Für ausländische Jugendliche bleiben bei der Lehrstellensuche oft nur die wenig attraktiven Arbeitsplätze übrig. Verstärkt durch Diskriminierungen im Alltag bremst dies ihre Integrationslust, wie eine Studie zeigt: Viele wollen sich nicht mehr einbürgern lassen.
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Zwei Soziologinnen der Hochschule Luzern befragten insgesamt 45 jugendliche Secondos aus dem luzernischen Emmen zu ihrem Übertritt ins Erwachsenenalter, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Dienstag mitteilte.
Viele profitierten bei der Lehrstellensuche von einem Brückenangebot oder 10. Schuljahr. Allerdings mussten sie im Verlauf der Stellensuche viele Hoffnungen aufgeben, selbst wenn sie grossen Einsatz zeigten und gute Schulleistungen erbrachten: Das Brückenangebot platzierte die Secondos dort, wo die wenig attraktiven Stellen freigeblieben waren.
Die Reaktionen darauf sind laut der Studie unterschiedlich: Die einen fügen sich in ihre Aussenseiterposition, andere zeigen einen grossen Willen, den sozialen Aufstieg zu schaffen.
Gelingt dies nicht, ist die Enttäuschung umso grösser. Die befragten, zumeist aus dem Balkan oder Südeuropa stammenden Secondos sehen frühere Demütigungen im Alltag bestätigt, zum Beispiel die nervenaufreibende Lehrstellensuche, das lange Warten auf eine Einbürgerung oder den verwehrten Zutritt zu einer Diskothek.
Die Folge ist eine Abkühlung des Integrationswillens. Statt bei der Arbeit mit Jugendlichen anderer Nationalitäten in Kontakt zu kommen, würden sich die Secondos vermehrt in den Kreis der Familie oder ihrer Communities zurückziehen. Besonders im Ausgang kommt es laut der Studie zu einer Entmischung der Nationalitäten.
Ein klares Signal für die Haltung der Jugendlichen ist die Veränderung ihrer Einstellung zur Einbürgerung. Bei der ersten Befragung, als die Jugendlichen in ihrem letzten obligatorischen Schuljahr standen, hätten die meisten geplant, sich später einbürgern zu lassen. Drei Jahre später hatten praktisch alle diesen Plan aufgegeben.
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