
Unüberbrückbare Differenzen

Personalentscheid beim Schweizer Fernsehen. TV Chefredaktor Filippo Leutenegger wird freigestellt und verlässt SF DRS.
Der Regionalrats-Ausschuss DRS hat Filippo Leutenegger mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion als Chefredaktor des Schweizer Fernsehens DRS freigestellt.
Leutenegger machte sich seinen Namen mit und um die viel geschaute und polarisierende TV-Sendung «Arena» am Freitag abend, die für die Deutsche Schweiz zum Inbegriff des Ortes wurde, wo Meinungen und auch Politiker aufeinanderprallten. Dank «Arena» belebte sich die innenpolitische Diskussion. Die Deutschschweizer mussten sich vor den Zeiten der «Arena» in bundesdeutsche Programme einschalten, um Politiker öffentlich miteinander streiten zu sehen.
Leutenegger verlässt das Schweizer Fernsehen, wie Ausschuss-Präsident Hans Fünfschilling in Zürich bekannt gab. Die Chefredaktion des Deutschschweizer Fernsehens wurde laut Fünfschilling interimistisch Fernsehdirektor Peter Schellenberg persönlich «anvertraut».
Grund für Leuteneggers Freistellung seien unüberbrückbare Differenzen in wichtigen strategischen und organisatorischen Fragen, tief greifende Meinungs-Verschiedenheiten über Führungs-Prinzipien und das nicht mehr verhandene Vertrauens-Verhältnis zwischen Schellenberg und Leutenegger.
Gewerkschaft fordert rasch neue Chefredaktion
Nach Ansicht des Schweizer Syndikats Medienschaffender (SSM) ist zur Zeit eine zu grosse Machtfülle bei Fernsehdirektor Peter Schellenberg konzentriert. Für die Leitung der Chefredaktion müsse so rasch wie möglich eine definitive Lösung gefunden wird, schreibt die Mediengewerkschaft in ihrer Reaktion. Möglichst schnell müsse wieder ein «gedeihliches Arbeitsklima entstehen».
Die Gewerkschaft Comedia spricht von einem «autoritär gefällten Entscheid» und bedauert, dass die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgängig nicht konsultiert wurden. Empörend sei ferner, dass mit Leutenegger ein Chefredaktor entlassen wurde, der sich vehement gegen rigorose Sparmassnahmen in seinem Bereich zur Wehr gesetzt habe.
Die Bundesratsparteien reagierten zurückhaltend auf die sofortige Freistellung von Filippo Leutenegger. Die Hahnenkämpfe beim SF DRS seien ein Syndrom der Konkurrenzlosigkeit, teilte die FDP mit. SP-Generalsekretär Reto Gamma bedauerte den Abgang. Leutenegger sei ein qualifizierter Journalist. Ähnlich die Reaktion der SVP: Das SF DRS verliere mit dem Abgang Leuteneggers an Unabhängigkeit.
In erster Linie handle es sich bei dem schnellen Entscheid des Regionalratsausschusses DRS um eine Führungsfrage und keine parteipolitische Entscheidung, sagte CVP-Sprecherin Beatrice Wertli.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch