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Fluchtsituation selber erleben

Echte Flüchtlinge in Mazedonien. Keystone

"Respect" lautet das Motto des diesjährigen Flüchtlingstags vom 16. Juni. Am Flüchtlingstag und in Rollenspielen im Vorfeld lernen und lernten Jugendliche wie man sich als Flüchtling fühlt.

“Flucht.ch”, so nennt sich ein Parcous der am Samstag (16.06.) stattfindet. In Basel, Zürich, Lausanne und Lugano starten Jungendliche in Kleingruppen (je 2 “Fremde” und 2 “Einheimische”).

Auf Umwegen erreichen sie Bern, wo sie ein Konzert erwartet. Doch dieses Ziel muss erduldet werden: Unterwegs mit dem Regionalzug – die Fahrt muss mehrmals unterbrochen werden – damit im voraus bezeichnete Posten besucht werden können. Mit dieser Aktion erfahren die Jugendlichen was es heisst, sein Land verlassen zu müssen.

Organisiert wird diese Flucht à la CH von der Schweizerischen Arbeits-Gemeinschaft der Jugendverbände SAJV. Der SAJV besteht seit 1931.

Die Sirenen heulen

Der diesjährige Flüchtlingstag gab im Vorfeld vor allem in Schulen Anlass, die Schülerinnen und Schüler Situationen erahnen zu lassen, in die Flüchtlinge geraten können. Dabei wurde allerdings – aus naheliegenden Gründen – vor allem der Kriegsflüchtling, nicht aber der Wirtschafts-Flüchtling “simuliert.”

So auch in der Oberklasse der Schule Baar. Auch sie nahmen an einem Projekt der Schweizer Flüchtlingshilfe teil. Das Rollenspiel beginnt. Mit verbundenen Augen stehen die Schülerinnen und Schüler in der Aula.

Plötzlich fallen Schüsse, Sirenen heulen auf. Wer sich nicht sofort hinlegt, wird zu Boden gerissen. Aus einem Mikrofon tönt es: “Sucht eure Famlien, packt das Nötigste zusammen und haut ab!”

Hedienangst gehabt

Dann werden die Flüchtlinge nach draussen getrieben. Es beginnt die Flucht. Zuerst in den Luftschutzkeller, dann will man über die Grenze. Es kommen Schlepper. Dubiose Gesellen wollen Geld. Dann die Grenzwächter, die sie nicht in Land lassen wollen und die kein Deutsch sprechen.

Nur mit grösster Mühe überqueren sie die Grenze. Dann Asyl beantragen, Misstrauen begegnen. Nicht alle kriegen Asyl. Etliche bleiben im Ungewissen zurück. Alles ein Spiel, ein bitterböses.

Doch obwohl alle wissen, es ist nur eine “gespielte” Situation und obowhl alle so etwas wie lachen, sagten etliche doch, man habe eine Heidenangst gehabt.

Urs Maurer, Caroline Brändli NLZ

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