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Vatikan annulliert Exkommunikation

Seminaristen in Ecône im Juni 2008. Keystone

Vier integristische Bischöfe der Bruderschaft Pius X sind vom Papst rehabilitiert worden. Benedikt XVI. hob ihre Exkommunizierung auf. Ihr Priesterseminar und geistiges Zentrum liegen in den Schweizer Ortschaften Ecône und Menzingen.

Ein entsprechendes Dekret des Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Giovanni Battista Re, hat der Vatikan an diesem Samstag bekannt gegeben. Der Papst reagiere damit auf ein entsprechendes Gesuch des Generalsuperiors der Gemeinschaft, Bernard Fellay.

Bischof Fellay hatte sich am 15. Dezember 2008 neuerlich an die Päpstliche Kommission «Ecclesia Dei» gewandt, die für die Aussöhnung mit traditionsorientierten Gruppen zuständig ist.

Exkommunikation seit über 20 Jahren

1988 waren die vier Bischöfe Bernard Fellay (ein Schweizer), Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galaretta vom ultrakonservativen französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegen päpstliche Anweisung geweiht worden.

Dies hatte kurz darauf, am 1. Juli 1988, für alle fünf die Exkommunikation wegen schismatischen Akten zur Folge.

Der Exkommunikation durch Johannes Paul II. waren Unterredungen vorausgegangen, die der heutige Papst, damals Kurienkardinal Joseph Ratzinger, mit den Integristen geführt hatte. Diese platzten jedoch.

Holocaustleugnung nicht berücksichtigt

Bei deren Annullierung diesen Januar ist auch die Holocaustleugnung des Briten Williamson nicht berücksichtigt worden.

In einem Interview mit einem schwedischen Fernsehsender sagte Williamson, er denke dass 200’000 bis 300’000 Juden in den Konzentrationslagern der deutschen Nationalsozialisten starben, «aber nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern».

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hatte sich Lefebvre gegen die Reformen gewandt. Als «Dissident» gründete er eine traditionalistische Priesterbruderschaft und lehnte 1971 das von Papst Paul VI aufgelegte Römische Messbuch (Messritus in Landessprache statt Lateinisch) ab. Dieser suspendierte ihn 1976.

Mit der Aufhebung der Exkommunikation wolle man den Beziehungen zu der Bruderschaft «Stabilität geben». Dieses «Geschenk des Friedens» zum Ende der Weihnachtszeit solle auch ein Zeichen sein, die «Einheit in der Barmherzigkeit der Universalkirche» zu fördern und «den Skandal der Spaltung» zu überwinden, heisst es im Dekret von Kardinal Giovanni Battista Re.

Weg zur Versöhnung

Die Schweizer Bischofskonferenz sieht in der Aufhebung der Exkommunikation von vier traditionalistischen Bischöfen der Ecône-Bewegung den Weg zur Überwindung der Spaltung offen. Das teilte ihr Präsident, Bischof Kurt Koch, mit.

Die Spaltung habe Erzbischof Marcel Lefebvre mit der eigenmächtigen Weihe dieser Würdenträger 1988 verursacht. Papst Benedikt XVI. sei jetzt den Anliegen der von Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft Pius X. aus eigenem Antrieb weit entgegengekommen, heisst es in der von Koch unterzeichneten Stellungnahme vom Samstag.

Diesen Schritt habe der Pontifex durch die Zulassung der tridentinischen Messe in lateinischer Sprache als ausserordentliche Form des Messritus getan.

Empörung beim Israelitischen Gemeindebund

Vertreter der jüdischen Gemeinschaft und der Antirassismus-Kommission seien empört über den Entscheid des Vatikans, den englischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson zurück in die Kirche zu holen, schreibt die SonntagsZeitung.

Georg Kreis, Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, glaubt, «der Holocaust und seine Leugnung ist kein Detail der Geschichte, das um den Preis einer innerkatholischen Einigung (…) unter den Tisch fallen» dürfe.

Von einem «starken negativen Zeichen» spricht Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Vizepräsidentin des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds.

swissinfo und Agenturen

Juni 1988: Erzbischof Marcel Lefebvre, Generalsuperior der Priesterbruderschaft, weiht in Ecône VS gegen den Willen Roms vier Bischöfe. Es folgt die Exkommunikation.

Juli 1988: Johannes Paul II. gründet die päpstliche Kommission Ecclesia Dei, die die integristische Bruderschaft wieder in den Schoss der Kirche führen soll.

August 2000: Erste öffentlich bekannte Kontakte zwischen den Lagern an der Wallfahrt zum Heiligen Jahr in Rom.

Dezember 2000: Eine Serie von Treffen im Vatikan mit Bernard Felley.

Juli 2007: Der Papst erlaubt die tridentinische (lateinische) Messe für alle Priester, sollten deren Gemeinden es wünschen.

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