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Bachmann provoziert Dänemark

Inszeniert gewagtes Theater: Stefan Bachmann. Keystone Archive

Nach heftigem Streit um die Teilnahme einer geistig behinderten Schauspielerin ist die geplante Kopenhagener "Hamlet"-Inszenierung des Schweizer Regisseurs Stefan Bachmann abgesagt worden.

Wie der Chef des dänischen Nationaltheaters («Det Kongelige Teater»), Klaus Hoffmeyer, am Sonntag erklärte, wurde die Absage durch den unvermittelten Rückzug Bachmanns erzwungen.

Dieser hatte die Rolle der Ophelia in dem Shakespeare-Stück mit einer am Down Syndrom (Mongolismus) erkrankten Frau besetzt. Der kurz vor der Premiere abgesagte «Hamlet» galt als Hauptattraktion der bevorstehenden Saisoneröffnung in der dänischen Hauptstadt.

Der Regisseur, hauptberuflich seit 1998 Schauspieldirektor am Theater Basel und auch bekannt von Inszenierungen an namhaften deutschen Bühnen, äusserte sich in Kopenhagen nicht öffentlich über die Hintergründe.

Kontroverse

Zeitungsberichten zufolge konnte das Theater offenbar keinen für Bachmann akzeptablen Ersatz nach dem Rückzug von drei zunächst an der Inszenierung beteiligten Schauspielern finden.

Der als Hamlet vorgesehene Jens Albinus erklärte, er wolle aus Protest gegen die Unfähigkeit der Theaterleitung nie wieder am «Kongelige Teater» spielen.

Geteilte Meinungen

Eltern, professionelle Betreuer wie auch eine führende Behindertenorganisation hatten sich für die Teilnahme der geistig behinderten Frau als Schauspielerin ausgesprochen. Der Schauspieler Henrik Jandorff begründete dagegen seinen vom Intendanten gebilligten Rückzug mit dem Vorwurf an Bachmann, dieser überschreite Grenzen «geschmacklos und um der Sensation Willen».

Die Frau sei wehrlos dem Druck von Publikum und Regisseur ausgesetzt. Der «Hamlet» wurde nun ersatzlos aus dem Programm gestrichen.

Swissinfo und Agenturen

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