Besuch im Bunker
Mit dem Ende des Kalten Kriegs wurden in der Schweiz 13'000 Kampf- und Führungsbauten überflüssig. Ein gutes Dutzend Anlagen wurde seither in Festungsmuseen umfunktioniert.
Beispiel Artilleriewerk Faulensee: Die vier Gebäude mitten im Dorf am Thunersee sind mit viel Holz und landwirtschaftlichem Gerät als Scheunen getarnt. Was sich darunter verbirgt, war bis vor kurzem auch Einheimischen kaum bekannt: Meterdicker Beton, unterirdische Gänge und vier 10,5 cm- Kanonen, errichtet zur Verteidigung von Lötschberg-Linie und Reduit.
Gebaut wurde das Werk in Faulensee 1941/42. Anfangs Juni wurde es erstmals für Besucher geöffnet. Eine eigens gegründete «Stiftung Artilleriewerk Faulensee» hatte das Werk zuvor vom Verteidigungs-Ministerium (VBS) für einen symbolischen vierstelligen Betrag übernommen.
In engen unterirdischen Gängen erreichen die Besucher Geschützstände, Munitions-Kammern, Truppen-Unterkünfte und Feuerleit-Zentrale. Sie passieren einen riesigen Putzstock für die Kanone, eine Petroleumlampe für den Notfall.
Boom in den 90er-Jahren
Faulensee ist eines von rund 70 Artilleriewerken und 13’000 kleineren Objekten wie Infanteriebunkern oder Hindernissen, die mit der Armeereform 95 stillgelegt und vom VBS zum Verkauf, zum Rückbau oder zum Erhalt als Denkmal bestimmt worden sind.
Bis Anfang der 90er Jahre hatten nur die Festungsmuseen in Vallorbe (VD) und Reuenthal AG existiert. Seit 1993 wurden zusätzlich 12 Artilleriewerke zu Museen und zahlreiche weitere Objekte öffentlich zugänglich gemacht. Das Interesse aber ist beschränkt, wie die Zahl von jährlich 11’000 Besuchern im etablierten Museum Reuenthal zeigt.
Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus
Bernhard Stadlin, Präsident des Dachverbandes der zivilen Festungsorganisationen «FORT-CH» glaubt, «dass eine ausgewogene Zahl Streuung an Festungsmuseen erreicht ist».
Bei der Vermarktung strebe FORT-CH eine bessere Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus an. Man tendiere zudem dazu, Anlagen «besuchbar» zu erhalten, ohne gleich ein Museum einzurichten. Vielversprechend seien Pläne, in erhaltenswerten Festungen öffentliche Archive einzurichten.
swissinfo und Andreas Weidmann (sda)
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