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Berner Krawalle schaden dem Image der Schweiz

swissinfo.ch

Die Ausschreitungen vom Wochenende haben auch im Ausland für Schlagzeilen gesorgt. Wahlkampf und Krawalle schafften es am Montag gar auf die Front der New York Times.

In vielen ausländischen Medien wurde das Bild eines fremdenfeindlichen Landes gezeichnet. Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey befürchtet Image-Schäden für die Schweiz.

Vorkommnisse wie die Ausschreitungen gegen die Kundgebung der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) vom Samstag in Bern verhinderten, dass die Schweiz ihr Bild als Brückenbauerin und Nation des Dialogs im Ausland aufrecht erhalten könne, sagte Calmy-Rey am Montag im Westschweizer Radio.

Das gefährde das Wohl des Landes, denn immerhin verdiene die Schweiz einen von zwei Franken im Ausland.

Laut Calmy-Rey werden die Schweizer Botschafter im Ausland wegen der Gewalt befragt. “Sie fragen uns, was sie antworten sollen.” Vor den Krawallen von Bern sei es bereits am G-8-Gipfel, auf dem Rütli oder bei Fussballspielen zu wüsten Szenen gekommen, rief Calmy-Rey in Erinnerung.

Für negative Schlagzeilen im Ausland sorgt allerdings auch die SVP mit ihrer Ausschaffungsinitiative und den Wahlplakaten mit dem schwarzen Schaf.

Vergleich mit Le Pen

Die englische Zeitung The Independent etwa fragte Anfang September, ob die Schweiz das “Herz der Finsternis in Europa” geworden sei und machte einen gefährlichen “Extremismus” aus.

Am Montag widmete sich unter anderen die New York Times auf der Frontseite dem SVP-Wahlkampf. Die Partei verfolge einen viel holzschnittartigeren “Wir-gegen-die-Ausländer-Ansatz” als der französische Rechtspopulist Jean-Marie Le Pen, der im Frühling an der Seite schwarzer und arabischstämmiger Sympathisanten Wahlkampf betrieben habe.

Am Wochenende hatten auch die TV-Nachrichtensendung Tagesthemen der deutschen ARD und der Sender Euronews prominent über die Krawalle und den polarisierenden Wahlkampf berichtet.

Kritisches Spanien

Solche Artikel seien weltweit erschienen, sagte Johannes Matyassy, Leiter von Präsenz Schweiz, am Montag auf Anfrage. Die Schweiz werde darin jeweils als ausländerfeindliches und rassistisches Land dargestellt. Meist seien die Titel sehr zugespitzt, die Berichte aber ausgewogen.

Am negativsten sei die Berichterstattung in Spanien, wo in einigen Zeitungen mehrere Artikel in Folge erschienen seien, bestätigte Matyassy einen Bericht der Neuen Zürcher Zeitung.

Als PR-Agentur des Bundes fürs Ausland verfolge Präsenz Schweiz die Artikel sehr aufmerksam.

Instruktionen an die Botschafter, wie darauf zu reagieren sei, gebe es aber nicht. Schaden für die Schweiz befürchte er nur, wenn die Kritik länger andauere, sagte Matyassy. Und das sei bislang nur in Spanien der Fall.

swissinfo und Agenturen

Bei den Krawallen wurden gemäss Polizei insgesamt 21 Personen verletzt, darunter 18 Polizisten.

8 Verletzte mussten in Spitalpflege gebracht werden, 42 Personen wurden festgenommen.

Sie wurden wegen verschiedenen Delikten angezeigt und im Verlauf der Nacht auf Sonntag wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen.

In einer provisorischen Bilanz beziffern die Behörden die Sachschäden auf über 100’000 Franken.

Möglicherweise haben die Krawalle auch juristische Folgen: Die Stadtpolizei Bern prüft, gegen die Organisatoren der unbewilligten Gegendemonstration Strafanzeige zu erstatten.

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