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Polanski in Gstaad eingetroffen

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69 Tage nach der Festnahme in Zürich-Kloten ist Roman Polanski am Freitag in Gstaad eingetroffen. Der 76-jährige Oscar-Preisträger wurde von der Polizei ins Berner Oberland gebracht, wo er in seinem Chalet unter Hausarrest steht. Mit einer elektronischen Fessel wartet er dort auf den Auslieferungsentscheid.

Der Starregisseur traf am Freitag kurz vor 13.00 Uhr in einem Wagen, begleitet von einer Polizeieskorte, in Gstaad ein, wo er unter Hausarrest steht.

Im verschneiten Ferienort im Berner Oberland hatten Dutzende von Medienschaffenden aus ganz Europa vor dem Chalet auf die Ankunft des Oscar-Preisträgers gewartet.

In seinem Haus wurde Polanski von seiner Familie – der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner, dem neujährigen Elvis und der 16-jährigen Morgane – empfangen.

Vor der Entlassung aus der Auslieferungshaft und der Überführung nach Gstaad wurden die vom Bundesgericht angeordneten Auflagen erfüllt, wie das Bundesamt für Justiz (BJ) am Freitag mitteilte.

Polanski überwies eine Kaution von 4,5 Millionen Franken und deponierte alle Ausweispapiere bei der Kantonspolizei Zürich.

Der Starregisseur war bereits am Donnerstag aus Sicherheits- und Persönlichkeitsschutzgründen aus dem Gefängnis Winterthur an einen unbekannten Ort gebracht worden, unbemerkt und unbehelligt von den seit Tagen dort wartenden Fotografen und Kameraleuten.

Bundesstrafgericht beendete Auslieferungshaft

Den Weg freigemacht zur Entlassung aus der Auslieferungshaft in den Hausarrest hatte das Bundesstrafgericht am vergangenen 24. November. Es stimmte im zweiten Anlauf der Verlegung Polanskis in einen elektronisch überwachten Hausarrest im Chalet in Gstaad gegen Zahlung einer Kaution von 4,5 Millionen Franken zu. Das Bundesamt für Justiz (BJ) verzichtete auf einen Weiterzug dieses Entscheids vor das Bundesgericht.

Polanski hatte sich gegenüber den Schweizer Justizbehörden ausdrücklich damit einverstanden erklärt und sich verpflichtet, sein Grundstück und damit Haus und Garten in Gstaad zu keiner Zeit zu verlassen. Auf diesem Grundstück kann Polanski aber seinen Tagesablauf völlig frei gestalten, dort arbeiten und ohne Einschränkungen Leute empfangen oder sie bei sich im Haus wohnen lassen.

Elektronisches Überwachungssystem

Eine Sicherheitsfirma, die unter anderem auf Systeme zur Videoüberwachung spezialisiert ist, hatte im Chalet “Milky Way” das Electronic Monitoring installiert, um eine permanente elektronische Überwachung Polanskis sicherzustellen. Sollte Polanski sein Haus verlassen oder seine elektronische Fessel entfernen, wird Alarm ausgelöst. Missachtet Polanski seine Verpflichtungen, verfällt die Kaution an die Schweizerische Eidgenossenschaft.

Das Bundesstrafgericht und das BJ hatten mehrmals darauf hingewiesen, dass das Electronic Monitoring mit der elektronischen Fessel keine Flucht verhindern kann, sondern lediglich eine rasche Alarmierung ermöglicht. Denn eine Ortung mit GPS kommt nicht zum Einsatz.

US-Auslieferungsgesuch

Der Regisseur von Filmen wie “Rosemary’s Baby”, “Chinatown” und “The Pianist” wurde am vergangenen 26. September auf Grund eines US-Haftbefehls bei der Einreise in die Schweiz im Flughafen Zürich-Kloten festgenommen. Die Behörden in Los Angeles wollen Polanski nach 31 Jahren Flucht vor Gericht stellen, weil er 1977 ein damals 13-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll.

Die USA haben am vergangenen 21. Oktober ein formelles Auslieferungsgesuch für Polanski eingereicht. Ihm blüht in den USA eine Höchststrafe von noch zwei Jahren Freiheitsentzug, verglichen mit ursprünglich 50 Jahren Höchststrafe im US-Haftbefehl von 2005. Polanskis hat sich bisher einer Auslieferung in die USA widersetzt.

swissinfo.ch und Agenturen

In sieben Kantonen können Häftlinge ihre Strafe weiterhin mit elektronischer Fussfessel zuhause absitzen statt hinter Gitter. Der Bundesrat hat am Freitag die Bewilligung für Versuche mit dem sogenannten Electronic Monitoring bis Ende 2015 verlängert.

Der derzeit bekannteste elektronisch überwachte Häftling ist der Starregisseur Roman Polanski. Er wird voraussichtlich am (heutigen) Freitag in sein Chalet in Gstaad im Berner Oberland überführt und muss dort mit einer elektronischen Fessel am Fussgelenk auf seine Auslieferung in die USA warten.

Electronic Monitoring wird nach Angaben des Eidg. Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) seit 1999 in den Kantonen Bern, beiden Basel, Tessin, Waadt und Genf getestet. Seit 2003 laufen auch im Kanton Solothurn Versuche.

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