
Eine Schönheit nicht nur auf dem Set

Die unvergessliche Audrey Hepburn mit ihrer gütigen Ausstrahlung und raffinierten Eleganz lebte rund dreissig Jahre lang in der Nähe von Lausanne.
In der Schweiz fand die Schauspielerin die Ruhe, die sie brauchte, um ihre Söhne fern vom Rummel der Paparazzis grosszuziehen.
Edda Van Heemstra Hepburn-Ruston wurde am 4. Mai 1929 in Brüssel als Tochter eines englischen Bankiers und einer holländischen Baronin in eine wohlhabende Familie hinein geboren. Nachdem der Vater in den Krieg gezogen war und seine Familie verlassen hatte, hielt die Armut Einzug.
Damals lernte Edda den Hunger kennen. Manche führen ihren zarten, feingliedrigen Körperbau auf die Mangelernährung in ihrer Kindheit zurück. Zuweilen musste sie sich sogar von Tulpenzwiebeln ernähren.
Das Schicksal sollte sie ein zweites Mal mit dem Hunger konfrontieren: als UNICEF-Botschafterin setzte sie sich für hungernde Kinder ein.
Von der Armut zum Glamour
Entdeckt wurde Audrey Hepburn von der achtzigjährigen Schriftstellerin Colette in Monte Carlo. In ihren Augen war die junge Frau die ideale Darstellerin für ihre nach dem gleichnamigen Roman gestaltete Komödie «Gigi».
Später übernahm sie die Rolle der spitzbübischen Prinzessin im Film «Ein Herz und eine Krone» von William Wyler, die ihr den Oskar als beste Hauptdarstellerin einbrachte.
Im Film «Sabrina» (1954) kam ihre Schönheit besonders zur Geltung. Es folgte die Hauptrolle in «Frühstück bei Tiffany», «My Fair Lady» und in zahlreichen weiteren Filmen. Sie machten die Schauspielerin berühmt für ihr Talent, aber auch für ihre natürliche Anmut und Eleganz – vom Modeschöpfer Hubert de Givenchy wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Ein Ort der Ruhe
Zwischen 1950 und 1960 erreicht Audrey Hepburn den Höhepunkt ihrer Karriere: Sie dreht einen Film nach dem anderen. Dann beschliesst sie 1966, sich mit ihrer Familie in Tolochenaz, einem Dorf in der Nähe von Lausanne, niederzulassen.
Die Familie bedeutet ihr alles. Nachdem sie als Kind zahlreiche Entbehrungen durchgemacht hatte, möchte sie nun ihrem Sohn eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen.
1966 kommt der sechsjährige Sean in die Schule. Er kann seine Mutter bei den Dreharbeiten nicht mehr begleiten. Audrey Hepburn schaltet eine zehnjährige Karrierepause ein, um sich um Sohn und Mann zu kümmern.
Mel Ferrer ist jedoch ein schwieriger Mann, und das Zusammenleben ist von Konflikten überschattet. Audrey leidet an Depressionen. Die Ehe scheitert.
Diva und Frau
In der Biographie von Sean Ferrer kommt der Zwiespalt zwischen der glamourösen Filmdiva und jener Frau zum Ausdruck, die in der Beziehung zu ihrem Partner ständig auf der Suche nach der Liebe ist, die ihr der Vater vorenthielt.
1968 lernt die Schauspielerin den italienischen Psychiater Andrea Dotti kennen. Ein Jahr später heiratet das Paar in der Schweiz. Der zweite Sohn Luca wird geboren. Doch auch diese Ehe endet mit einer Scheidung. Erst 1980 findet Audrey Hepburn in Robert Wolders den geeigneten Partner.
Sean beschreibt seine Mutter als eine bescheidene Frau, die den Frieden und die Sicherheit in der Schweiz schätzt und in diesem Land einen Platz findet, wo sie ein normales Leben führen kann.
Dort erzieht sie, von der Glitterwelt des Showbiz unbehelligt, ihre Söhne, geht einkaufen, ohne von Fotoreportern belästigt zu werden, ist mit ihren geliebten Hunden unterwegs und unterhält sich auf Französisch mit den Dorfbewohnern.
Schutzengel Not leidender Kinder
Als Botschafterin des Kinderhilfswerks UNICEF unternimmt Audrey Hepburn in den letzten fünf Jahren ihres Lebens über 50 Reisen in den Sudan, nach El Salvador, Vietnam, Äthiopien und Somalia.
Nach ihrem Tod 1993 setzen ihre Söhne und Robert Wolders ihr Lebenswerk fort: Sie gründen eine Stiftung, die Spenden für Schulprogramme in Afrika sammelt.
Der Schauspielerin ist ein kleines Museum in Tolochenaz gewidmet, wo Audrey Hepburn begraben liegt. Die Erträge kamen während Jahren verschiedenen humanitären Projekten zugute.
swissinfo, Raffaella Rossello
(Übertragen aus dem Italienischen: Maja Im Hof)
1929: Audrey Hepburn kommt in Brüssel zur Welt
1954: Sie erhält den Oskar als beste Hauptdarstellerin im Film «Ein Herz und eine Krone»
1966: Umzug in die Schweiz
1993: Audrey Hepburn stirbt an einem Krebsleiden
Audrey Hepburn, die in Belgien als Tochter englisch-holländischer Eltern zur Welt kam, wird für ihre unvergesslichen Rollen in Filmen wie «Ein Herz und eine Krone», «Sabrina», «Frühstück bei Tiffany» und «My Fair Lady» weltberühmt.
Eine schwierige Kindheit, zwei Söhne, zwei Scheidungen, mehrere Spontanaborte und wiederholte Depressionen sind die Stationen ihres Lebens, das ebenso vom Erfolg wie von Schmerz und Leid geprägt ist.
Audrey Hepburn lebte über 30 Jahre lang in der Gemeinde Tolochenaz am Genfersee.
In den letzten Jahren ihres Lebens übernahm sie ihre vielleicht wichtigste Rolle: Als UNICEF-Botschafterin setzte sie sich für ärmsten Kinder dieser Welt ein.

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