
Expo.02: «Tafelsilber» verscherbelt

Die Arteplage Mobile du Jura wurde am Montag versteigert - für ein Sackgeld. Die Zukunft des Monolithen ist noch offen.
Die Arteplage Mobile du Jura kommt als schwimmende Bühne des Jazzfestivals Montreux zu Ehren. Der Monolith geht vielleicht an einen deutschen Unternehmer, die Besitzerin hat den Verkauf allerdings noch nicht akzeptiert.
Juri Steiner, Chef der Arteplage Mobile du Jura (AMJ)
Es ist ein Geschenk, dass die AMJ an das Jazz Festival Montreux gelangt.
Das Jazzfestival Montreux ist der neue Besitzer des multifunktionalen Theaterschiffs Arteplage Mobile du Jura (AMJ). Das Jazzfestival hat für nur 160’000 Franken den definitiven Zuschlag erhalten.
Der Chef der Arteplage Mobile du Jura, Juri Steiner, freut sich über den Verkauf: «Das ist wie Weihnachten! Es war immer mein Traum, das die AMJ weiterlebt. Und es ist ein Geschenk, dass die AMJ an das Jazz Festival Montreux gelangt, das weltweites Renommee hat. Es ist eine Adelung unseres Projekts im nachhinein.»
AMJ für einen Zehntel des Einstandspreises verkauft
Beim Einstandspreis von 1 Mio. Franken bot noch niemand mit, erst bei 110 000 Franken zeigte der erste potenzielle Käufer Interesse. Für 160 000 Franken erhielt schliesslich das Jazzfestival Montreux den Zuschlag. Die Herstellung der Arteplage Mobile hatte die Expo 3,6 Mio. Franken gekostet.
Die Versteigerung des Expo.02-Materials wird seit Sonntag von der holländischen Firma Troostwijk durchgeführt, welche schon die Überbleibsel der Weltausstellungen von Sevilla und Hannover unter den Hammer gebracht hat. Am Sonntag erzielte sie mit Kleinmaterial einen Umsatz von 150 000 Franken. Ausgeschrieben wurde das Expo-Material von der deutschen Firma Usedmarket.com, welche von der Expo-Leitung den Auftrag erhalten hatte.
Unklare Zukunft des Monolithen von Jean Nouvel
Der deutsche Unternehmer Rolf Oberle aus Lahr im Schwarzwald hat den Expo-Monolithen am Montag in Biel «unter Vorbehalt für 400’000 Franken» ersteigern können. Oberle kaufte das Kunstwerk aus Interesse an der Architektur von Jean Nouvel. Es soll nun «an einem schönem Ort irgendwo in Europa aufgestellt werden», so Oberle.
Was sind die Auflagen der Expo.02?
Der Auktionator rief den für 22 Mio. Franken erstellten Monolithen eingangs für 2,2 Mio. Franken aus. Doch auch für 1 Mio. Franken fand sich noch kein Käufer. Schliesslich erhielt Oberle, Inhaber der Oberle AG direct marketing, für 400’000 Franken den Zuschlag. Oberle kaufte das Expo-Wahrzeichen praktisch zum Materialwert. Die Installationen im Innern des Würfels sowie das Fundament werden entfernt.
Der neue Besitzer hat noch keine Nutzungsvorstellungen. Allerdings besteht von der Expo her noch eine Auflage bezüglich Nutzung: Der Monolith darf nicht in «abschätziger Weise» genutzt werden.
Glasi Hergiswil bleibt am Monolithen interessiert
Der deutsche Unternehmer habe den Monolithen nur «unter Vorbehalt» ersteigern können, sagt der offizielle Schweizer Interessent, die Glasi Hergiswil, gegenüber swissinfo Stellung. «Der Monolith ist nicht weg», sagt Glasi-Unternehmensleiter Robert Niederer, «die Firma Nüssli Special Events, welcher der Monolith gehört, will den Monolithen nicht an Oberle verkaufen.»
Niederer vom Glas-Museum in Hergiswil bleibt am Monolithen interessiert, will aber Umweltgutachten und die noch ausstehende Baubewilligung für den Monolithen abwarten. «Das kann ein halbes Jahr dauern», meint Niederer gelassen, der den Monolithen bei Hergiswil in den Vierwaldstättersee stellen will.
Besitzer Nüssli Special Events will nicht verkaufen
Dass der Monolith nur «unter Vorbehalt» an Unternehmer Oberle ging, bestätigt der Expo-Pressesprecher Laurent Paoliello. Der Verkaufspreis lag so tief, so Paoliello, dass sich der Verkäufer Nüssli Special Events ein Veto-Recht auf dem Verkauf des Monolith vorbehielt.
In den kommenden Tagen sollen potenzielle Kaufinteressenten die Möglichkeit haben, ein Angebot zu machen, wie es am Dienstag bei der St. Galler Firma
Nüssli hiess. Als neuer Termin wird der 25. November genannt.
swissinfo, Anita Hugi
Verkaufspreis AMJ: 160’000 Franken
Einstellpreis AMJ: 1 Mio. Franken, Herstellungskosten 3,6 Mio.
Versteigerungspreis Monolith: 400’000 Franken (unter Vorbehalt der Besitzerin)
Ausrufpreis Monolith: 2,2 Mio., Herstellungskosten 400’000 Franken

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