sagt gegenüber swissinfo: “Stellenaufstockungen in den RAV-Zentren, wie dies gestern der Kanton Aargau beschlossen hat, sind erforderlich, weil die Aussicht auf die Wirtschaftslage für dieses Jahr nicht allzu rosig ist.”

Laut Imstepf wächst die Gefahr einer Überlastung der RAV-Angestellten. Das seco will dem entgegentreten: “Das Thema ‘burn-out’ wurde im letzten Jahr an einer Tagung diskutiert. Auch auf kantonaler Ebene kam dies zur Sprache. Die Sensibilisierung für dieses Thema hat stattgefunden”, betont Imstepf.

Ungleicher Anstieg

Gegenüber dem Januar 2002 stieg die Zahl der RAV-Angestellten um 14% (236 Personen). Im selben Zeitraum nahm die Zahl der Stellensuchenden um 41% zu. Erfahrungsgemäss dauert die nötige Anpassung der Vollzugs-Strukturen in den Kantonen bis zu zwei Jahre.

Die Vollzugs-Kosten der RAV betrugen im vergangenen Jahr 320 Mio. Franken. Das sind 6,1% des Gesamtaufwandes der Arbeitslosenversicherung. 2001 betrug der Aufwand noch 7,6%. Auf einen bei den RAV gemeldeten Stellensuchenden kamen durchschnittlich 821.40 Franken (2001: 867.30 Franken).

swissinfo und Agenturen

Arbeitslosenzahlen im Vergleich:

Schweiz: 3,9%
Luxemburg: 3,4%
Holland: 3,6%
Österreich: 4,3%
Deutschland: 10,8 %
Frankreich: 9,1 %
Italien: ca. 9%
Spanien:11,5%

Die RAV streben bei ihrer Arbeit vier Hauptziele an: Die rasche Wiedereingliederung Arbeitsloser, die Reduktion der Langzeit-Arbeitslosigkeit, die Reduktion der Anzahl Aussteuerungen und die Vermeidung von Wiederanmeldungen.

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