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Kino in Dörfern und auf den Bergen

Das mobile Kino Roadmovie bringt Schweizer Filme in die Turnhalle. Andri Stadler/Roadmovie

Das mobile Kino Roadmovie fährt in entlegene Dörfer und zeigt in Schulhäusern und Turnhallen "einen Kofferraum voller Schweizer Filme". Zum Auftakt am 15. September in den Bündner Bergen.

Ziel des Kino-Busses sind Dörfer wie Jussy im Kanton Genf, Bedigliora im Tessin oder Binn im Wallis, die kein eigenes Kino haben.

Ob “Vitus” von Fredi Murer, “Die Herbstzeitlosen” von Bettina Oberli oder “Mon frère se marie” von Jean-Stephane Bron – diese und andere Filme aus der Schweiz reisen jetzt aufs Land, oft begleitet von ihren Regisseuren oder Schauspielern.

“Die Regisseure lieben diese Begegnungen mit einem so durchmischten Publikum, wie man es auf dem Land findet, wo oft das ganze Dorf zur Vorführung kommt und dann auch das Gespräch sucht”, sagt Simone Häberling vom Roadmovie-Team gegenüber swissinfo.

Während in vielen Städten die Multiplex-Kinos aus dem Boden schiessen, gibt es auf dem Land zahlreiche Gemeinden, die gar kein Lichtspielhaus haben oder wenn doch, dann monatelang den gleichen Film zeigen.

Deshalb veranstaltet das Roadmovie-Team Kinoabende in 28 Schweizer Gemeinden ohne eigenes Kino.

Überraschungsfilm unter freiem Himmel

“Alles begann vor fünf Jahren, als ein paar leidenschaftlich engagierte, junge Menschen Projektor und Leinwand in einen Bus packten und aufs Land fuhren, um dort Filme vorzuführen”, erzählt Simone Häberling.

Nachdem das Projekt einmal lanciert war, kam dann schon bald Unterstützung von Bund, Kantonen und privaten Stiftungen.

Zur Feier des fünfjährigen Bestehens des Projekts gibts am Wochenende des 15. und 16. Septembers in der Läntahütte oberhalb Vals in den Bündner Bergen einen Überraschungsfilm unter freiem Himmel.

“Wir werden mit Mauleseln, die Projektor und Leinwand tragen, auf die Alp steigen und dort einen Überraschungsfilm vorführen, mit einem grossartigen Ausblick auf die Berge”, schwärmt Häberling.

Trouvaillen und Vorpremieren

Nicht nur bekannte Filme werden vom 35mm-Projektor auf die 5,3 mal 3 Meter grosse Leinwand projiziert. So ist als Vorpremiere die schweizerisch-deutsche Koproduktion “Nur ein Sommer” von Wolfgang Kohlhasse zu sehen.

Der Film erzählt die romantische Komödie um eine arbeitslose, ostdeutsche Mutter, die als Sommeraushilfe auf einer Schweizer Alp nicht nur auf Kühe, sondern auf Schwarzarbeiter vom Balkan, die gerne einen deutschen Pass hätten, und einen heiratswütigen Sennen trifft.

Eine Trouvaille ist auch der erste Ton-Dokumentarfilm des Fotografen, Piloten und Mitbegründers der Schweizer Fluggesellschaft Swissair Walter Mittelholzer: “Abessinienflug” aus dem Jahr 1934.

Der Film entstand anlässlich eines Flugzeugtransports an den Hof des äthiopischen Kaisers und zeigt sowohl einen spektakulären Flug über die Alpen, Athen mit der Akropolis, Jerusalem, Tel Aviv, Kairo und Assuan sowie ein Porträt des Kaisers, seines Hofs und seines Militärs.

Publikumsgespräch mit Bruno Ganz?

Roadmovie arbeitet für das Projekt mit der Schweizer Filmpromotionsfirma Swiss Films, dem Kinderfilmclub “Zauberlaterne” und Memoriav, dem Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturgutes der Schweiz, zusammen.

Am Nachmittag gibt es in den Schulen jeweils Kinder- und Jugendprogramme, am Abend folgen die Filme für das allgemeine Publikum.

Ob auch Bruno Ganz, der Star ohne Allüren unter den Schweizer Schauspielern, zum Gespräch mit dem Publikum auftauchen wird, kann Simone Häberling noch nicht bestätigen. Doch er habe sich bereit erklärt, bei der Filmvorführung im Jura, wo er ein Bauernhaus besitzt, vorbeizuschauen. Ganz spielt in “Vitus” und in “Pane e tulipani”, die beide im Programm von Roadmovie gezeigt werden.

swissinfo, Susanne Schanda

Die Tournee 2007 dauert vom 15. September bis 9. November.

Sie beginnt auf der Läntahütte in Zerveila-Vals und führt anschliessend durch 28 Ortschaften der Kantone Thurgau, Zürich, St. Gallen, Graubünden, Uri, Wallis, Tessin, Luzern, Baselland, Bern und Solothurn.

Roadmovie ist ein Non-Profit-Unternehmen und wird vom Bund, den Kantonen und privaten Stiftungen unterstützt.

Der Eintritt zu den Filmen ist frei, es gibt aber eine Kollekte zur Deckung der Unkosten.

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