Nord-Süd-Verkehr: Wie weiter?

Die Sperrung des Gotthardtunnels hat am Donnerstag den Verkehrsfluss in der ganzen Schweiz beeinträchtigt und die Frage nach Ausweichrouten in den Vordergrund gerückt.
Laut Stefan Engler, Bau- und Verkehrsdirektor des Kantons Graubünden, kann der Nord-Süd-Verkehr nach der Katastrophe am Gotthard nun nicht ausschliesslich über die San-Bernardino-Route geführt werden.
Der Kanton Graubünden sei zwar bereit, auf Grund der Notsituation einen Teil des Zusatzverkehrs zu übernehmen. Es müssten jedoch auch Ausweichrouten in anderen Kantonen und im Ausland in ein Notkonzept einbezogen werden. Die grossen Steigungen auf der San-Bernardino-Route stellten ein Sicherheitsrisiko dar, sagte Engler.
Gemäss Michel Egger, Vizedirektor im Bundesamt für Strassen, werden zurzeit verschiedene Möglichkeiten zur Bewältigung des Alpen-querenden-Verkehrs diskutiert. Dazu gehöre auch die Frage, inwieweit die Gotthard-Passstrasse bis Weihnachten oder gar bis Februar offen gehalten werden könne, sagte er in einer Sendung von Radio DRS. Erste Vorschläge sollen schon Anfang nächster Woche vorliegen.
Bis zu 15 Prozent Mehrverkehr am Brenner
Auf der Brenner-Autobahn wird nach der Sperrung des Gotthard-Strassentunnels mit einem starken zusätzlichen Verkehrsaufkommen gerechnet. Laut Klaus Fink, Generaldirektor der Autobahn-Betriebsgesellschaft, ist eine Zunahme um 10 bis 15 Prozent zu erwarten.
Die Alpenstrassen AG werde bei der Mautstelle Schönberg eine Abfertigung des Schwerverkehrs je Fahrtrichtung auf drei Spuren rund um die Uhr durchführen. Am Donnerstag waren die Auswirkungen laut Fink noch gering. Eine Verlagerung werde aber sicher stattfinden. Ein Teil des Schwerverkehrs werde entweder auf die Schiene oder auf die Brenner-Route wechseln.
Angespannte Situation auf dem übrigen Strassennetz
Auf dem Schweizer Strassennetz präsentierte sich die Situation einen Tag nach dem Flammeninferno am Gotthard angespannt. Auf der San-Bernardino-Route wurde der nordwärts fahrende Schwerverkehr nach einem schweren Unfall mit einem Sattelschlepper während fünfeinhalb Stunden angehalten.
Das mit Rohmaterial einer Spinnerei beladene Fahrzeug war zwischen Pian San Giacomo und Mesocco umgekippt und mit einem Bus zusammengestossen. Der Buschauffeur wurde getötet. Am Autobahnzoll in Chiasso-Brogeda konnten nach dem Unfall vorübergehend keine Lastwagen in die Schweiz einfahren.
Weitere Behinderungen wurden im Verlauf des Tages auch von den Hauptverkehrs-Achsen Bern-Zürich-St. Gallen, Basel-Zürich und aus dem Tessin gemeldet.
Als Ausweichrouten für Personenwagen wurden die San-Bernardino-Route, der Gotthard- und der Lukmanierpass sowie die Autoverlade am Lötschberg und am Simplon empfohlen. Die Bahnen erhöhten ihre Kapazitäten und richteten einen Autoverlad zwischen Göschenen und Airolo ein.
swissinfo und Agenturen

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