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Presseschau vom 04.09.2002

Kulturpolitik im Kreuzfeuer

In den Kommentarspalten finden sich Themen wie die Entlassung vieler Bauarbeiter sowie eines Schauspielhaus-Direktors.

Der Verkauf von Vitaminen, der Kampf gegen Preiskartelle und kluge Ratschläge für einen Bundesrat runden das bunte Menü ab.

Mit der Übernahme von Meier+Jäggi hat sich der Luzerner Bauunternehmer Reto Brun offensichtlich übernommen. Deshalb wird er in der SOLOTHURNER ZEITUNG

«vom weissen Ritter zum Raider degradiert».

Kritisiert wird aber auch die Rolle der Banken:

«Dass ihn die Banken derart ins Messer laufen liessen ist ebenso unverständlich, wie sie nun den Konkurs hinnehmen.»

Die BERNER ZEITUNG brandmarkt Meier+Jäggi als Hasardeur, als Preisbrecher und fragt:

«Wer sind die grossen Verlierer in diesem Trauerspiel?»

Und hat auch gleich eine Antwort parat:

«Die Arbeiter, die jetzt ohne Job auf der Strasse stehen. Aber auch jene Firmen, denen die Preise kaputtgemacht worden waren. Ihnen fehlt jetzt die Substanz, die sie zum Überleben in schwierigen Zeiten unbedingt brauchen würden.»

Mit erfolgreicheren Geschäften befasst sich die BASLER ZEITUNG:

«Der Verkauf des Vitamin- und Feinchemikaliengeschäfts von Roche (…) ist der zweitletzte grosse Schritt in der Neuformierung der Basler Chemie. Wenn Novartis dann für das Ernährungsgeschäft einen Käufer gefunden hat, kann die Diversifizierung wieder von vorn beginnen.»

Die AARGAUER ZEITUNG begrüsst das

«Ende eines ‹Vitaminfalles'»

und hat bereits eine neue Hochzeit im Auge:

«Wie lange Roche dabei dem Liebeswerben von Novartis widerstehen kann, ist eine andere Frage.»



Die Proteste gegen die Entlassung von Christoph Marthaler als Zürcher Schauspielhaus-Chef finden im TAGES ANZEIGER ihren Niederschlag. Dem Verwaltungsrat werden zwar ehrbare Motive zugebilligt, aber:

«An der Protestversammlung (…) stand nicht die künstlerische Qualität von Marthaler zur Debatte, sondern das System.»

Der TAGI-Kommentator vergleicht den Verwaltungsrat mit

«Swissair-Managern, Bankanalysten und Vertretern des Shareholder Value».

Und gipfelt:

«An den Pranger gestellt wurden das Grounding, das Branding, das Marketing und alles was englisch tönt und irgendwie mit Wirtschaft in Verbindung gebracht werden konnte.»

Die Wirtschaftskommission (WAK) des Nationalrates will das Kartellrecht verschärfen. Damit ist auch die BERNER ZEITUNG einverstanden. Sie zweifelt …

«Ob sich diese Koalition der Vernunft auch im Nationalrat durchsetzen kann, ist aber alles andere als sicher.»

Denn: «Die Lobbyisten wetzen bereits die Messer.»

Die BZ gibt den Parlamentariern aber zu bedenken:

«Vielleicht ist es nötig, dass die Konsumentinnen und Konsumenten im nächsten Jahr an der Wahlurne ein deutliches Machtwort sprechen.»

Der TAGI bläst ins selbe Horn:

«Die bürgerliche Mehrheit in den Räten wird zeigen müssen, wie ernst sie es mit dem funktionierenden Wettbewerb – der Essenz der liberalen Marktwirtschaft – meint.»

Gratis-Lektion

Am BLICK-Telefon äusserte sich Verkehrsminister Moritz Leuenberger zu den umstrittenen 77 Expertenvorschlägen, mit denen die Zahl der Verkehrstoten auf Null gesenkt werden soll. Leuenberger wird zitiert:

«Vieles geht auch mir zu weit!»

Der BLICK nimmt diese Aussage zum Anlass, einem Bundesrat wieder einmal einen guten Ratschlag zu erteilen:

«Wer etwas mitzuteilen hat in einem hochsensiblen Feld, sollte immer bedenken, was er sagt – und vor allem wie.»

Der BLICK fragt sich:

«Warum müssen Experten zuerst in den Hammer laufen, bevor der Verkehrsminister Gas zurück nimmt?»

Etienne Strebel

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